Christel Klein verkauft in vierter Generation auf dem...

Christel und Achim Klein, hier mit Mitarbeiterin Astrid Goth (Mitte), führen die Familientradition weiter. Foto: Wiesbaden Marketing

Christel Klein kam in den 70er Jahren als Siebenjährige mit ihren Eltern auf den Markt. Ihre Uroma war 1923 erstmals mit Käse, Butter, Eiern und „dem Grünzeug der...

Anzeige

WIESBADEN. Mit sieben oder acht Jahren, Anfang der 70er Jahre, war Christel Klein zum ersten Mal mit auf dem Wochenmarkt in Wiesbaden. „Meine Eltern nahmen mich in den Ferien mit“, erinnert sie sich, „und da es aus der Wetterau ein ganz schönes Stück Fahrt ist, mussten wir morgens um 5 Uhr schon los“. Schlimm sei das für sie nicht gewesen, meint sie, „ich wusste ja, auf dem Markt gibt es den leckeren Fleischsalat der Metzgerei Mernberger: Das war das absolute Highlight.“ Und es gab so viel zu erleben und zu entdecken. Christel Klein hat noch das Bild von dem großen Parkplatz auf dem Dernschen Gelände vor Augen, wo ein ständiges Kommen und Gehen herrschte und „an die nette Frau am Klohäuschen nebenan“. Zu Ostern, so erinnert sie sich weiter, seien in einem Drahthenkelkorb Eier im Wurstkessel gefärbt worden. „Die nicht so schönen durften wir Kinder bemalen und Kindern auf dem Markt schenken.“

Christel und Achim Klein, hier mit Mitarbeiterin Astrid Goth (Mitte), führen die Familientradition weiter. Foto: Wiesbaden Marketing
Ein Jugendfoto von sich hat Christel Klein nicht, doch dieses zeigt ihre Uroma Maria Bach als „Hockefrau“ auf dem Wiesbadener Wochenmarkt. Foto: Christel Klein

Im Marktkeller hatten die Eltern, Ernst und Ingrid Weber, für den Verkauf ihrer Landprodukte aus Langgöns-Niderkleen ihre schlichte Marktausstattung: ein Eisengestell, Planen und ein Tisch. „Wir mussten den Stand morgens erst aufbauen und nachmittags wieder abbauen und im Keller einlagern.“

Heute führt Christel Klein gemeinsam mit ihrem Mann Achim den „Landprodukte Weber“-Stand ihrer Familie in der vierten Generation. Ihre Uroma Maria Bach war 1923 erstmals mit Käse, Butter, Eiern und „dem Grünzeug der Nachbarn“ zum Markt nach Wiesbaden gefahren. Mit dem Zug. Die ganze Woche blieb sie dort, verkaufte auch in den umliegenden Orten ihre Waren. „Sie war eine ,Hockefrau‘“, berichtet Christel Klein. „So nannte man die Marktfrauen damals, denn sie hockten sich hin und boten ihre Waren vor sich an.“

Anzeige

1949 investierte die Familie in einen Wagen für die Marktfahrten, 1952 übernahmen die Großeltern Albert und Maria Weber den Marktstand, 1972 dann Christel Kleins Eltern, seit 2004 führen Achim und Christel Klein das Familienunternehmen. Doch die Waren wurden nicht nur auf dem Markt verkauft, Webers belieferten auch die umliegenden Ortschaften. „Meine Oma und meine Mutter waren freitagabends in Hattersheim, Hofheim und Erbenheim unterwegs, übernachteten beim ,Miggsche‘ in Erbenheim, um samstagmorgens pünktlich auf dem Wiesbadener Markt zu sein.“ Auch da hat Christel Klein schon als junges Mädchen mitgeholfen. Später absolvierte sie eine Lehre als Gärtnerin und Floristin, „doch als die Kinder kamen, hab ich den Beruf aufgegeben und dann später wieder meinen Eltern geholfen“.

Anfangs gab es Eier, Brot, Handkäs’, Kartoffeln und zu Weihnachten auch Gänse – alles aus dem Umkreis von Langgöns. Das haben Kleins auch beibehalten, doch das Angebot noch um selbst gemachte Marmeladen, Nudeln und auch Selbstgebackenes erweitert: Seit 2007 besitzt die Familie nämlich ein eigenes Backhaus, in dem Christel Klein nicht nur deftiges Brot selbst backt, sondern auch feine Kuchen, „alles nach den Rezepten meiner Oma“, sagt sie lachend. Und die fünfte Generation wird zumindest zu Ostern und in den Ferien auch schon am Stand gesichtet. Die Söhne Till (18) und Nils (15) „helfen, wenn Not am Manne ist“.

Das Leben ohne den Wochenmarkt kann sich Christel Klein gar nicht mehr vorstellen. 2004 musste sie allerdings zwangsweise rund acht Wochen pausieren. Da hatte sie mit ihrem Lieferwagen auf der Heimfahrt einen Unfall, „im Hänger lag alles kreuz und quer, das Auto war ein Totalschaden, doch mir war nichts passiert“.