Selbst die Veranstalter wussten lange Zeit nicht, ob die Projekte tatsächlich umgesetzt werden können. Das Planen war nicht umsonst. 800 Teilnehmer packen mit an.
WIESBADEN. Wenn Corinna Bewersdorf hofft, dass eine Woche lang möglichst viele Wiesbadener in weißen Shirts unterwegs sind, hat das nichts mit Mode zu tun. Die Kleidungsstücke sind vielmehr ein Erkennungszeichen, dass sich jemand für eine gute Sache einsetzt: „Wiesbaden Engagiert“ steht auf besagten Shirts. Dabei handelt es sich um eine Initiative des Amtes für Soziale Arbeit, die im nunmehr 17. Jahr Unternehmen und gemeinnützige Einrichtungen sowie Organisationen zusammenbringt, um in einer Aktionswoche ein Projekt umsetzen. Zum Beispiel einen Kita-Zaun streichen oder einen Spielplatz mit neuem Sand, Unkrautjäten und Steineklauben wieder bespielbar machen. Oder auf Streuobstwiesen Äpfel aufsammeln und Keller entrümpeln. Die Aktionswoche startet heute, doch es gibt auch einige Projekte, die bereits gelaufen sind oder erst in den Wochen danach stattfinden – diese Flexibilität ist Corona geschuldet.
In einem normalen Jahr kommen im Schnitt 150 Projekte zusammen. Im Coronajahr 2020 waren es immerhin 65, die unter den Hygieneauflagen realisiert werden konnten. Andere Firmen verschoben ihr Engagement direkt auf 2021. Mit einer ähnlichen Zahl hatte Corinna Bewersdorf auch diesmal gerechnet, zumal die Aktionswoche im Dezember geplant wurde. „Im tiefsten Lockdown also. Aber wir sahen es als Licht am Horizont, auch wenn wir da noch nicht wussten, wie wir es dann tatsächlich umsetzen können.“
Inklusive Grillnachmittage und Workshops für Geflüchtete
Über die Zahl von 132 Projekten in diesem Jahr ist sie glücklich: „Wir sind ganz überrascht und stolz, dass die Akteure diese Zuversicht leben, dass dieser Zusammenhalt funktioniert.“ Die Projekte indes sind alle etwas kleiner, auch die Teams sind pandemiehalber personell weniger stark bestückt wie in den Vorjahren, wenngleich Corinna Bewersdorf dank der aktuell niedrigen Inzidenz gehäuft Anfragen erhält, ob einzelne Teams noch kurz vor knapp aufgestockt werden können. Zudem gibt es deutlich mehr „Anpackprojekte“, bei denen etwas gebaut, geräumt oder repariert wird, als „Begegnungsprojekte“, die vor Corona beispielsweise aus Ausflügen oder Spielnachmittagen bestanden. Nun gibt es „inklusive Grillnachmittage“, Workshops für geflüchtete Menschen und Seniorentreffs, einen Film über das Kinder- und Jugendtelefon. „Es sind kleine, feine Sachen, die da entstehen“, berichtet die Koordinatorin: Pausenspiele werden auf einen Schulhof gezeichnet; Wiesenkräuter geschnitten, Barfußpfade angelegt oder Rutschtürme gebaut. Natürlich alles unter Beachtung der Hygienevorgaben. „Es ist eine enorme Vielfalt der Projekte“, kündigt Corinna Bewersdorf an.
Rund 800 Teilnehmer sind es – übrigens auch von Stadt und Land, etwa vom Hessischen Kultusministerium oder der Hessischen Staatskanzlei. „Wir haben ein soziales Netz in Wiesbaden, das anders und stärker ist als in anderen Städten: Es ist besonders, wie die Stadt zusammenhält.“
Viele Unternehmen pflegten bereits seit Jahren eine feste Partnerschaft mit einer Einrichtung, in der sie jedes Jahr tätig werden; andere wechselten bewusst. Zwar gebe es viele „Wiederholungstäter“, doch 2021 sind direkt 30 neue Einrichtungen dabei und auch einige Firmen zum ersten Mal. „Es ist wie ein Sog, der viele mitzieht – es ist gerade in dieser Zeit ein bisschen wie ein Wunder.““