Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) wurde im Rathaus mit dem diesjährigen Wiesbadener Kulturpreis ausgezeichnet.
Von Birgitta Lamparth
Redakteurin Kultur und Stadtredaktion Wiesbaden
Freude über den Kulturpreis 2018: Andrea-Eva Ewels, Peter Schlobinski und Kulturdezernent Axel Imholz.
(Foto: Volker Watschounek)
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WIESBADEN - Das ist eine denkwürdige Woche für die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS): Bevor die in Wiesbaden beheimatete Institution am Freitag im Rathaus das diesjährige „Wort des Jahres“ bekannt gibt, wurde sie jetzt im dortigen Festsaal mit dem Wiesbadener Kulturpreis ausgezeichnet. Der Preis wird seit 1981 jährlich vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert.
„Juryentscheidung in großer Einmütigkeit“
„Ist das eigentlich eine Wiesbadener Kulturinstitution?“, fragte der Kulturdezernent Axel Imholz in seiner Festrede und nahm möglicher Kritik an der „Juryentscheidung in großer Einmütigkeit“ gleich den Wind aus den Segeln. Aber diese Kritik gibt es gar nicht: Die GfdS, seit 1955 mit ihrer Zentrale in Wiesbaden ansässig, sei zum einen Botschafterin der Landeshauptstadt – rund 100 Zweigstellen gebe es mittlerweile weltweit. Zum anderen engagiere sie sich mit Angeboten wie der Beratung bei der Suche nach einem Vornamen auch vor Ort, sagte Imholz. Seit ihrer Gründung 1947 verstehe sich die Gesellschaft als Vermittlerin zwischen Öffentlichkeit und Sprachwissenschaft.
Und diese Funktion erfülle sie „nicht oberlehrerhaft, sondern hilfreich und konstruktiv“ lobte Jörg Meibauer in seiner sehr pointierten Laudatio. Der Sprachforscher und Professor an der Universität Mainz entwarf eine Vorstellung der GfdS-Aufgaben in einem Gebiet, „in dem jeder meint, Experte zu sein, und glaubt, die Sprache gehöre ihm“. Oder ihr – will man (nicht: frau) geschlechtergerechte Sprache sprechen. Darf man sein Kind „Superman“ nennen? Ist es eine Beleidigung, wenn jemand mit „Eierarsch“ tituliert wird? Der Witz von Wortspielen, die Entdeckerfreude an neuen Begriffen – all das floss ein in die Laudatio Meibauers. Aber auch die Tücken der Sprache: Wenn ein GfdS-Redaktionsstab beim Deutschen Bundestag über Worte wie „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ verhandeln muss oder wenn Hetze eine sprachliche Straftat bildet.
Freude über den Kulturpreis 2018: Andrea-Eva Ewels, Peter Schlobinski und Kulturdezernent Axel Imholz. Foto: Volker Watschounek
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„Sprachliche Verrohungen ebnen gesellschaftlichen Verrohungen den Weg“, konstatierte denn auch Peter Schlobinski in seiner Dankesrede. Der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache zitierte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die eine Erosion von Sprache beklagt hat. Er kündigte einen demnächst erscheinenden Leitfaden für gendergerechte Sprache an. Normalerweise sei es die GfdS selbst, die Preise vergibt („Medienpreis für Sprachkultur“), umso mehr freue es sie, dass die Gesellschaft nun selbst ausgezeichnet werde, so Geschäftsführerin Andrea-Eva Ewels: „Das ist für unseren Verein und auch für mich eine große Ehre.“ Ihr Dank richte sich an die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle in Wiesbaden, die bundesweit Veranstaltungen organisieren. Es sei für sie „ein Privileg, die Kultur in Wiesbaden zu bereichern“, sagte Andrea-Eva Ewels, bevor sie gemeinsam mit Peter Schlobinski den Kulturpreis entgegennehmen konnte.
Musikalisch umrahmt wurde die Verleihung von Sängerin Dunja Koppenhöfer mit sehr gut passenden Songs von Hildegard Knef bis Helene Fischer. Fischer war mit „Ein kleines Glück“ und bemerkenswert schönen Texten vertreten. Sprache, sagte Koppenhöfer, habe auch etwas mit Zuhören zu tun. Wie wahr. Auch für sie übrigens eine denkwürdige Woche: Am Freitag und Samstag ist sie bei der „Night of Music“ im Kurhaus dabei.