Werbung mit Schokokuss: Veranstaltungsreihe in Wiesbaden kämpft gegen Alltagsrassismus
Anlässlich des "Internationalen Tags gegen Rassismus" am 21. März hat die Jugendinitiative Spiegelbild in Wiesbaden eine Veranstaltungsreihe auf die Beine gestellt. Vom 13. bis 26. März wird mit zwei Ausstellungen und vielen weiteren Terminen gegen Alltagsrassismus angekämpft.
Von Heinz-Jürgen Hauzel
Lokalredakteur Wiesbaden
Hendrik Harteman (rechts / Spiegelbild), mit (von links) Emely Dilchert, Verena Delto und Melissa Groh (Spiegelbild) bei der Vorstellung des Programms für die Internationalen Wochen gegen Rassismus. Foto: wita / Paul Müller
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WIESBADEN - Das Plakat provoziert den falschen Einstieg: Lauter Moh... Nein, nein, nein! Schaum- oder Schokoküsse heißt es korrekt. Und wer dieses Wort benutzt, stößt bei Hendrik Harteman schon wieder auf Gegenwehr. „Uns geht es nicht darum, die ,political correctness’ einzufordern“, betont der Bildungsreferent von Spiegelbild, der Jugendinitiative des Aktiven Museums. Ziel sei es einfach, versteckten Rassismus ans Licht zu ziehen und den Sinn zu wecken für einen bewussteren Umgang mit Sprache. Harteman konstatiert: „Sprache gestaltet Wirklichkeit und kann eben auch Gewalt sein.“
Aus Anlass des „Internationalen Tags gegen Rassismus“ am 21. März hat sich unter Leitung von Spiegelbild zum zweiten Mal in Wiesbaden ein Bündnis zusammengefunden, das ein Programm vor allem für junge Menschen zum Thema organisiert – diesmal mit 21 Veranstaltungen und zwei Ausstellungen vom 13. bis zum 26. März.
Man wolle sich nicht die Bösen vorknöpfen, sondern widme sich dem gewöhnlichen „Alltagsrassismus“, so wie er uns täglich begegne. „Wir schauen auf die Strukturen, die Platzanweiser dieser Gesellschaft, auf die oft genug unbedachten Äußerungen, die immer auch eine Machtkomponente beinhalten: Wir stehen über Euch.“ Im Programmheft heißt es: „Rassismus stellt eine soziale Praxis der Unterscheidung dar, die Gesellschaften strukturiert und Hierarchien legitimiert.“ Mohr, Neger, Zigeuner – Harteman zählt die Begriffe gar nicht auf, die „diskriminieren, verletzen“ und so einem respektvollen Umgang miteinander entgegenstehen.
Zu dem breiten Bündnis mit 21 Partnern von der Landeszentrale für politische Bildung über die Wiesbadener Stadtteilzentren, die Hochschule Rhein-Main bis zur Volkshochschule zählt auch der Stadtschülerinnenrat. Dessen stellvertretende Vorsitzende Emely Dilchert beklagt, dass „wir in den Schulen nicht so viel lernen über Rassismus. Dieses Thema, mit dem man sich auseinandergesetzt haben sollte, findet zu wenig Raum“. Die Veranstalter reagieren also auch auf vorhandene Defizite.
Harteman hofft auf eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema, auch wenn er weiß, wie schwer es wird: „Denn Rassismus ist ein so großes Wort, ein so schweres Thema, dass es gleich als Vorwurf verstanden wird und viele Menschen sofort zumachen.“ Auch Emely Dilchert hat von Mitschülern schon den Satz gehört: „Ich bin nicht rassistisch, also brauche ich mich damit nicht zu beschäftigen.“ Das Programm bietet verschiedene Wege an, sich dennoch zu öffnen und dem Thema zu nähern.
Die Eröffnung findet am Samstag, 11. März, um 13.30 Uhr in der Volkshochschule im Europaviertel statt. Dort werden über zwei Wochen zwei Ausstellungen zu sehen sein – einerseits eine Auswahl von Schwarz-Weiß-Porträts der afrodeutschen Fotografin Nzitu Mawakha, parallel „Homestory Deutschland – schwarze Biografien in Geschichte und Gegenwart“. Angebote in der Stadtteilzentren Schelmengraben und Gräselberg, ein Workshop zum Alltagsrassismus in der Schule, ein Vortrag zur Entwicklung der AfD in Hessen, Kinovorführungen, ein Lauf gegen Rassismus, Konzerte und Lesungen gehören zum Programm, das auf der Internetseite von Spiegelbild zu finden ist.