Ein Spendenlauf an der Leibnizschule hat 5860 Euro erbracht, den Löwenanteil einer 10 000-Euro-Spende für schutzsuchende Ukrainer. Die Schüler engagieren sich aber auch vor Ort.
WIESBADEN - 10 000 Euro hat Klaus Endter, zweiter Vorsitzender der evangelischen Initiative „Zentrum der Hoffnung“, ins polnische Breslau überbracht. Das Geld dient dort zur Hilfe für aus der Ukraine geflüchtete Menschen. Rund 70 Prozent dieser Summe stammt von drei Wiesbadener Schulen, an denen Endter in den vergangenen Jahren Zeitzeugenprojekte durchgeführt hat, darunter die Gerhart-Hauptmann-Schule, eine Realschule, und die Integrierte Gesamtschule Alexej von Jawlensky. Mit 5860 Euro stammt der Löwenanteil aber von der Leibnizschule, deren Schülervertretung dafür einen Spendenlauf organisiert hat. „Das ist unglaublich und eine große Ehre“, freut sich Co-Schulsprecherin Nanami Berger über diesen hohen Anteil.
Anlässlich der symbolischen Scheckübergabe auf dem Schulhof berichtet Endter darüber, was er in Breslau über die Flüchtlingsarbeit vor Ort erfahren hat. Wiesbadens Partnerstadt hat eigentlich rund 640 000 Einwohner, aber in den vergangenen Monaten etwa 270 000 Geflüchtete aufgenommen. „Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das funktioniert und dachte, dass die Menschen in Turnhallen und Kirchen untergebracht sind. Aber sie leben alle in Familien“, erläutert Endter. Begünstigt werde das dadurch, dass es nicht nur nach dem Zweiten Weltkrieg eine große Fluchtbewegung aus der Region Lemberg hierher gegeben hat, sondern auch in der Folge der Annexion der Krim zahlreiche Ukrainer in die Region gekommen seien. „Für die Familien werden Spielsachen und Schulmaterial angeschafft, aber staatliche Unterstützung gibt es dafür nicht“, berichtet Endter. Spendengelder würden außerdem dafür benötigt, um Wohnraum so umzugestalten, dass er von mehr Menschen genutzt werden kann. Etwa durch die Installation zusätzlicher Toiletten. Aber auch psychologische Betreuung werde finanziert.
In der Leibnizschule hat man derzeit eine Pinnwand eingerichtet, an der Material wie Schulranzen oder Turnschuhe gesucht und angeboten werden können. Schulleiter Rainer Guss wiederum ist derzeit auf der Suche nach Lehrkräften, die ukrainisch und deutsch sprechen. Auch die Schülervertretung überlegt, wie sie Geflüchtete weiter unterstützen könnte. „Eine Idee wäre, sie in musikalische und sportliche Angebote zu integrieren, die außerhalb des Unterrichts stattfinden“, erläutert Co-Schulsprecher László Vonier. Schließlich existiert an der Leibnizschule seit Ende der Osterferien eine Deutsch-Intensivklasse mit derzeit 18 ukrainischen Schülern im Alter zwischen 10 und 15 Jahren. „Ich hatte mit Sprachschwierigkeiten gerechnet, aber es funktioniert besser als gedacht“, berichtet Lehrer Matthias Gewehr. Denn die Schüler können sich gegenseitig unterstützen, sodass sie am Ende Aufgabenstellungen in drei Sprachen erhalten: von Deutsch über das Englische ins Ukrainische.
18 ukrainische Schüler besuchen die Intensivklasse
Die Älteren unter ihnen beginnen in Englisch-Kursen gerade mit dem Besuch des Regelunterrichts. „Es war ein bisschen schwierig, zu verstehen, aber ich habe etwas Neues gelernt“, berichtet die zwölfjährige Mariia. Auch beim Austausch mit anderen Jugendlichen werde Sprachkompetenz in beide Richtungen erweitert. „Ich vermisse meine Freunde und Haustiere“, verdeutlicht die 13-jährige Kate. Sie wolle daher auf jeden Fall in ihre Heimat zurückkehren. Während manche nur auf den geeigneten Zeitpunkt dafür warten, gebe es in beiden Familien aber auch Mitglieder, die sich vorstellen könnten, in Deutschland zu bleiben.