So viele Küsse wie noch nie auf der Rheingauer Weinwoche
Die Rheingauer Weinwoche in Wiesbaden startet im wahrsten Sinne des Wortes feucht-fröhlich.
Von Heinz-Jürgen Hauzel
Lokalredakteur Wiesbaden
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WIESBADEN - „Sind Sie zu ihrem Geburtstag schon einmal so oft geküsst worden?“, fragte die ZDF-Moderatorin Babette von Kienlin Oliver Franz nach dem Defilee von Weinköniginnen und Weinprinzessinnen auf der Schlossplatz-Bühne. „Nein“, gestand der Bürgermeister offenherzig. Die Gratulanten zu seinem 48. Wiegenfest waren am Freitag nach Hunderten zu zählen. Bei der Weinwochen-Eröffnung der Honoratioren im Rathaus-Innenhof stimmte (schon traditionsgemäß) der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Felix Kisseler mit sonorer Stimme das „Viel Glück und viel Segen“ an, auf der Schlossplatzbühne geriet es Babette von Kienlin mit einem „Happy Birthday“ deutlich profaner.
Manch einer wird sich gefragt haben, wieso ausgerechnet der Musikzug von Frohsinn Oberursel den gekrönten Häuptern voranging. Im Hochtaunus haben sie trotz des Klimawandels mit Wein nichts zu tun. Und im Rheingau wie in Wiesbaden gibt es eigentlich genug gute Musikzüge. Und wenn man die Guggemusiker der „Nordenstadter Räubers“ einbestellt hätte. Sie hätten mit ihren schrägen Tönen unter dem Motto „Not good but laut“ zumindest eine heftig-weinselige Stimmung verbreitet.
Einstand von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende
Seinen Einstand gab – natürlich – der neue Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, der auch seine Vorgänger Sven Gerich, Helmut Müller und Rudi Schmidt begrüßen durfte. Die einen feiern Premiere, ansonsten ist es wie immer – könnte man sagen. Da stehen die älteren Wiesbadener friedlich an einem der vielen Weinstände und treffen prompt die, die sie seit Monaten, meistens eben seit genau einem Jahr nicht gesehen haben. Den einen ist inzwischen die Oma gestorben, die anderen lagen zwischendurch im Krankenhaus – aber immerhin zur Eröffnung der Weinwoche sind sie wieder da. „Ewig“, sagte Babette von Kienlin, gebe es die Weinwoche schon. Nun, wenn die 44. Auflage und das Premierenjahr 1976 die Ewigkeit markieren, leben die meisten Eröffnungsgäste wirklich schon ewig.
Nach wie vor zieht die Rheingauer Weinwoche viele Besucher an.
(Foto: René Vigneron)
Nachdem OB Gert-Uwe Mende den Besuchern ein „frohes Fest“ gewünscht hatte – die Formulierung darf er sich für den Sternschnuppenmarkt vormerken –, folgten Blitz und Donner. Doch zu einem feuchten Start passt trockener Wein. Auch der Sauvignon Blanc, der am Partnerschaftsstand von Istanbul-Fatih ausgeschenkt wird. Der ist ein Probiergläschen allemal wert.
Trotz des trockenen Weins fühlte es sich am Freitagabend ein bisschen an wie in der Sauna. „Das ist das erste Mal, dass ein Bundestagsabgeordneter schwitzt“, scherzte ein Besucher angesichts des sichtbar feuchten Hemds von Ingmar Jung. „Aber nicht bei der Arbeit“, legte der Rheingauer CDU-Politiker wert auf die Feststellung, bei der Weinwoche aus reinem Vergnügen zu transpirieren.