Zu schwer oder zu lang: Wiesbadener Polizei kontrolliert Lkws auf der Raststätte Medenbach
Ungesicherte Ladung zählt laut Polizeihauptkommissar Stefan Imhof mit zu den häufigsten Dingen, die der Kontrollgruppe Schwerverkehr bei der Autobahnpolizei begegnen. Doch was Imhof bei der Kontrolle am Montag auf der Raststätte Medenbach begegnet, "haben wir so noch nie gehabt".
Von Alexandra Groth
Die Polizeibeamten lesen die Daten im Fahrerhaus mit dem Laptop ab. Foto: René Vigneron
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WIESBADEN - „So was haben wir auch noch nicht gehabt“, sagt der Polizeihauptkommissar Stefan Imhof und schüttelt den Kopf. Ein polnischer Kleinlaster, der eigentlich 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht hat, wiegt laut Papieren schon 3,7 Tonnen – ein unzulässiger Umbau also, wie sich bei einer Kontrolle der Autobahnpolizei am Montag auf der Raststätte Medenbach an der A3 herausstellt. Aber es kommt noch besser: Allein für die Vorderachse zeigt die Waage 3.690 Kilogramm an, insgesamt ist das Fahrzeug um 109 Prozent überladen, eine Weiterfahrt damit ausgeschlossen.
Ungesicherte Ladung ist häufigster Verstoß
Der Fahrer muss auf der Raststätte bleiben, bis ein anderes Fahrzeug kommt, um die Paletten mit Wein umzuladen, die außerdem nur unzureichend gesichert sind. Ungesicherte Ladung zähle mit zu den häufigsten Dingen, die der Kontrollgruppe Schwerverkehr bei der Autobahnpolizei begegnen. Dazu kommen Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten oder technische Mängel wie an der Bereifung, nennt der Kontrollgruppenleiter Imhof gängige Beispiele. Kontrolliert werde permanent, entweder Einzelfälle im Streifendienst oder wie am Montag bei einer gezielten Aktion über mehrere Stunden.
Welche Lastwagen oder Busse kontrolliert werden, entscheide er nach Bauchgefühl oder wenn Mängel offensichtlich seien, sagt Christian Wetter. „Schauen Sie, der hat die Achse oben, also ist er nur wenig oder gar nicht beladen“, sagt er und zeigt auf einen _40-Tonner, der an der Abfahrt Niedernhausen vorbeifährt. Dort hat der Polizeioberkommissar Position bezogen, um den Verkehr zu beobachten und sich ein Fahrzeug zur Kontrolle auszugucken. Ausgebeulte Planen, durchhängende Achsen oder der Gesamtzustand des Fahrzeugs seien beispielsweise Kriterien, nach denen sie vorgingen. Aber nicht nur. In diesem Fall entscheidet er sich für einen weißen langen Lkw, weil vorne am Führerhaus die orangene Tafel darauf hinweist, dass da Gefahrgut transportiert wird, das Spezialgebiet Wetters, der dafür Fachkoordinator in der Dienststelle ist.
Er folgt dem Lastwagen mit dem Polizeifahrzeug und setzt sich kurz vor der Raststätte vor ihn, um den Fahrer mit der Anzeige auf dem Autodach aufzufordern, ihm zu folgen. Es wird sich bei der Kontrolle herausstellen, dass es an Ladung und Fahrzeug nichts zu beanstanden gibt. Aber die Fahrerkarte, von der mittels Laptop die Daten ausgelesen werden können, zeigt, dass der Trucker mehrfach deutlich die zulässige Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometer überschritten hat. Das bedeutet 120 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg.
Deutlich teurer wird es für eine Firma aus den Niederlanden. Der Fahrer des Transporters mit drei Lkw-Zugmaschinen auf der Ladefläche kann zwar eine Ausnahmegenehmigung vorweisen, dass er höher als vier Meter laden darf, und hält die vorgegebenen maximal 4,30 Meter auch knapp ein, wie die Beamten nachmessen.
Ein Meter zu lang: 1400 Euro Strafe
Dafür verdeckt die letzte Zugmaschine nicht nur das hintere Kennzeichen, sondern das ganze Gefährt ist mehr als einen Meter zu lang. Es werde nun ein sogenanntes Verfallverfahren eingeleitet, da die Firma Gewinnabschöpfung betreibe, wie Imhof erläutert. Anhand der Fahrtstrecke und der Tonnage wird aus einer Tabelle abgelesen, wie hoch die Strafe ausfällt, in diesem Fall knapp 1400 Euro. Die Fahrt darf erst fortgesetzt werden, nachdem eine der drei Zugmaschinen abgeladen ist. Glücklicherweise war das Ziel der Lieferung Frankfurt, sodass der Weg nicht allzu weit ist, um den Rest der Ladung später abzuholen.
„In den seltensten Fällen ist jemand renitent“, schildert Stefan Imhof sene Erfahrung, wie die Fahrer auf Kontrollen reagierten. Einige seien nervös, andere wiederum würden von selbst darum bitten, kontrolliert zu werden – weil der Chef einen so hohen Druck ausübe, was Zeiten oder Beladung betreffe.
Klar, er verliere Zeit, die ihm später beim Abladen eventuell fehle, sagt ein niederländischer Fahrer, der herausgewunken wurde. „Aber ich finde es gut, es dient unserer eigenen Sicherheit.“