WIESBADEN - Die SPD Wiesbaden verzeichnet laut eigenen Angaben 22 neue Mitgliedsanträge seit der Bundestagswahl am 24. September. Der Vorsitzende Dennis Volk-Borowski sieht dafür vor allem zwei Gründe: Zum einen sei das schwache Ergebnis seiner Partei, aber auch das gute Abschneiden der AfD bei der Wahl ausschlaggebend dafür. Statt dem wachsenden Einfluss der AfD in Deutschland länger zuzusehen, gaben einige Neumitglieder an, sie wollten nun selbst aktiv werden und sich engagieren.
Zum anderen sei der Wechsel der SPD in die Opposition ein weiterer Grund für die neuen Beitritte. Mit der Entscheidung gegen eine erneute Große Koalition hofften viele auf eine deutlichere Abgrenzung der SPD von der Union.
Ähnliche Tendenzen wie bei der SPD sind allerdings auch bei den anderen Parteien in Wiesbaden zu beobachten. CDU-Kreisvorsitzender Oliver Franz berichtet, dass man mit 55 neuen Beitritten im ersten Halbjahr 2017 der erfolgreichste Kreisverband in Hessen sei. Trotz der 30 Abgänge, 15 davon aufgrund von Umzug oder anderen persönlichen Veränderungen, gebe es eine positive Entwicklung. Diese setze sich auch nach der Wahl fort.
Die FDP Wiesbaden teilt ebenso mit, dass der Mitgliederzulauf bei ihr schon vor der Bundestagswahl einsetzte. Möglicherweise habe das Wahlprogramm die Menschen zu einem Beitritt motiviert.
Linke: so viele Mitglieder wie noch nie
Bei den Grünen gibt es innerhalb der ersten Woche nach der Wahl acht Neumitglieder, den Vermutungen zufolge des eigenen Wahlergebnisses wegen, aber auch aus Gründen des Abschneidens der AfD. So verzeichnet auch die letztere aktuell neun Antragsteller auf Mitgliedschaft. Dieses „große Interesse“ könne laut Robert Lambrou, Pressesprecher der AfD Wiesbaden, konkret auf die Wahlkampfveranstaltung am 10. September zurückgeführt werden. Diese habe einige überzeugt, der AfD beizutreten.
Schon über 20 Prozent mehr Mitglieder gewann die Linke Hessen seit Anfang dieses Jahres. Ein erhöhter Zulauf sei vor und nach der Bundestagswahl festzuhalten. Nicht nur in Wiesbaden zähle man „so viele Mitglieder wie noch nie“, sagt Adrian Gabriel vom Kreisverband der Linken. Obendrein sei gut ein Drittel jünger als 35 Jahre. Neben der Zunahme rechtsextremer Bewegungen könne der gute Wahlkampf der Linken mit viel öffentlicher Präsenz ebenso von Bedeutung für das Engagement sein.
Genaue Zahlen und Gründe wird man bei den meisten Parteien aber erst im Laufe der kommenden Wochen kennen. Zunächst stehen noch einige Mitgliederversammlungen und Stammtische an, bei denen der Mitgliederzulauf mit Sicherheit auch thematisiert wird.
Sichtbar scheint jetzt aber schon, dass nach der Wahl Aufbruchstimmung und Veränderungswillen herrscht – und das nicht nur in der SPD. Aktivwerden ist die Devise. „Nicht nur die Neumitglieder, auch viele der langjährigen Genossinnen und Genossen wollen nun mit anpacken, um unsere Partei wieder nach vorne zu bringen“, sagt der Wiesbadener SPD-Vorsitzende Dennis Volk-Borowski. Alle seien eingeladen, sich daran zu beteiligen.