Babys verteilen ihren Schlaf auf 24 Stunden. Das kann für die Eltern ganz schön anstrengend werden, wenn sich die Schlafenszeiten nicht mit ihren decken. Archivfoto: Alexandr Vasilyev - Fotolia
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WIESBADEN - In ihrer Schwangerschaft bereitete sich Britta Knutsson auf den Alltag mit Baby vor – doch dass sie so wenig Schlaf erwarten würde, darauf war die Wiesbadenerin nicht vorbereitet. „Unsere Tochter hat sehr schlecht geschlafen. Mein Mann und ich waren ratlos, komplett übermüdet, und wir haben uns in der Verzweiflung gegenseitig Vorwürfe gemacht.“ Diese Erfahrung machen viel junge Familien, bestätigt Kinderarzt Dr. Hartmut Scheele stellvertretend für die Wiesbadener Pädiater: „Die Schlafproblematik ist häufig Thema in der Kinderarztpraxis.“
In einer Vielzahl der Fälle fühlen sich die jungen Eltern unsicher und hilflos, haben hohe Erwartungshaltungen oder sind ängstlich aufgrund früherer Erlebnisse. Zudem fehle meist der Rückhalt aus Großfamilien.
Nadine Franzmann ist Hebamme und Fachberaterin für „Emotionelle Erste Hilfe“ in Wiesbaden. Sie sagt, dass eine große Verunsicherung existiere, was der „richtige Weg“ zum Schlafen ist. „Bis in die 80er Jahre war es breiter gesellschaftlicher Konsens, das Baby einfach nachts schreien zu lassen, dann werde es sich schon anpassen.“ Das Baby habe dann über Frustration gelernt, sich nicht zu melden. „Die heutige Elterngeneration möchte aber etwas anders machen, weil sie spürt, dass dies nicht gut für ein Baby ist. Nur fehlt manchmal die Idee dazu, wie sich dies umsetzen lässt, ohne sich selber darin völlig aufzuopfern.“
Die vielen Ratgeber und Programme machten die Sache indes nicht leichter. „Die Theorien sind nicht individuell abgestimmt und passen daher oft nicht zum Kind. Meiner Meinung nach brauchen Eltern Unterstützung, um ihrer Intuition vertrauen zu können, damit sie für sich und ihre Kinder ihren eigenen Weg finden“, sagt Nadine Franzmann. Einschlafen habe viel mit emotionaler Geborgenheit zu tun. Dabei helfen Aufklärung über die Bedürfnisse des Kindes, Fakten zum Thema Baby- und Kleinkindschlaf sowie Methoden, sich selbst entspannen zu können.
Laut Dr. Scheele beruhen Schlafprobleme in den meisten Fällen auf Regulationsstörungen, die sich mit Ruhe und Geduld, Schaffung einer ruhigen Atmosphäre und guter Strukturierung des Tagesablaufes beheben lassen. Bei Bedarf könne an Schlafberater weitervermittelt werden.
Britta Knutsson hat sich aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung zum Schlafcoach für Babys und Kleinkinder bis drei Jahren ausbilden lassen. „Die meisten Eltern kommen zu mir, wenn ihr Kind neun Monate alt ist. Ich denke, dass den Eltern dann die Geduld ausgeht und sie auch mal wieder durchschlafen wollen. Zudem kann man überall lesen, dass Babys ab sechs Monaten durchschlafen. Nur leider machen sie das meistens nicht von alleine.“
Die Wiesbadenerin betont, dass es normal ist, dass Babys mit unterschiedlichem Alter unterschiedliche Schlafbedürfnisse haben. „Ein Baby wacht nachts immer wieder auf. Es muss lernen, wie es alleine wieder einschlafen kann. Natürlich kann ein fünf Monate altes Baby aufgrund seiner Magengröße noch nicht durchschlafen, auch schläft es noch keine zwölf Stunden in der Nacht, sondern verteilt seinen Schlaf auf 24 Stunden.“ Nadine Franzmann betont, dass natürlich auch Mütter und Väter einen erholsamen Schlaf brauchen. „Zu wenig davon lässt sie in einen ungesunden Stresskreislauf geraten.“