Eher ruhig feierte der Nordenstadter Rainer Noll, der sich als Kantor, Organist und als Organisator der Torhauskonzerte sowie musikalischer Weinproben einen Namen gemacht hat,...
WIESBADEN. Eher ruhig feierte der Nordenstadter Rainer Noll, der sich als Kantor, Organist und als Organisator der Torhauskonzerte sowie musikalischer Weinproben einen Namen gemacht hat, am 29. Januar seinen 70. Geburtstag. „Im Winter feiert es sich nicht so gut“, lacht der Mann, der darüber nachdenkt, seinen Geburtstag im Sommer nachzufeiern. 46 Jahre lang war Noll als Kantor und Organist in Nordenstadt, Kelsterbach und im Dekanat Rüsselsheim tätig. Die Musik begleitet ihn heute noch täglich. Auf seinem Hof in Nordenstadt geht er seiner musikalischen Leidenschaft an Klavier, Flügel und an einem Orgeltisch nach. Der lässt sich, dank einer Computersoftware, in viele bekannte Orgeln programmieren. Gerade hat er die Orgel aus dem französischen Caen, gebaut von Cavaillé-Coll, angewählt und schmunzelt: „Bei mir wird sie zu einer Cavaillé-Noll“.
Über 300 Darbietungen im Videoportal
Nicht nur die Möglichkeiten, die ein solches Computerprogramm bietet, begeistern den Musiker, auch Youtube hat er für sich entdeckt. Über 300 seiner Orgeldarbietungen hat er auf dem Videoportal unter „Rainer Noll live“ veröffentlicht. „Die Qualität der Aufnahmen ist ausgezeichnet“, freut er sich. „Und sie kommen gut an.“
Noll entdeckte in jungen Jahren seine Begeisterung für die Orgel. Nach Anfängen als Teenager in der Nordenstadter Kirche, entschied er sich jedoch nach dem Abitur für ein naturwissenschaftliches Studium. „Aber ich bin körperlich fast krank geworden, weil ich nicht mehr Zeit für die Musik fand“, erzählt er. Also wechselte er das Fach. Als Student bekam er Anfang der 70er Jahre die Gelegenheit, bei der Renovierung der evangelischen Kirche in Bierstadt die neue Orgel zu konzipieren und ist darauf bis heute stolz: „Es gibt keine spielbare Orgel dieser Größe, die so viele Möglichkeiten bietet“.
An vielen Orgeln im In- und Ausland hat er schon gespielt. Gut in Erinnerung geblieben ist ihm das Instrument der Schlosskirche in Schmalkalden. „Die Orgel wurde 1590 gebaut und verfügt nur über ein Manual, sechs Register und hat kein Pedal. Um dort zu spielen, habe ich mich lange durch die Orgelliteratur des 15. und 16. Jahrhunderts gearbeitet. Eine besondere, für unsere Ohren fast fremde Musik“, beschreibt er. Ausgerechnet die Aufnahmen von diesem Konzert werden zu seinem Erstaunen auf Youtube am meisten geklickt.
Im Moment arbeitet er an einem Werk von Milos Sokola, der „Fantasie und Fuge über b-a-c-h“ und es ist nicht nur die reine Freude: „Es ist sogar richtig ekelhaft, aber es reizt mich von der Musik her ungemein“, bekennt er. Die Abonnenten seines Youtube-Kanals dürfen sich berechtigte Hoffnungen machen, dass dieses Stück dort zu hören ist.