Austausch der Carl-von-Ossietzky-Schule mit Moskauer Gymnasium

Nach ihrem Empfang im Wiesbadener Rathaus folgt der Gruß vom Rathausbalkon mit Vertretern der Stadt. Foto: René Vigneron  Foto: René Vigneron

Seit mehr als 30 Jahren besteht der Schüleraustausch zwischen der Wiesbadener Carl-von-Ossietzky-Schule und einem Moskauer Gymnasium. Jetzt ist wieder eine zwölfköpfige...

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WIESBADEN. „Wenn man von Deutschland aus nach Russland guckt, sieht man nur das, was im Fernsehen ist, was in den Nachrichten kommt oder über das Internet verbreitet wird. Da sehen wir vieles mit Sorge, auch mit Kopfschütteln, und verstehen es nicht“, stimmt Stadtkämmerer Axel Imholz am Mittwochvormittag beim Empfang einer Schülergruppe aus Russland nachdenklich. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, direkt miteinander zu reden“, führt er fort. Gegenstand der Gespräche wären nicht Wladimir Putin oder die Politik im Allgemeinen. Vielmehr sind die Themen gar nicht so unterschiedlich „Da ist vielleicht eher die Frage, ob die Pop- und Fernsehstars, die die einen gut finden, beim anderen überhaupt bekannt sind“, und ob etwa Probleme im Schulalltag vergleichbar sind. „Egal, aus welchem Land man kommt und wie viel Kilometer dazwischenliegen – so unterschiedlich sind wir alle gar nicht.“

Auch die Lehrerin der Moskauer Schülergruppe betont, dass die schon seit mehr als 30 Jahren bestehende Partnerschaft des Gymnasiums aus Moskau mit der Carl-von-Ossietzky-Schule nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer, die Eltern und somit auch die beiden Länder verbinde. Dass das Moskauer Gymnasium den Schwerpunkt Deutsch hat, nimmt die Sprachbarriere und sei auch sicher mit ein Grund dafür, dass die Zusammenarbeit seit so langer Zeit andauere, ist Stadtrat Helmut Nehrbaß, der selbst einmal Schulleiter der Wiesbadener Partnerschule war, überzeugt.

Erster Austausch als Pilotprojekt im Herbst 1986

Im Herbst 1986 fand der erste Austausch mit einer Schülergruppe aus Russland und der Ossietzkyschule, die damals noch Oberstufengymnasium West hieß, in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung statt und sei zu der Zeit ein Pilotprojekt gewesen, betont Nehrbaß.

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Insgesamt zwölf Schüler sind mit ihren Betreuern für etwa zwei Wochen in der Landeshauptstadt zu Besuch und in den Familien der deutschen Schüler untergebracht. So waren die Jugendlichen am Wochenende bereits mit ihren Gastfamilien unterwegs. Die Burg Rheinfels in St. Goar habe ihr bei einem Besuch des Rheingaus besonders gefallen, erzählt Vika, eine der Schülerinnen aus Moskau.

Auch untereinander verstehen sich deutsche und russische Schüler gut: Sie unterhalten sich rege und schießen gemeinsam Fotos im Sitzungssaal, bevor es noch einmal ernst wird. Bevor Schulleiter Niko Lamprecht die Gruppe zum Mittagessen entlässt, macht er im Gedenkraum des Rathauses auf antisemitische Verbrechen in Deutschland – und auch in Russland – aufmerksam.