Wiesbaden unterstützt "Folklore"-Nachfolger mit 200.000 Euro
Voraussichtlich am 24. und 25. August 2019 soll das erste "Festland"-Festival im Kulturpark Wiesbaden stattfinden. Die neue Veranstaltung soll kein Lückenbüßer für das "Folklore"-Festival sein.
Von Julia Hein
2015 war Schluss mit dem „Folklore“-Festival. Einen Nachfolger wird es nicht geben, wie die Stadt nun mitteilte.
(Archivfoto: Friedrich Windolf)
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WIESBADEN - Die Landeshauptstadt betritt „Festland“ – und das ganz ohne großes Getöse. Im Schatten der diesjährigen Open-Air-Reihe auf dem Kulturparkgelände am Schlachthof hat sich der Folklore-Nachfolger eingeschlichen. Unter der Federführung einer bislang einzigartigen Kooperation von Vertretern der Wiesbadener Veranstaltungsszene soll 2019 das neue Festival an den Start gehen. Das erste „Festland“ wird voraussichtlich am 24. und 25. August 2019 im Kulturpark Wiesbaden stattfinden. Der neue Name soll zeigen, dass hier nicht die Rede von einem Lückenbüßer für „Folklore“ ist.
Nach Informationen dieser Zeitung soll „Festland“ keinen Eintritt kosten. Damit hängt die Finanzierung also von städtischen Geldern ab. Zudem planen die Veranstalter, Zuschüsse und Sponsorengelder zu akquirieren. Alle zwei Jahre soll das Kulturfestival unter gemeinsamer Ägide von „Palast Promotion“, „Kreativfabrik Wiesbaden“, dem Kulturzentrum „Schlachthof“ und der Projektgruppe „Kultur im Park“ stattfinden, um nicht mit der Biennale des Staatstheaters in Konkurrenz zu treten.
Im Mittelpunkt steht nicht die Musik
Im kommenden Sommer präsentieren Schlachthof und Co. zunächst eine abgespeckte Version, die sich auf das Gelände des Kulturparks vom Parkplatz Salzbachaue zum Ende Wendehammer bis zur Fläche zwischen der „Kreativfabrik“ und der Mainzer Straße beschränkt. Die Vision ist es, mit einem Zuschuss von 400.000 Euro „Festland“ in den kommenden Jahren auf die Innenstadt auszuweiten. So bestätigt es auch ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 21. Juni. Im Mittelpunkt steht – mutmaßlich auch wegen der Lärmbeschwerden der Vergangenheit – nicht die Musik: „Ein reines Musikfestival ist für diesen Ansatz nicht mehr zeitgemäß und würde im übersättigten Festivalmarkt untergehen“, sagen die Veranstalter.
Vielmehr lebe „Festland“ von den sechs Elementen Street Art, Musik, Film, Interaktion, Sprache und Dekoration/Installation. Audiovisuelle Installationen sollen für die Besucher eine neue Erlebniswelt erschaffen. Auf dem Programm steht das Themenfeld Urbanität mit Bezug zur Stadt- und Weltpolitik. Sich nur bei Lesungen berieseln zu lassen, sei nicht das Ziel. Stattdessen wolle man durch Interaktivität meinungsbildend wirken, sich also von rein konsum- und entertainment-orientierten Festivals abgrenzen.
"Jedes neue Kulturangebot zählt"
Nach seinem Ende 2015 hatte das „Folklore“-Festival eine klaffende Wunde hinterlassen. Das bisherige Trostpflaster „Youth Culture“ – ausschließlich für die jüngere Generation – konnte nicht für Linderung sorgen. Jugendparlamentsmitglied Paul Berg bezeichnet es daher als „Reinfall“: „Es gibt auf diesem Festival gefühlt mehr Veranstalter als Jugendliche.“ Das nun bekannt gewordene Konzept verspricht Linderung: „Die Stadt braucht ein schon im Ansatz neues Kulturfestival, ein Eigengewächs mit überregionaler Strahlkraft“, sagen die Veranstalter. Ihr im April an Jörg-Uwe-Funk vom Kulturamt Wiesbaden und den Kulturdezernenten Axel Imholz (SPD) gerichteter Antrag wurde mit zunächst 200 000 Euro bewilligt. Imholz erhofft sich, „dass die Veranstalter ein breites Publikum ansprechen und Kulturangebote in ihren vielseitigen Facetten das Festivalgelände prägen und zum Mitmachen einladen werden.“
Sein Parteigenosse Hendrik Schmehl, kulturpolitischer Sprecher der SPD, zeigte sich auf Nachfrage „überzeugt, dass das gut wird. Wiesbaden wird dadurch weit über seine Grenzen hinaus attraktiver.“ Auch Gabriele Enders, kulturpolitische Sprecherin von der FDP, sieht eine Dringlichkeit in der Veranstaltung: „Jedes neue Kulturangebot für Wiesbaden zählt. Ich freue mich sehr!“