Vor über zehn Jahren begann das Wohnbau-Projekt, das mit der offiziellen Einweihung des letzten Teilquartiers beendet wurde. Im neuen Weidenborn gibt es nun insgesamt 777 Wohnungen.
Von André Domes
Lokalredakteur Wiesbaden
777 neue Wohnungen sind entstanden.
(Foto: Ulrich Crecelius)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WIESBADEN - Es ist – bis auf einige Kleinigkeiten – vollbracht. Mit der offiziellen Einweihung des letzten Teilquartiers im Weidenborn ging am Donnerstag ein Großprojekt zu Ende, dessen Beginn weit über zehn Jahre zurückliegt. Für die Anlieger in der Nachbarschaft endet damit eine lange Geduldsprobe mit reichlich Baustellenverkehr und entsprechender Geräuschkulisse, für die Bauherren und Planer ein städtebaulicher und organisatorischer Kraftakt.
Mit dem jetzt eingeweihten Quartier G stehen nun auch die letzten 77 der insgesamt 777 Wohneinheiten im Viertel zur Verfügung. Einige der neuen Wohnungen sind bereits bezogen, bis Februar soll in sämtlichen Mehrfamilienhäusern Leben eingekehrt sein. Dann stehen lediglich im Außenbereich noch Pflanz- und Setzarbeiten an, die in den Wintermonaten nicht erledigt werden können.
Projekt verändert Wohnungsgesellschaft GWW
Entwickelt wurde das 150 Millionen Euro teure Projekt von der städtischen Wohnungsgesellschaft GWW, die erste Überlegungen zur Zukunft des Stadtviertels schon 2006 anstellte. Seinerzeit bestand die Siedlung ebenfalls aus Mehrfamilienhäusern, deren Bausubstanz aber so marode war, dass ein Abriss nahezu unumgänglich war. „Ein Schock“, erinnerte sich GWW-Geschäftsführer Hermann Kremer am Donnerstag an die damalige Stimmungslage in der Wohnungsgesellschaft. Mit der Mammutaufgabe habe sich auch die GWW selbst grundlegend verändert: „Es ist durchaus möglich, dass die GWW ohne dieses Projekt in ihrem Dornröschenschlaf als Bestandsverwalter verblieben wäre.“
In Zahlen
Die Grundstücksfläche im Weidenborn blieb im Zuge der_Restrukturierung annähernd gleich groß, nämlich etwa 6,6 Hektar.
Die dort realisierte Wohnfläche allerdings vergrößerte sich dagegen um rund 88 Prozent von 34.181 auf über 64.000 Quadratmeter.
Der Zuwachs ergibt sich einerseits aus einem Mehr an Wohnungen, andererseits daraus, dass die neuen Wohneinheiten auch im Durchschnitt größer sind.
Im Altbestand fanden sich 521 Wohnungen mit einer Durchschnittsgröße von etwa 65 Quadratmetern, im neuen Weidenborn gibt es 777 Wohnungen, die im Durchschnitt 83 Quadratmeter groß sind.
Im Quartier G wurden 37 Zwei-Zimmer-Wohnungen, 23 Drei-Zimmer-Wohnungen und 17 Wohnungen mit vier oder fünf Zimmern realisiert.
Stattdessen könne die Stadt bei ihrer Gesellschaft nun auf eine leistungsfähige Infrastruktur in Sachen Wohnbau-Projektplanung zurückgreifen und auf wertvolle Erfahrungen bei der Umsetzung auch großer Projekte. Groß war die Weidenborn-Entwicklung ohne Zweifel: Statt für gleichwertigen Ersatz für die maroden Bauten zu sorgen, entschieden sich Planer und Politik für die vollständige Neuorganisation der sechs Hektar umfassenden Fläche im Südosten von Südost. Im neuen Weidenborn sollte, so die Überlegung, auch eine deutlich höhere Siedlungsdichte erzielt und der Raum damit effizienter ausgenutzt (siehe Kasten) werden. Trotz der enormen Fläche und zu realisierenden Wohnungszahlen waren die materiellen Aspekte des Projektes eigentlich der einfachere Teil. Die 521 Wohnungen, die es im Weidenborn zu ersetzen galt, waren nämlich allesamt bewohnt und bevor mit Abriss und Wiederaufbau begonnen werden konnte, mussten erst einmal neue Unterkünfte für die Betroffenen gefunden werden.
Kein einziger Rechtsstreit im Laufe des Projekts
Dass das für alle Beteiligten eine belastende Situation war, und die Operation auch nicht ohne Konflikte vonstattenging, wollte auch der Prokurist der GWW Thomas Keller nicht verschweigen. Allerdings sei es aus seiner Sicht ein „großer Erfolg“, dass es im Zuge der Aktion zu keinem einzigen Rechtsstreit gekommen sei.
Sozialdezernent und GWW-Aufsichtsratschef Christoph Manjura (SPD) zollte den Verantwortlichen viel Respekt für die Umsetzung des Projekts und betonte ebenfalls, dass die im Weidenborn gemachten Erfahrungen der Stadt schon sehr bald spürbar weiterhelfen werden. Allein auf der To-Do-Liste für das Jahr 2019 stünden mit Entwicklungsprojekten in Dotzheim, Kastel, Schierstein und Südost Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von 440 Wohnungen. Stadtplanungsdezernent Hans-Martin Kessler (CDU) lobte die städtebauliche Qualität des neuen Viertels, das für Wiesbaden ein „Vorzeigeprojekt“ sei. Trotz der erheblichen Verdichtung seien die Freiflächen im Weidenborn aufgewertet worden.