Unterwegs mit Emma: Kindgerechte Stadtführung in Wiesbaden mit Brunnenmädchen
Von Julia Anderton
Mitarbeiterin Lokalredaktion Wiesbaden
Barbara Klaukien als Brunnenmädchen Emma – sie war 1908 für den Aussschank des Thermalwassers zuständig. Foto: eyetakeyourpicture
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WIESBADEN - Zu Rittern, Dinosauriern oder Wikingern müssen Zeitreisen nicht zwangsläufig führen: Hundert Jahre zurück reichen schon für ein spannendes Erlebnis. Damals gab es weder Computer noch Fernsehen. Autos waren Ausnahmeerscheinungen und Pommes Frites oder Gummibärchen kannte auch noch niemand. Langweilig war das Leben damals dennoch keineswegs, wie die Begegnung mit dem Wiesbadener Brunnenmädchen Emma zeigt. Sie arbeitet im Jahr 1908 am Kochbrunnen, wo sie für den Ausschank des Thermalwassers an die eleganten Kurgäste zuständig ist. Bislang war Emma, die Barbara Klaukien vom Freien Theater Wiesbaden darstellt, die Protagonistin einer historischen Stadtführung für Erwachsene.
Kindgerechte und aktive Stadtführung mit Schauspiel
Am Samstag feiert die Schauspielführung „Emma und das heiße Geheimnis“ im Rahmen der Kulturtage im Bergkirchenviertel Premiere, die sich an Kinder ab acht Jahren und ihre Eltern richtet. „Wir sind jederzeit bereit, Neues auf die Bretter, pardon – das Trottoir von Wiesbaden zu bringen. Unsere Stadt allen Generationen nahe zu bringen, eine Stadtidentität herzustellen, das sehen wir als unsere Aufgabe“, betont Barbara Klaukien. In der kindgerechten Emma-Tour nimmt nicht nur die Geschichte, sondern auch die Streckenführung und die inhaltlichen Schwerpunkte einen anderen Weg als die Version für Erwachsene. Dafür ist mehr Interaktion gefragt, denn Emma braucht einerseits die Unterstützung der Kinder, um das Geheimnis zu lösen, zugleich klärt sie mithilfe geheimnisvoller Begleiter von anno dazumal auf unterhaltsame Art über die Historie unserer Stadt auf: Was ist das heiße Geheimnis, das Wiesbaden zur Weltkurstadt gemacht hat? Und wieso gibt es so prachtvolle Bauten und so kleine Häuser? Und was macht all das dampfende Wasser da im Boden? „Emma gibt es seit 2013. Es bietet sich dramaturgisch an, eher das Personal über das Leben der hohen Herrschaft schwätzen zu lassen als umgekehrt“, erklärt Barbara Klaukien den Kontext. „Die Brunnenmädchen waren sozusagen ein Markenzeichen der Kur-Zeit. Emma springt zwischen den beiden Welten – reich und arm. Das macht sie zu einem wunderbaren Schlüssel dieser Erzählung.“ Emma sei als forsche Natur konzipiert, die viel plappert, sich aber zu benehmen weiß. „Sie stammt zwar aus einfachen Verhältnissen aus dem Bergkirchenviertel, lernt aber durch den Umgang mit den Kurgästen viel über die Welt und Wiesbaden. Ihre Qualitäten erlauben es uns, mit ihrer Rolle den Kindern die Römerzeit, die Kur-Zeit und das Heute zu zeigen. Einen Bogen zu spannen, ist uns wichtig.“ Die Tour dauert maximal 90 Minuten, beginnt am Lehrplatz und endet vor dem Stadtmuseum. Wieso macht es Sinn, Kindern nicht nur durch Schulbücher, sondern auch in spielerischer Form mit der Lokalhistorie vertraut zu machen? „Schauspiel soll berühren, soll zum Lachen bringen. Darüber kann man sehr viel vermitteln. Wenn Kinder spüren, erleben, was es mit den Menschen macht, Verzweiflung, Freude, Glück entdecken, dann saugen sie die Fakten auf und lernen viel besser die Zusammenhänge zu verstehen“, ist Barbara Klaukien überzeugt.
AUFFÜHRUNGEN
Die Schauspielführung „Emma und das heiße Geheimnis“ im Rahmen der Kulturtage im Bergkirchenviertel findet am Samstag, 5. Mai, um 16.30 Uhr statt. Treffpunkt ist der Lehrplatz gegenüber der Anton-Gruner-Schule. Kinder ab acht Jahren zahlen sechs Euro, Erwachsene acht Euro.
Die Karten sind an den bekannten Vorverkaufsstellen oder online unter www.freiestheater wiesbaden.de erhältlich.
Weitere Termine sind Sonntag, 17. Juni, um 11 Uhr und Samstag, 7. Juli, um 14.30 Uhr. Buchbar ist die Tour für Schulklassen per E-Mail an info@ freiestheaterwiesbaden.de oder unter 0173-726 77 50.