Neues Baugebiet in Wiesbaden: 700 Wohnungen auf 9,5 Hektar im "Zweibörn" geplant
Ganz im Stillen hat die Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) damit begonnen, zwischen Friedenstraße, Berliner Straße und Siegfriedring ein Wohngebiet zu entwickeln.
WIESBADEN - Ganz im Stillen hat die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) damit begonnen, zwischen Friedenstraße, Berliner Straße und Siegfriedring ein Wohngebiet zu entwickeln, das mit 700 Wohneinheiten deutlich größer sein soll als das Wohngebiet Hainweg in Nordenstadt, dem mit 650 Wohneinheiten derzeit größten SEG-Projekt. SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum, der jetzt auf Anfrage dieser Zeitung das Projekt „Zweibörn“ näher beschreibt, hält einen Baubeginn im Jahr 2021 durchaus für „möglich“. In einem politischen Gremium ist das Projekt bislang noch nicht vorgestellt worden.
Noch in diesem Jahr soll ein Vorentwurf für einen Bebauungsplan vorgelegt werden als erster Schritt ins förmliche B-Plan-Verfahren und die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans. Bislang besteht das 9,5 Hektar große Areal aus landwirtschaftlich genutzter Fläche. Unter anderem hat die Domäne Mechtildshausen hier eine Gärtnerei als Außenstelle. Zahlreiche andere Gärtner-Betriebe stehen leer. Ganz vereinzelt sind Wohnhäuser zu finden.
Im Jahr 2012 habe die SEG mit den Planungen für „Zweibörn“ begonnen, berichtet Guntrum. Initialzündung sei damals der Verkauf der Gärtnerei Pittelkow direkt gegenüber dem Haupteingang zum Südfriedhof gewesen. Damals griff die SEG zu und erwarb das Grundstück, inzwischen gehören ihr rund drei Viertel des Gesamt-Areals. In der ehemaligen Gärtnerei Pittelkow sind derzeit unbegleitete jugendliche Flüchtlinge untergebracht.
AXA BLEIBT
- Auch oberhalb des geplanten neuen Wohngebiets „Zweibörn“ tut sich was. Zwischen Berliner Straße und dem ehemaligen Sitz von CSC-Ploenzke, in dem inzwischen die R+V-Akademie ihr Domizil hat, baut der Hamburger Projektentwickler Becken derzeit auf einem Areal von 13.600 Quadratmetern den neuen Unternehmenssitz der Axa-Versicherung. Das Unternehmen bleibt damit in Wiesbaden. Fertigstellung soll bereits im kommenden Jahr sein.
- Insgesamt will Axa nach Angaben von Becken 75 Millionen Euro in den neuen Firmensitz investieren. Die Adresse wird dann lauten: Abraham-Lincoln-Park 5.
- Der Baukörper wird, so heißt es, die Form eine „H“ und sechs Etagen mit 14.600 Quadratmetern Mietfläche haben. „Wiesbaden ist mit seiner dominierenden Branche, dem Versicherungswesen, für den künftigen Mieter ein idealer Unternehmensstandort“, erklärt Geschäftsführer Michael Becken dazu.
Ursprünglich 400 Wohneinheiten geplant
Entstehen sollen vor allem Mehrfamilienhäuser. Auffällig: Beim Start der Planungen war noch von 400 Wohneinheiten ausgegangen worden. Das hat sich nun deutlich nach oben verschoben: Pro Hektar sollen rund 70 Wohneinheiten entstehen – was sogar noch über den Kennzahlen der regionalen Raumordnungspläne liegt, in denen für Großstädte von „mindestens 60 Wohneinheiten je Hektar“ die Rede ist.
Guntrum räumt ein, dass diese Kennzahlen bei anderen Baugebieten nicht erreicht worden sind. Zum Vergleich: Am Hainweg entstehen auf einer mit 21 Hektar mehr als doppelt so großen Fläche gerade mal 600 Wohneinheiten. „Zweibörn“, so Guntrum, sei „zu wertvoll für Einfamilienhäuser“. Deshalb werde deutlich dichter gebaut. Es gehe angesichts des dringend benötigten Wohnraums für Wiesbaden schlicht darum: „Masse machen.“ Wie das neue Wohngebiet an den Verkehr angeschlossen werden soll, ist noch unklar.
Einmal hatte das Projekt indes schon für Aufsehen bei den Anwohnern und im Ortsbeirat gesorgt, ohne dass dabei bekannt wurde, welche Ausmaße das geplante Wohngebiet eigentlich haben soll. Anwohner waren im vergangenen März durch einen Brief der Bauaufsicht aufgeschreckt worden, in dem von „baulichen Anlagen, die der Unterbringung von Flüchtlingen entlang des Siegfriedrings“ dienen sollten, die Rede war.
Hintergrund: Um noch vor Verabschiedung eines Bebauungsplans mit dem Bau der ersten Wohnungen im „Zweibörn“ starten zu können, wollte die SEG zunächst vierstöckige Gebäude mit Wohnungen für Flüchtlinge errichten. Die Idee: Später hätten die Häuser einfach in Sozialwohnungen umgewandelt werden können. Die Gebäudehöhe ist an dieser Stelle ohnehin aus Lärmschutzgründen notwendig.
Inzwischen scheint die Idee mit den Wohnhäusern für Flüchtlinge längst vom Tisch. Angesichts der nachlassenden Flüchtlingszahlen steht das für eine Genehmigung zuständige Regierungspräsidium Darmstadt der Idee skeptisch gegenüber, heißt es.