Wiesbadener Bevölkerung: Mehr als je zuvor

Wiesbaden wächst. Und kommt dabei der 300.000-Einwohner-Marke immer näher.
© Lili Judith Oberle

Immer mehr Wiesbadener ziehen aufs Land. Wir erklären, warum die Bevölkerungszahl in der Stadt dennoch bald die 300.000er-Marke knacken könnte.

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Wiesbaden. Geht es mit der Bevölkerungsentwicklung in Wiesbaden weiter wie in jüngster Zeit, könnte Hessens Landeshauptstadt spätestens zum Ende des kommenden Jahres die 300.000er-Marke knacken. So legt es jedenfalls ein Blick ins nun veröffentlichte Statistische Jahrbuch nahe, das für den Stichtag am 31. Dezember 2021 bereits einen Bevölkerungsstand von 291.645 Einwohnern ausweist. Im Jahresverlauf 2022 dürfte die Marke noch deutlich näher kommen: Für Ende Oktober vermeldete die Stadtverwaltung bereits einen Einwohnerstand von 296.088. So viele hatte Wiesbaden in seiner Geschichte noch nie. Auch sonst verraten die demografischen Zahlen aus dem Amt für Statistik und Stadtforschung eine Menge über die Menschen, die Wiesbaden ihr Zuhause nennen.

Die reine Bevölkerungszahl ging in den vergangenen Jahren zwar stets nach oben, allerdings gestaltete sich das Bevölkerungswachstum ziemlich schwankend. Zwischen 2017 und 2021 folgte auf ein Jahr mit starkem Wachstum stets ein Jahr mit geringerem Zuwachs. So verzeichnete die amtliche Statistik für das Jahr 2020 ein kleines Plus von 51 Personen, für 2021 dann wieder satte 485 Menschen zusätzlich. Das letzte Jahr mit einem negativen Bevölkerungssaldo war das Jahr 2010, als ein Minus von 1774 Personen verzeichnet wurde - mit einem Plus von 3122 folgte gleich darauf 2011 wiederum eines der wachstumsstärksten Jahre der jüngeren Vergangenheit.

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Unterschieden wird bei den Demografen zwischen dem natürlichen Bevölkerungssaldo, also der Differenz aus Geburten und Sterbefällen, sowie dem Wanderungssaldo, der die Differenz von Zu- und Wegzügen nach und von Wiesbaden angibt. Hier fällt auf, dass sich die Zahlen der natürlichen Bevölkerungsentwicklung seit 2016 kontinuierlich verringern. Gab es vor sechs Jahren noch 489 mehr Geburten als Sterbefälle im Stadtgebiet, hat sich die Kennzahl schon 2020 ins Negative verkehrt und liegt für das Jahr 2021 nun bei -55. Es starben also 55 mehr Menschen als im gleichen Zeitraum geboren wurden. Aufgefangen wird diese Entwicklung lediglich durch den Wanderungssaldo, der 2021 mit einem Plus von 540 Menschen abschloss. 2018 war das noch umgekehrt: Damals verließen 180 Personen mehr die Stadt als Menschen nach Wiesbaden zogen.

Stetige Verluste an das Umland

Auffälligkeiten offenbart ein Blick in die detaillierteren Zahlen Zu- und Wegzug: Hier zeigt sich, dass Wiesbaden schon seit Jahren kontinuierlich Einwohner in die Umgebung verliert. So bewegt sich der Wanderungssaldo Wiesbaden und Umland seit Jahren stets im negativen Bereich zwischen 800 und 1000 Menschen. Der Wanderungssaldo mit dem Ausland, der nichts über die Staatsangehörigkeit der gezählten Personen aussagt, ist dagegen seit Jahren positiv: 2021 kamen 480 Personen mehr aus dem Ausland in die Stadt als ins Ausland abwanderten. Angeführt wird die Liste der Herkunftsländer von Rumänien (418 Zuzügler) und Bulgarien (406). Aus der Türkei, deren Staatsangehörige die größte nicht-deutsche Nationalitätengruppe (9086 Einwohner) in Wiesbaden stellen, zogen 2021 gerade einmal 174 Menschen in die Stadt.

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Bei der Zusammensetzung der Bevölkerung setzen sich vor allem zwei Langzeittrends weiter fort. Die Stadtgesellschaft wird älter und internationaler. Das Durchschnittsalter der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener lag 2021 bei 43,2 Jahren und damit noch etwas unter dem gesamtdeutschen Schnitt, dessen letzte Berechnung aus dem Jahr 2020 bei 44,6 Jahren lag. Genauso wie in der deutschlandweiten Betrachtung ist aber auch der Anstieg beim Durchschnittsalter der Wiesbadener ein kontinuierlicher. 2017 lag der Wert noch bei 42,9 Jahren. Ebenfalls ein kontinuierlicher Anstieg ist beim Ausländeranteil in der Stadtbevölkerung zu verzeichnen. 22,3 Prozent der Einwohner hatten Ende 2021 keine deutsche Staatsbürgerschaft, im Vergleichsjahr 2017 lag der Wert noch bei 20,6 Prozent. Die beiden Trends, Alterung der Stadtgesellschaft und Anstieg beim Ausländeranteil sind übrigens insofern miteinander verbunden, als die wachsende ausländische Bevölkerung spürbar zur Verjüngung der Stadtgesellschaft beiträgt. Unter den Wiesbadenern ohne deutsche Staatsangehörigkeit liegt das Durchschnittsalter mit 39,7 Jahren mehrere Jahre unter dem der deutschen Bevölkerung (44,2).