Stolperstein für den Wiesbadener Komponisten Heinz Lewin
Mit einem Stolperstein wird nun auf dem Wiesbadener Luisenplatz des Komponisten Heinz Lewin und im Nerotal Arthur und Luise Guttmanns gedacht.
Von Sarah Peuter
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WIESBADEN - Seit 2005 sieht man sie in der ganzen Stadt: Kleine Platten, in den Bürgersteig eingelassen, die in der Sonne glänzen. Ein Gedenken an die Ermordung der Juden während der Nazizeit. 659 Stolpersteine liegen jetzt in Wiesbaden, noch nicht mal der Hälfte aller Opfer wurde damit bisher gedacht.
Am Luisenplatz 2 wurde ein solcher Stein für den 1888 in Wiesbaden geborenen Komponisten und Zigarettenfabrikanten Heinz Lewin gelegt. Er war eine lokale Berühmtheit seiner Zeit, komponierte Anfang der 1930er Jahre auch Filmmusik für Hollywood. Zusätzlich leitete er die Zigarettenfabrik seines Vaters, die jedoch der Wirtschaftskrise 1928 zum Opfer fiel. 1936 floh er nach Frankreich. Nach der Eroberung Frankreichs durch die Nationalsozialisten wurde Lewin in ein Internierungslager gebracht. Am 9. September 1942 folgte die Deportation nach Auschwitz, wo er kurz darauf ermordet wurde. Jedoch hat sein Sohn überlebt. Er konnte 1936 nach London fliehen. Seine Tochter, Yvonne Mocatta, begann vor einigen Jahren, Nachforschungen über das Leben und Schicksal ihres Großvaters anzustellen: „Ich konnte ihn nie treffen, er starb drei Jahre vor meiner Geburt“, berichtet Mocatta sichtlich gerührt. Zur Verlegung des Stolpersteins ist die Familie aus London gekommen. Bei der Gedenkfeier spricht Lewins Urenkel und Rabbi Jeremy Lawrence ein Gebet und es wird der Slowfox „Man läuft rum in der Welt“ von Lewin gespielt. Zahlreiche Anwohner sind zu der Verlegung erschienen sowie Offizielle der Stadt. Auch Katja Demnig, die Frau von Gunter Demnig, ist anwesend. Ihr Mann ist der Gründer der Stolpersteine. Dank ihm liegen über 74 000 Stolpersteine in Europa, 67 000 davon in Deutschland. Alle Messingplatten auf den Steinen werden von dem Bildhauer Michael Friedländer von Hand gefertigt. Das macht jeden Stein besonders.
In Wiesbaden ist das Aktive Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte zuständig für die Stolpersteine. Auf Anfrage wird Recherche über jüdische Opfer betrieben. Ein Pate übernimmt die Kosten für die Herstellung des Steins. Für Arthur und Luise Guttmann, die zuletzt im Nerotal 43 wohnten, übernahm die Bergkirchengemeinde Patenschaft und Recherche. Luise Gutmann nahm sich 1940 das Leben, ihr Mann wurde 1942 deportiert.