Verein kämpft seit 20 Jahren in Wiesbaden für die Rechte der Väter / Überzeugungsarbeit bei Drückebergern

Väter fühlen sich nach einer Scheidung oft auch von ihren Kindern abgeschnitten. Der „Väteraufbruch für Kinder“ will die Situation verbessern. Archivfoto: dpa
WIESBADEN - „Ich habe mich immer unvollständig gefühlt, war zwiegespalten und wütend auf mich selbst, weil ich laut meiner Mutter den schlechten Charakter meines Vaters hatte. Und den lernte ich erst im Alter von 38 Jahren als Mann mit durchaus guten Eigenschaften kennen.“ Mario Lewalter erlebte genau das, was der 1988 gegründete und bundesweit agierende Verein „Väteraufbruch für Kinder“ (VAfK) möglichst vielen Mädchen und Jungen ersparen will. Deshalb engagiert sich der 42-Jährige im Vorstand des seit zwei Jahrzehnten bestehenden Kreisvereins Wiesbaden für das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Identität und Herkunft sowie dafür, dass „allen Kindern auch bei der Trennung eines unverheirateten Paars beide Eltern erhalten bleiben“. Da sich die deutsche Rechtsprechung überwiegend auf das „Residenzmodell“ beschränke, gemäß dem sich ein Kind nach der Trennung überwiegend bei einem Elternteil aufhält, ist es laut Lewalter eines der Ziele des VAfK, die „Doppelresidenz“ als gesetzliches Modell durchzusetzen: So würden den Kindern zwei Zuhause ermöglicht.
Obwohl längst überholt, herrsche nach Erfahrung der Vereinsmitglieder in unserer Gesellschaft vielfach die Überzeugung vor, das Kind gehöre zur Mutter und der abwertend als „Erzeuger“ bezeichnete Vater sei nur zum Bezahlen da. Eben das bekämen viele VAfK-Mitglieder am eigenen Leib zu spüren. Die Ex-Partnerinnen erschwerten ihnen selbst bei gemeinsamem Sorgerecht den Umgang mit den Kindern, sodass manchmal sogar ein Umgangspfleger eingesetzt werden müsse.
Im Gegensatz zu früher will man heute im VAfK mit Rücksicht auf die Interessen des Kindes nichts durch Konfrontation erzwingen, sondern Eltern dazu bewegen, in Liebe und Verantwortung gegenüber ihrem Kind, respektvoll miteinander umzugehen. „Deshalb verstehen wir uns heute als Verein für Kinderrechte“, so zitiert Lewalter das Leitbild, „als Familien- und Elternverband sowie als Organisation, die eine fürsorgende und liebevolle Beziehung beider Eltern zu ihren Kindern stärkt und für die Gleichstellung von Müttern und Vätern eintritt.“
Fortschritte beim Sorgerecht reichen nicht aus
Viele der betroffenen Väter kämpften gar nicht gegen die Mutter ihres Sprösslings, sondern nur gegen deren Ängste und das auch nur, weil sie mehr für das eigene Kind tun wollten. „Ich selbst werde alles daran setzen, meinem Kind ein guter Vater und immer für es da zu sein“, betont der Kfz-Mechaniker, der übrigens gerade zum Erzieher umschult. Als Berufstätiger engagiert er sich mit dem VAfK überdies dafür, Männern zunehmend die Vereinbarkeit von Beruf und Erziehung zu erleichtern.
Es habe bisher durchaus Fortschritte auf diesem Gebiet gegeben, beispielsweise das gemeinsame Sorgerecht ohne Trauschein, aber gerade die jüngeren Väter wollten eben auch zunehmend mehr Verantwortung in der Erziehung übernehmen. Bei jenen „Erzeugern“, die sich davor zu drücken suchen, soll ein bundesweiter Arbeitskreis Überzeugungsarbeit leisten beziehungsweise die Väter überhaupt erst einmal aufspüren. Damit will man den Kindern eine psychische Belastung ersparen, wie Mario Lewalter sie erfahren musste. „Als ich mich vor vier Jahren mit meinem Vater aussprach, lernte ich Seiten an ihm kennen, die mir beweisen: So handelt kein schlechter Mensch!“