Probedröhnen mit Tempo 80: Parkfeld-Anwohner beschweren sich über Autoschau in Biebrich
Eigentlich ist das Biebricher Parkfeld ein ruhiges Viertel. Eigentlich, denn am Wochenende dröhnten dort die Motoren von 30 Luxuskarossen. Lärm und Raserei sorgten für Ärger unter Anwohnern und Ortsvorsteher Kuno Hahn.
Von Heinz-Jürgen Hauzel
Lokalredakteur Wiesbaden
Mit diesem Bild warb das „Ride Along Events Team“ per Facebook für die Veranstaltung am Biebricher Schloss. Foto: Ride Along Events
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WIESBADEN - Eine ruhige Gegend? Die Bewohner am Biebricher Parkfeld werden das strikt bestreiten. Jeden dritten Samstag im Monat ist da Flohmarkt. Geduldig ertragen sie auch jährlich die Belastungen rund ums Pfingstreitturnier. Und wenn sie dann denken, heute ist einmal Ruhe, dröhnen 30 Autos der Luxusklasse – Maserati, Mercedes, Porsche – auf und ab. „Das geht gar nicht“, ist Ortsvorsteher Kuno Hahn stinksauer.
Nachdem er am Samstag von Biebrichern alarmiert worden war, begab sich der Sozialdemokrat an den Tatort und berichtet: „Die durften mit ihren Karossen in den Park ein- und ausfahren.“ Dazu habe es Probefahrten in den anliegenden Straßen gegeben. „Ich habe mehrere Autos in der Tempo-30-Zone beobachtet, deren Geschwindigkeit ich auf 80 schätzte.“
Einen Verantwortlichen, der seine Beschwerden entgegengenommen hätte, habe er nicht gefunden, berichtet der Ortsvorsteher. Und: „Nach Angaben einiger Anwohner hätten sich verschiedene Polizeidienststellen für nicht zuständig erklärt.“
Was war das nun für eine Veranstaltung – und wer hat dazu eingeladen? „Cars&Coffee ist eine Gemeinschaft von und für Automobilenthusiasten“, heißt es im Internet. „Wir bringen Menschen und Unternehmen mit der Leidenschaft für Sportwagen in einem einmaligen Ambiente zusammen, um sich auf unseren Events bei einer hervorragenden Tasse Kaffee auszutauschen.“
Die Gruppe aus dem RaumFrankfurt hatte am Samstag zu ihrer dritten Cars&Coffee-Tour eingeladen. Unter anderem per Facebook warb ein „Ride Along Events Team“ für die Fahrt zum Biebricher Schloss: Dort bestehe die Möglichkeit, sich „einige exklusive Autos anzuschauen, mit Leuten zu reden, ein paar Bilder zu machen und all dies mit einer guten Tasse Kaffee in der Hand“. Den „herrlichen Kaffee“ gab’s in Schönhausers Schloss-Restaurant.
Chaos nach Neuordnung der Polizei?
Kuno Hahn erhebt gegen das Hessische Immobilien-Management (HIM) als Hausherr von Schloss und Park erhebliche Vorwürfe. „Es ist unverantwortlich und rücksichtlos, den Park für eine Veranstaltung zu vermieten, deren Unzumutbarkeit für die Bürger in der Umgebung vorhersehbar war.“ Angesichts der zu erwartenden „Lärmbelästigung und Gefährdung durch Raserei zeugt die Genehmigung einer solchen Veranstaltung durch die zum hessischen Finanzministerium gehörenden Behörde von Instinktlosigkeit den Anwohnern gegenüber und von Missachtung der Bürgerinteressen“. Diese absehbare Beeinträchtigung, so Hahn, hätte „von vornherein unterbunden werden können und müssen“.
Neben der Beschwerde bei HIM werde sich der Ortsbeirat in seiner nächsten Sitzung mit dem Thema beschäftigen. Das dann unter dem Aspekt „Neuordnung der Polizei“, die bisher, so Hahn, „zu einem Chaos geführt“ habe. „Unser Revier ist angeblich nicht mehr für solche Sachen zuständig und verweist auf Stadt- und Ordnungspolizei, ohne Telefonate durchzustellen.“