Wiesbadener Berufsschüler haben ihren Europass in der Tasche
Von Ruben Stern
Nach dem erfolgreichen Praktikum erhalten die Schüler von Tanja König und Schulleiter Rainer Strack den Europass-Mobilitätsnachweis. Foto: Jörg Halisch
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WIESBADEN - Die Europäische Union legt seit jeher großen Wert auf den Austausch zwischen den Mitgliedsstaaten. Seit 2004 gibt es den sogenannten „Europass-Mobilitätsnachweis“. Der wird an Personen vergeben, unabhängig von Alter, Bildungsniveau und Beruf, die für Lernzwecke eine bestimmte Zeit in einem anderen europäischen Mitgliedsstaat verbringen. Die vermittelten Kompetenzen werden so dokumentiert.
Zwölf Schülerinnen und ein Schüler der Schulze-Delitzsch-Berufsschule, die vor ihrem Abschluss im Bereich Fremdsprachensekretariat stehen, bekamen gestern ihren Europass verliehen. „Wir sind als Schule sehr stolz, zum zehnten Mal den Europass vergeben zu können“ sagte Schulleiter Rainer Strack. Er hob die Bedeutung der Fremdsprachen hervor: „Viele Unternehmen verwenden auch bei uns als Hauptsprache Englisch. Oft ist es die Voraussetzung für ein berufliches Weiterkommen.“ Der Unterschied zu normalem Unterricht sei, dass man in einem fremden Land gezwungen ist, in der dortigen Sprache zu kommunizieren, und damit die Sprachhemmnisse abzubauen, meinte Strack. Auslandspraktika würden aber nicht nur die Verbesserung der Sprache bewirken. Persönliche Erfahrungen und das Kennenlernen anderer Kulturen seien ein weiteres Merkmal des Auslandaufenthalts. „Wenn ich die Menschen in einem Land kenne, mich mit ihnen auseinandersetze und spreche, ist ein vernünftiger Umgang wahrscheinlicher. Es können Grenzen überwunden werden - im Kopf und auf der Landkarte.“
Hundert Bewerbungen bis zum Traumplatz
Die Auslandserfahrungen wurden vor allem erneut durch Stipendien des „Erasmus plus“ Programms der Europäischen Union ermöglicht. Tanja König, die Konferenzleiterin Fremdsprachenschule, stellte die Anträge dafür und kümmerte sich auch sonst während der Zeit um die Schüler. Alle Schüler aus dem Jahrgang konnten so das fünfwöchige Pflichtpraktikum absolvieren. Ein Flüchtling aus Syrien musste das Praktikum wegen seiner Aufenthaltsbestimmungen in Deutschland abhalten. Für die Anderen ging es nach Malta, Irland, Frankreich, Kroatien – und nach England, das durch den Brexit nur noch bis 2020 an dem Programm teilnehmen wird. Bis dahin war es jedoch viel Arbeit. Eine Schülerin musste über hundert Bewerbungen schreiben, um in ihrem Wunschbereich Mode einen Praktikumsplatz zu bekommen.
Luella Döringer arbeitete in einem Museum in London und sprach dem anwesenden Jahrgang, dem das Praktikum noch bevorsteht, Mut zu. „Ich wurde gut aufgenommen und es war leichter als gedacht. Nach und nach hat sich alles normalisiert. Irgendwann habe ich mich nicht mehr fremd gefühlt.“ Die Klasse kam zu der Erkenntnis, dass sogar bei einem weniger guten Aufenthalt, die Erfahrungen nach einem Praktikum sehr wichtig und hilfreich sind.