Christoph Stoll war schon als kleiner Bub auf dem Wiesbadener...

Heute sorgt Christoph Stoll an seinem Obst- und Gemüsestand für ein breites Angebot. Foto: Böhme   Foto: Böhme

Ein Leben ohne den Wiesbadener Wochenmarkt kann sich Christoph Stoll gar nicht vorstellen. Seine Eltern kamen von Anfang an auf den Wiesbadener Schlossplatz, um dort ihr...

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WIESBADEN. Ein Leben ohne den Wiesbadener Wochenmarkt kann sich Christoph Stoll gar nicht vorstellen. Seine Eltern kamen von Anfang an auf den Wiesbadener Schlossplatz, um dort ihr Gemüse und Obst anzubieten, das sie in ihrer Gärtnerei in Frankfurt-Oberrad anbauten. „Meine Eltern verkauften ihre Sachen anfangs auf dem Frankfurter Großmarkt, doch das war für uns als kleiner Familienbetrieb irgendwann nicht mehr zu stemmen.“

Da entdeckten die Eltern 1978 eine Anzeige der Stadt Wiesbaden, die Marktbeschicker für ihren neuen Wochenmarkt suchte. „Das probierten meine Eltern“, erzählt Christoph Stoll. Mit geliehenen Schirmen und zusammengesuchten Tischen boten sie ihre Tomaten, Salate, Bohnen, Zucchini, Gurken etc. aus eigenem Anbau auf dem Wiesbadener Schlossplatz an. Und das kam an, der Stand wuchs, zwischenzeitlich waren die Stolls auch noch auf einem neuen Wochenmarkt in der Berger Straße in Frankfurt aktiv, „doch das war eine immense Belastung für die Familie, denn meine Mutter war samstags und mittwochs in der Berger Straße, mein Vater in Wiesbaden“. Irgendwann entschieden sich die Stolls für Wiesbaden – und blieben dort auch. 2009 übernahm Christoph Stoll, inzwischen Gärtnermeister, den Familienbetrieb und ist heute nicht nur mittwochs und samstags auf dem Dernschen Gelände, sondern auch in Bierstadt und auf dem Markt in Frankfurt-Oberrad vertreten. Christoph Stoll kennt das Marktleben von klein auf. Schon als Achtjährigen nahmen ihn seine Eltern mit in die Landeshauptstadt. „Wenn ich müde war, da wir ja ganz früh aufstehen mussten, habe ich unter den Markttischen geschlafen“, erinnert er sich. Seine Eltern bauten ihm mit Decken auf den Gurkenkisten einen Schlafplatz, „da habe ich dann ganz ruhig und selig geschlafen“. Mit dem Erfolg, dass Stolls die vollen Gurkenkisten auch wieder mit nach Hause nahmen, da sich keiner traute, den schlafenden Bub zu wecken.

Je älter er wurde, desto mehr wurde der Markt zum Abenteuer für den kleinen Christoph. „Ich hab mich oft mit Freunden unter den Markttischen versteckt“, erzählt er, „von dort haben wir mit Erbsenpistolen auf die Beine der Kunden geschossen und uns diebisch gefreut, wenn die sich ganz irritiert ans Bein gefasst haben.“

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Mit zehn Jahren ist der kleine Christoph dann aber ins Marktgeschäft eingestiegen: „Meine Eltern haben mir einen kleinen Extratisch gebaut, an dem ich Waren für eine Mark verkaufen durfte. Das hab ich auch fleißig getan, die Scheine immer in meine Kasse gepackt und das Wechselgeld aus der Kasse meiner Eltern geholt – und war stolz wie Bolle, dass ich so viel Geld hatte.“ Die Eltern waren weniger erfreut und haben ihren Sohn daraufhin erst mal ausführlich ins Rechnungswesen eingewiesen.

So gut Christoph Stoll das Marktleben als Kind gefiel, als Jugendlicher fand er es „ätzend“, mit zu müssen: „Meine Freunde gingen freitagabends feiern, doch ich musste samstags ganz früh aufstehen und samstagabends war ich dann zu müde, um noch auf die Rolle zu gehen“, erzählt er. Also erfand er gute Ausreden, um nicht mit nach Wiesbaden zu müssen: Zimmer aufräumen, die Terrassenfugen von Moos befreien, Hausaufgaben... „Wenn ich aber nicht schnell genug war, gab’s kein Pardon – ich musste mit.“

Heute ist er nicht nur Gärtnermeister, sondern auch Marktmann mit Leib und Seele. Er engagiert sich als Marktsprecher, sucht neue Wege, um den Wochenmarkt auch für noch mehr Kunden attraktiv zu machen, züchtet über 40 Tomaten- und mehr als 20 Paprikasorten und sorgt mit ausgefallenem Gemüse wie Agretti, Knollenziest, Puntarelle oder Flower sprouts immer wieder für Bereicherung des Wiesbadener Wochenmarkts.