Die 25-jährige Feministin Sophie Passmann hat in Wiesbaden aus ihrem Buch vorgelesen, das das Klischeebild des „alten weißen Mannes“ bedient. Es soll keine Streitschrift sein.
WIESBADEN. Einen ganzen Sommer hat sie damit verbracht, sich mit mächtigen Männern zu treffen. Die Rede ist von Sophie Passmann. Die 25-jährige Feministin geht in ihrem Buch dem Klischeebild des „alten weißen Mannes“ nach. Schauplatz ihrer Lesung am Wochenende war das ausverkaufte Studio ZR 6 im Westend.
Passmann nimmt Platz auf dem für sie bereitgestellten Stuhl. Dann steckt sie sich eine Zigarette an. „Ich habe verschiedene Dinge vergessen“, sagt die Buchautorin und ergänzt: „Unter anderem mein Buch.“ Gelächter folgt aus dem Publikum. Ihr Werk, gebunden in einen rosa Umschlag mit aufgedruckter grauer Krawatte, hätte sie sich dann kaufen müssen. „Irgendwie muss ja man in den Bestseller-Listen bleiben“, stellt Passmann nüchtern fest. Ihr Humor wird mit Applaus belohnt.
Während die junge Frau aus ihrem Buch liest, trinkt sie Wein. Sie gehört zu einer neuen Generation junger Feministinnen. Frauen, die laut und selbstbestimmt sind. Sie wollen Vorstandschefinnen werden oder Hausfrauen, Kinder kriegen oder Karriere machen – oder beides. Ihr gemeinsames Feindbild: alte weiße Männer. Dabei sei nie geklärt worden, was der alte weiße Mann genau sei. Dafür begab Passmann sich auf Spurensuche, führte Interviews mit 16 Männern.
„Sind Sie ein alter weißer Mann und wenn ja – warum?“ – diese Frage stellte sie zum Beispiel Sascha Lobo, Rainer Langhans und ihrem Vater. Die Antworten hätten verschiedener nicht sein können. Zwischen den Zeilen sprach aber vor allem ihr Auftreten Bände: „Manchmal klang das, was die Männer mir gesagt haben, sehr feministisch. Aber die Treffen und der Umgang mit mir waren dann eigentlich eher relativ großkotzig und breitbeinig.“ Ob Robert Habeck oder Ulf Poschardt – immer wieder wurde die Autorin während ihrer Interviews unterbrochen, immer wieder wurde von ihr Gesagtes übergangen. Ihr Buch „Alte weiße Männer“ trägt den Untertitel „Ein Schlichtungsversuch“ – und genau das mache ihr Projekt aus.
Schon im Vorwort malt sie sich das Feindbild um: Nicht jeder alte weiße Mann sei ein „alter weißer Mann“. Für sie sei das eher geprägt von dem „Gefühl der Überlegenheit, gepaart mit der scheinbar völligen Blindheit für die eigenen Privilegien“. „Alte weiße Männer“ ist eben keine Streitschrift, kein gefährlicher Angriff auf Männer, sondern ein Gesprächsangebot. Und damit eine „Möglichkeit, ein angenehmerer Mensch zu werden“.