Dreimal in der Woche verteilen die ehrenamtlichen Helfer der Wiesbadener Tafel Lebensmittel und andere Waren. Was sie dabei ausgeben, gleiche jeden Tag einer Wundertüte.
Von Sina Schreiner
Stellvertretende Redaktionsleiterin Wiesbaden
Sie packen bei der Tafel in Wiesbaden mit an (von links): Herta und Gertrud helfen bei den Backwaren, Carla und Gabi kümmern sich um die Verteilung der Molkereiprodukte.
(Fotos: René Vigneron)
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WIESBADEN - Dienstagvormittag, kurz vor 11 Uhr im Wiesbadener Stephanuszentrum. Der große Saal gleicht einer Markthalle, in der einen Ecke stehen mit Brot und Brötchen gefüllte Kisten, gegenüber werden die Obst- und Gemüsesteigen gerade einsortiert. Neben dem Eingang offene Kühlregale mit Joghurt und Milch, wie man sie aus dem Supermarkt kennt. Die Atmosphäre ist entspannt, die emsigen Helfer der Tafel treffen für diesen Tag die letzten Vorbereitungen und räumen die Waren ein. Dann kann es um Punkt 11 Uhr losgehen: Die Kunden stellen sich geduldig an, jeder wird einzeln und freundlich bedient, bekommt das, was gebraucht wird. Hier und da entsteht in der Schlange ein Gespräch, Hektik oder Durcheinander kommen erst gar nicht auf.
Dreimal in der Woche werden die Türen in der Klarenthaler Straße zur Lebensmittelausgabe geöffnet. 3000 Kunden versorgt die Wiesbadener Tafel jede Woche. Mit System: Jeder Kunde hat einen Ausweis und weiß, an welchem Wochentag er zu welcher Uhrzeit an der Reihe ist. Es wird nach Nummern nacheinander aufgerufen, am Eingang muss jeder einen symbolischen Betrag von einem Euro bezahlen. „Wir haben diese Ellbogenmentalität hier nicht, die Reihenfolge ist geklärt“, sagt Tafel-Vorstand Udo Pfeiffer über das System.
800 Tonnen Lebensmittel pro Jahr
Pfeiffer ist einer der Helfer, die an diesem Morgen schon ihre Tour hinter sich haben. 150 Geschäfte fahren die ehrenamtlichen Tafel-Mitarbeiter in Wiesbaden in der Woche an, verladen die gespendeten Waren und Lebensmittel in ihre Transportfahrzeuge und bringen sie direkt zur Stephanusgemeinde oder zum Lager im Kalle-Albert-Park. „Es ist jeden Tag eine Wundertüte“, sagt er, „wir wissen vorher nie, was wir bekommen“. 800 Tonnen Lebensmittel kommen im Jahr zusammen.
Sie packen bei der Tafel in Wiesbaden mit an (von links): Herta und Gertrud helfen bei den Backwaren, Carla und Gabi kümmern sich um die Verteilung der Molkereiprodukte. Fotos: René Vigneron
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Dass die Wiesbadener Tafel seit mehr als 20 Jahren ihre wichtige Arbeit für die Menschen in der Stadt leisten kann, liegt vor allem an den ehrenamtlichen Helfern, die sich hier engagieren. Derzeit seien es mehr als 200, die älteste 87 Jahre alt, erklärt die Tafel-Vorsitzende Ruth Friedrich-Wurzel. „Wir haben so viele verschiedene Einsatzbereiche, hier findet jeder ein Plätzchen.“ Sie selbst engagiert sich seit 18 Jahren für die Tafel – ehrenamtlich. „Wir haben viele Helfer, die einen Sinn darin sehen, was wir hier tun und lange dabei sind.“ Pfeiffer bestätigt das: „Es macht Spaß, weil man merkt, dass man etwas bewegen kann.“
Weitere Helfer sind stets gerne gesehen. Ebenso Spenden. Miete für die Räumlichkeiten und Sprit für die vier Transportfahrzeuge müssen bezahlt werden. An sechs Tagen in der Woche sind sie im Einsatz, der Kilometerstand steigt merklich an. Etwa sechs Jahre hält ein Transporter, der für die Tafel seine Touren fährt, durch. Das neueste Modell kam im Sommer dieses Jahres hinzu – mit Hilfe von „ihnen leuchtet ein Licht“. Die Benefizaktion dieser Zeitung hatte die Tafel bei der Neuanschaffung mit 20 000 Euro unterstützt.