Restmüllbeseitigung in Wiesbaden: Knettenbrech und Gurdulic gewinnt Ausschreibung
Das Entsorgungsunternehmen Knettenbrech und Gurdulic wird künftig den Wiesbadener Restmüll verwerten. „Wir haben die Informationen bekommen, dass wir den Zuschlag erhalten“, sagt Geschäftsführer Steffen Gurdulic auf Anfrage dieser Zeitung. Offiziell werde der Gewinner der Ausschreibung Anfang nächster Woche verkündet. Das Ergebnis stößt vor allem beim konkurrierenden Konzern Remondis auf Kritik.
Von Carina Schmidt und Olaf Streubig
Die Firma Knettenbrech und Gurdulic darf künftig Wiesbadens Restmüll entsorgen und wird auf seinem Gelände an der Deponie das Müllheizkraftwerk bauen. Foto: René Vigneron
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WIESBADEN/MAINZ - Das Entsorgungsunternehmen Knettenbrech und Gurdulic wird künftig den Wiesbadener Restmüll verwerten. „Wir haben die Informationen bekommen, dass wir den Zuschlag erhalten“, sagt Steffen Gurdulic, Geschäftsführer des mittelständischen Betriebs, auf Anfrage dieser Zeitung. Offiziell werde der Gewinner der Ausschreibung, in der es um die Verwertung von 50.000 Tonnen Wiesbadener Hausmüll ab Januar 2019 geht, Anfang nächster Woche verkündet.
Das Wiesbadener Unternehmen galt unter vier verschiedenen Bietern als Favorit, da in der Ausschreibung explizit eine „ortsnahe Entsorgung“ gewünscht war. Gegen die Ausschreibung war einer der unterlegenen Bieter juristisch vorgegangen: Der Entsorgungskonzern Remondis hatte die Ausführungen zunächst bei der Vergabekammer gerügt, dann vor dem Oberlandesgericht Frankfurt dagegen geklagt. Jedoch ohne Erfolg. Wie berichtet, ist Wiesbaden zu 12,9 Prozent Mitgesellschafter der Entsorgungsgesellschaft Mainz (EGM), die eine bereits vorhandene Müllverbrennungsanlage auf der Ingelheimer Aue betreibt. Remondis ist ein weiterer der insgesamt drei Gesellschafter der EGM.
„Für uns ist der Vorgang juristisch beendet“
Die Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW), die für die Ausschreibung der Restmüll-Verwertung verantwortlich waren, rechneten fest damit, dass Remondis nun auch gegen die Vergabe vorgehen würde. Auch Steffen Gurdulic vermutete das und befürchtete ein langwieriges Verfahren. Das scheint jedoch nicht der Fall zu sein. Remondis-Geschäftsführer Siegfried Rehberger sagt jedenfalls: „Für uns ist der Vorgang juristisch beendet.“ Zwar könne er nun binnen zehn Tagen gegen die Vergabe Widerspruch einlegen. Doch dadurch ändere sich nicht die Sachlage. Der Fall würde im Zweifel vor demselben Richter des Oberlandesgerichts verhandelt werden, der bereits vor drei Wochen sein Urteil gefällt hat. „Unabhängig davon: Ein vergebener Auftrag kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.“
Rehberger erinnerte noch einmal daran, dass zwei Söhne des ELW-Betriebsleiters Joachim Wack just bei dem Käufer des Grundstücks und dem Gewinner der Ausschreibung, also bei Knettenbrech und Gurdulic in leitender Position beschäftigt sind. Das müsse nichts bedeuten, „aber wie heißt es so schön? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“
Keine Auswirkungen auf kommunale Zusammenarbeit
Den Vorwurf, die Ausschreibung sei auf Knettenbrech und Gurdulic zugeschnitten gewesen, weist der Wiesbadener Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) indes weit von sich. Schließlich wolle der Müllentsorger unabhängig von der Ausschreibung eine Verbrennungsanlage bauen. Vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Fernwärmenetzes betont Gerich: „Wir wären doch mit dem Klammersack gepudert, wenn wir nicht miteinander sprechen würden, ob da nicht auch ein Wärmeaustausch möglich ist.“
Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), der sich - wie Gerich - bei dem Thema bislang zurückgehalten hatte, sagt nun, dass er dem Bau einer Müllverbrennungsanlage in Wiesbaden entspannt gegenüber stehe: „Jeder muss seine Hausaufgaben machen.“ Grund zur Sorge hätte er nur dann, wenn sich der Bau negativ auf die kommunale Zusammenarbeit auswirken könnte. „Das ist nicht der Fall“, sagt Ebling.