Sonntag,
16.09.2018 - 14:17
5 min. inkl. Video
"Rhine Cleanup" rund um Wiesbaden: Viel Kurioses in Biebrich und Schierstein
Von Olaf Streubig und Sina Schreiner
WIESBADEN - Als um 10 Uhr vom Bodensee bis zur Nordsee der Startschuss zum ersten Rhine Cleanup-Tag fällt, haben am Schiersteiner Osthafen etliche Helfer schon vorgelegt. Während Stefan Schröder, Chefredakteur von Wiesbadener Kurier und Tagblatt, die freiwillig Fleißigen mit Handschuhen und Müllsäcken versorgt, schleppt Lars Sittauer zwei volle Säcke zum großen Container. „Den Dreck hab ich in 15 Minuten gesammelt“, sagt der Dotzheimer. Auch aus der Innenstadt sind viele Wiesbadener gekommen, wie Ilona Baumgart mit ihrem neunjährigen Sohn Luis. „Er sieht im Fernsehen, dass so viel Müll im Meer schwimmt, aber das ist weit weg. Hier können wir selbst mal was machen“, sagt Baumgart. Zwei Klassenkameradinnen von Luis aus der Blücherschule helfen ebenfalls mit. Überhaupt sind viele Kinder am Schiersteiner Hafen aktiv, das freut auch Ortsvorsteher Urban Egert: „Es ist gut, wenn die sensibilisiert werden und merken. Die Plastiktüte, die ich hier ins Wasser werfe, landet irgendwann im Meer.
Unvorstellbar, dass es im Pazifik Teppiche aus Plastik gibt, die so groß sind wie die Bundesrepublik.“ Zwar ließen Jugendliche am Hafen Pizzakartons und Bierflaschen zurück, obwohl nebenan leer Mülleimer warten – sonst habe sich die Sauberkeit im Hafenbereich aber verbessert, findet Egert. Daran habe auch der Runde Tisch zum Schiersteiner Hafen, der die Wirren der Behörden um die Zuständigkeit reduziert hat, beigetragen.
Ingrid Renschin, Geschäftsführerin des Wassersportverein (WSV) Schierstein, sagt ebenfalls: „Es war schon schlimmer.“ Ihr Verein ist heute mit der Abteilung der Standup Paddler beim Rhine Cleanup-Tag aktiv. Jedes Jahr macht der WSV auch beim Dreckweg-Tag mit und reinigt zudem regelmäßig die Böschung. „Vor allem nach einem Hochwasser wird da allerlei Unrat angespült.“ Auch beim aktuellen Niedrigwasser kommen neben unzähligen Zigarettenkippen und Plastikpapierchen kuriose Fundstücke aus dem Wasser oder der Böschung, etwa ein Autoreifen oder ein Surfbrett.

Kuriose Funde beim "Rhine Cleanup" in Wiesbaden. (Foto: Olaf Streubig)
"Wir wollen die Welt ein bisschen sauberer machen"
„Es ist unglaublich, was irgendwelche Idioten so alles in den Rhein werfen“, sagt ein Helfer etwa zwei Kilometer flussaufwärts, wo gerade ein Einkaufswagen aus dem Rhein gehievt wird. 150 Freiwillige sind in Biebrich und Schierstein am Samstag zugange, kleinere Gruppen auch in Amöneburg und Geisenheim. Was die Helfer dabei entdecken, ist kaum zu glauben – und wird fortlaufend mit noch kurioseren und erschreckenderen Fundstücken getoppt: Autoreifen, ein Gartenstuhl, ein Bügeleisen und sogar ein verschlossener Tresor werden aus dem Rhein gefischt und in die von den Entsorgungsbetrieben der Landeshauptstadt Wiesbaden bereitgestellten Container entsorgt. Die Freiwillige Feuerwehr Biebrich zerlegt mit Unterstützung der SPD jede Menge Äste und Unrat.
Tanja Methien hat Familie, Freunde und sogar Mitschüler und Lehrer ihrer Kinder von der IGS Kastellstraße motiviert, nach Biebrich zu kommen. „Wir wollen die Welt ein bisschen sauberer machen und ein Vorbild für unsere Kinder sein.“ Mit gutem Beispiel vorangehen, „um etwas Nachhaltiges zu schaffen“. Auch Olli Back, Lehrer an der Mittelstufenschule Dichterviertel, hat ein halbes Dutzend Schüler mitgebracht. Vor Kurzem war er mit seiner Klasse für ein Schulprojekt auf der Suche nach Treibholz am Rheinufer. „Da waren die Schüler erstaunt, was hier alles herumlag.“ Erstaunt ist auch die zwölfjährige Emily, die mit ihrer Mutter Susanne Krause extra aus Nordenstadt gekommen ist – sie hat einen Gartenschlauch gefunden und entsorgt. „Ich finde es komisch, dass so etwas im Wasser landet – und nicht im Müll!“
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