„Wer keine Freunde hat, lebt nur zur Hälfte.“ So lautet der Wochenspruch, der beim allwöchentlichen Montag-Morgen-Kreis der Privatschule Campus Klarenthal verkündet...
WIESBADEN. „Wer keine Freunde hat, lebt nur zur Hälfte.“ So lautet der Wochenspruch, der beim allwöchentlichen Montag-Morgen-Kreis der Privatschule Campus Klarenthal verkündet wird. Das passt perfekt, denn anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tags wird die Schule mit einer Urkunde für ihr besonderes Engagement für Kinder mit diesem Gendefekt ausgezeichnet. Stellvertretend überreicht der elfjährige David, der selbst davon betroffen ist, die Urkunde an Schulleiter Carlos Müller, seine Klassenlehrerin Katharina Schipper sowie seine ehemalige Grundschullehrerin Regina Ehses-Just. Dafür gibt es großen Applaus der gesamten Schülerschaft.
Von den rund 400 Schülern weisen knapp fünf Prozent eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung auf. „Im Zuge der Inklusion gibt es noch wenig pädagogische Konzepte“, erläutert Carlos Müller. Im Fall von David, der zusätzlich von einer Sprachbeeinträchtigung betroffen ist, erprobe man derzeit die Kommunikation über Gebärdensprache sowie über die Nutzung von Piktogrammen. „Das ist sicherlich etwas schwierig im Unterricht“, ergänzt der Schulleiter. Aber am Campus Klarenthal gebe es in jeder Jahrgangsstufe eine Kollegin oder einen Kollegen für die Beratung der Kinder mit Förderbedarf und für die Erstellung ihrer Unterrichtspläne.
Das Engagement der Schule findet Davids Mutter Isabel Löchte bemerkenswert, weshalb sie die Schule Campus Klarenthal für die Auszeichnung des Deutschen Down-Syndrom-Infocenters vorgeschlagen hat. „Hier hat man die Geduld, herauszufinden, was er sagen will“, sagt die 51-Jährige. Diese Zugewandtheit sollte ihrer Meinung nach beispielhaft für die ganze Gesellschaft sein. Tatsächlich müsse man jedoch befürchten, dass der Einsatz von Pränataldiagnostik auch zu einer Zunahme von Abtreibungen führt. Bereits heute komme lediglich jedes zehnte Kind zur Welt, bei dem der Gendefekt prognostiziert wird. Dabei seien auch Menschen mit Down-Syndrom wertvoll für die Gesellschaft.
Ein Auge für Kleinigkeiten entwickelt
„Ich habe von meinem Sohn gelernt, die Dinge nicht so wichtig zu nehmen, die wir oft zu wichtig nehmen, und ein Auge für Kleinigkeiten zu entwickeln“, erläutert Isabel Löchte. Sie sei glücklich, dass ihr Sohn am Campus Klarenthal ganz normal mit den anderen Kindern zusammen spiele, was früher in der Kindertagesstätte nicht immer selbstverständlich gewesen sei. „Bis zur Klasse acht läuft das ganz gut. Aber wenn sie in die Pubertät kommen, sind sie sehr mit sich selbst beschäftigt. Dann nimmt die Unterstützung etwas ab“, berichtet Carlos Müller aus dem Schulalltag. Dennoch würden am Campus Klarenthal fast alle Kinder mit Förderbedarf ihren Hauptschulabschluss erreichen. Davids großer Traum ist es, einmal als Tierpfleger zu arbeiten.