Wiesbadener City-Bahn sorgt für Optimismus: Betriebsrat von Eswe-Verkehr sieht keine Alternative
Die City-Bahn bringt für Wiesbaden einige Veränderungen mit sich. Nicht nur Pendler sind davon betroffen. Auch die Mitarbeiter von Eswe-Verkehr, vor allem natürlich die Fahrer, müssen sich auf einige Veränderungen einstellen.
Von Manfred Knispel
Der Betriebsrat der ESWE-Verkehr diskutiert über die City-Bahn. Foto: Joachim Sobek
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WIESBADEN - Kaum eine Berufsgruppe wird so von einer City-Bahn betroffen sein, wie die Mitarbeiter von Eswe Verkehr, speziell ihre Fahrer. Viele Arbeitsplätze werden sich grundsätzlich ändern, wenn künftig Straßenbahnen statt Gelenkbusse fahren.
Die Veränderungen werden von der Belegschaft offenbar begrüßt. Im Gespräch mit dieser Zeitung äußern sich die Betriebsratsmitglieder während einer Sitzung des Gremiums durchweg positiv zu dem Mammutprojekt. Sie stellen aber auch Forderungen: Kein Arbeitsplatz darf verloren gehen oder verlegt werden.
„Wir brauchen die City-Bahn, wir sind an unsere Grenzen gestoßen“, sagt etwa Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Klumb: „Wir stehen uns ja schon jetzt mit den Bussen selbst im Weg und kriegen die Menschen nicht mehr weg von den Haltestellen.“ Betriebsrat Jürgen Gebhardt sieht es ähnlich: „Der Bus steht im Stau, da geht nichts dran vorbei.“ Für beide „gibt es keine Alternative zur City-Bahn.“
DER BETRIEBSRAT
Eswe Verkehr hat derzeit eine Gesamtbelegschaft von 950 Mitarbeitern. Davon sind rund 650 Fahrer, 100 beim Technischen Betrieb, 21 bei der Nerobergbahn, der Rest in der Verwaltung, darunter auch die Fahrausweisprüfer. Hinzu kommen zwei freigestellte Betriebsräte.
Derzeit sind zudem Fahrer der City-Bus Mainz auf Eswe-Bussen im Einsatz. Sie sollen mittelfristig durch festangestellte Eswe-Fahrer ersetzt werden. Bei Einbeziehung der City-Bus-Fahrer hat der Betriebsrat 15 Mitglieder, wie dies aktuell der Fall ist. Ohne sie wären es nur 13. Sechs Betriebsräte sind ehemalige Wibus-Fahrer. Die jetzige Wahlperiode dauert bis kommenden April.
Fahrverbote können Umstieg auf die City-Bahn fördern
55 Millionen Fahrgäste hat Eswe 2016 transportiert, ein Rekordergebnis. „Und wer hat sie gefahren?“, fragt rhetorisch Thomas Baldering, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. Er verspricht sich eine erhebliche Entlastung für die Kollegen, wenn die City-Bahn kommt.
Auch die derzeitige Diskussion um Fahrverbote in Innenstädten spricht aus Mehmet Polats Sicht für die City-Bahn. „Falls das kommt, werden die Autofahrer auf die City-Bahn umsteigen“, ist er sicher. Ein modernes Nahverkehrsangebot, fügt Ludwig Katzenberger hinzu, sei auch wichtig für Firmen, die sich in Wiesbaden ansiedeln wollten.
Baldering warnt indes: „Wir sollten aufpassen, dass die Arbeitsplätze bei uns bleiben.“ Helge Dörr erinnerte an die Zusage der Geschäftsführung, dass alle Arbeiten im Zusammenhang mit neuen Techniken „von eigenen Leuten“ gemacht würden. Dazu zählen laut Dörr nicht nur die Wartung der neuen Straßenbahnen im eigenen Betriebshof, sondern auch die Instandhaltung einer neuen Generation von Bussen mit Elektro- oder Brennstoffzellenantrieb. Die Tankstelle für Brennstoffzellenbusse soll ebenfalls in Wiesbaden sein.
Neben Euphorie ist auch Skepsis hörbar
Polat sieht hingegen keine Gefahr für Arbeitsplätze, im Gegenteil: „Ich glaube, es wird neue Arbeitsplätze geben.“ Allerdings müssten sich die Mitarbeiter auch auf Umschulungen einstellen. Zudem sei der jetzige Betriebshof viel zu klein, eine Ausdehnung auf den Salzbach-Parkplatz unverzichtbar.
Doch neben Euphorie ist auch Skepsis hörbar. Christoph von Küster etwa hält es für bedenklich, dass in der neuen Planungsgesellschaft für das Projekt City-Bahn zwar Politiker säßen, aber keine Betriebsratsmitglieder. Peter Rossel hofft, „dass da mit den Fahrern zusammengearbeitet und unser Potenzial an Wissen nicht verschwendet wird“.
„Wir dürfen das Projekt nicht totreden“
Mit mündlichen Zusagen der Geschäftsführung indes will es der Betriebsrat nicht bewenden lassen. Vielmehr soll auf den Abschluss einer Vereinbarung bestanden werden, sagt Vorsitzender Klumb. Gleichwohl ist der Optimismus unter den Fahren offenbar groß. „Bei uns rufen jetzt viele Kollegen an und fragen, ob sie sich schon als City-Bahn-Fahrer bewerben können“, sagt Betriebsrätin Christine Pietruschka.
Die Auffassungen, wie die City-Bahn im Detail aussehen könnte, sind allerdings unterschiedlich. Von Küster schlägt beispielsweise eine Nutzung der Aartalstrecke mit einer Verlängerung bis zum Hauptbahnhof und einen Anschluss ans S-Bahn-Netz vor. Das würde erhebliche Pendlerströme aus der Innenstadt nehmen. Peter Rossel hält die Diskussion für zu früh. „Wir dürfen das Projekt nicht totreden, bevor es überhaupt losgeht“, sagt er. Werner Springer will dazu auch den neuen Verkehrsdezernenten Andreas Kowol (Grüne) anhören. Eine Einladung des Betriebsrats zu einer der nächsten Sitzungen gilt als sicher.