Mit ihrem dezenten und noblen Charme erklang die Musik von Gabriel Fauré als leise Konstante in der letzten Saisonveranstaltung der Wiesbadener Meisterkonzerte mit einem rein französischen Programm.
WIESBADEN - Mit ihrem dezenten und noblen Charme erklang die Musik von Gabriel Fauré als leise Konstante in der letzten Saisonveranstaltung der Wiesbadener Meisterkonzerte. Der Cellist Kian Soltani, der Solist des Abends, beschloss seinen Auftritt mit jener kleinen Musik „nach einem Traum“ („Après un rêve“), die Fauré um 1870 eigentlich als Lied komponierte und die sich längst zur beliebten Zugabenummer für Streicher entwickelt hat. Aber auch das Sinfonieorchester Basel erinnerte am Ende des rein französischen Programms mit einem kleinen Nocturne an den 1845 geborenen und 1924 gestorbenen Komponisten.
Dass Fauré am Ende seines langen Lebens ästhetisch ein wenig aus der Zeit gefallen war, nimmt seiner Musik natürlich nichts an Eleganz. Wie er in seiner 1919 uraufgeführten Suite „Masques et bergamasques“ barocke Tanzsätze mit romantisch-schwelgender Instrumentierung unterlegt, verdeutlichten das Sinfonieorchester Basel und sein Chefdirigent Ivor Bolton angemessen delikat: Füllig aufgefächert, aber nicht massiv klangen die Streicher, von Akzenten der Bläser meistens nur sanft koloriert. Das bereitete vorzüglich auf den Auftritt des 1992 geborenen Österreichers Kian Soltani vor; seine Sicht auf Faurés Élégie für Violoncello und Orchester c-Moll op. 24 zeichnete sich vor allem durch Zurückhaltung gegenüber jedem Druck aus. Zugleich konzentriert und frei schwingend entfaltete sich Soltanis geschmeidiger Ton auch im deutlich virtuoseren Umfeld des ersten Konzerts für Violoncello und Orchester a-Moll op. 33 des Fauré-Zeitgenossen Camille Saint-Saëns: Locker wirkten sogar die kniffligen Doppelgriffpassagen des Schlusssatzes, auf den Punkt getroffen dessen entrückte Flageolettklänge.
So diskret das Sinfonieorchester Basel den jungen Solisten begleitet hatte, so deftig und handfest ging es das Künstlerdelirium an, in das Hector Berlioz den fiktiven Protagonisten seiner „Symphonie fantastique“ op. 14 schickt. Schon die ersten beiden der fünf Sätze, die Träumereien-Kulisse wie auch der Ball-Musik ließ der Brite Ivor Bolton, der seit drei Jahren Chefdirigent in Basel ist, immer wieder von aufreibenden Störungen durchkreuzen, von der ungewöhnlichen Betonung einer Nebenlinie da, von einem überraschenden Akzent dort. Vieles war räumlich gedacht, nicht nur in Gestalt der tatsächlich aus dem Off der Kurhausseitengänge gespielten Antwort des Englischhorns in der „Szene auf dem Land“ und in der abschließenden Musik des Hexensabbats. Für sie hatten die Basler sogar zwei einst vom Mäzen Paul Sacher gestiftete Glocken mitgebracht, die ihre an Bildhaftigkeit und Plastizität reiche Interpretation um eine besondere klangliche Note ergänzten – und damit nur einen weiteren Grund für den intensiven Applaus nach einem überlangen, aber höchst kurzweiligen Konzert boten.