Mit Blick auf die Entscheidung zum Bürgerentscheid zur City-Bahn fordern die Pächter der Aartalbahn-Strecke deren Reaktivierung. Auch die Linken setzen sich für die Verbindung ein.
Von Hannelore Wiedemann
Redaktion Rheingau-Taunus
Der Betrieb der Aartalbahn wurde im Jahr 1986 eingestellt, seither fanden lediglich touristische Sonderfahrten statt.
(Archivfoto: Mallmann/AMP)
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RHEINGAU-TAUNUS / WIESBADEN - Ob die City-Bahn von Wiesbaden nach Bad Schwalbach je fahren wird, bleibt noch mindestens ein Jahr lang offen. Mit der Entscheidung der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung, die Bürgerbegehren als unzulässig zu bewerten und stattdessen einen durch das Parlament initiierten Bürgerentscheid in der ersten Jahreshälfte 2020 durchzuführen, verschiebt sich auch der Beginn des erforderlichen Planfeststellungsverfahrens (wir berichteten).
Vor diesem Hintergrund fordert der Geschäftsführer der Aartalbahn Infrastruktur GmbH (ATB), Klaus Wagner, erneut, auf der Bahnstrecke nach Bad Schwalbach den touristischen und musealen Betrieb wieder aufzunehmen. Dazu solle die Landeshauptstadt Wiesbaden die bereits 2014 gegebenen Finanzierungszusagen einlösen; auch der Rheingau-Taunus-Kreis müsse die Mittel zur Instandsetzung der Strecke auf seinem Gebiet zur Verfügung stellen. Die ATB ist Pächterin der Strecke.
Parallel dazu sollte geprüft werden, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssten, um den Museums- zu einem Regionalbahnbetrieb mit häufigeren Fahrten und höheren Geschwindigkeiten auszubauen. Dabei müsse jedoch sichergestellt werden, dass die Bezuschussung durch Bund und Land weiterhin möglich bleibe. Mit dieser Lösung lässt sich aus Wagners Sicht die Verkehrsanbindung des Kreises verbessern. Auch Wiesbaden werde so vom Durchgangsverkehr entlastet. Die Anbindung der Bahnstrecke an die Wiesbadener Innenstadt sei in Dotzheim, am Landesdenkmal und am Hauptbahnhof gegeben. Möglich sei auch, die Züge aufzusplitten und einzelne Teile nach Mainz oder Frankfurt weiterfahren zu lassen.
Alternative zu unattraktiven Mobilitätsangeboten
Der bisher nicht befahrbare Abschnitt der Strecke zwischen Landesdenkmal und Hauptbahnhof ist Wagner zufolge inzwischen freigeschnitten; die Befahrbarkeit sei geprüft. Ein Gutachten zeige verschiedene Möglichkeiten auf, wie die Züge aus Bad Schwalbach in den Hauptbahnhof integriert werden könnten. Als Fahrzeuge könnten aus Sicht Wagners die gerade vom RMV bestellten Brennstoffzellenzüge genutzt werden. Deren Eignung für die Strecke habe er bereits mit dem Hersteller geklärt. Eine ähnliche Auffassung wie die ATB vertreten auch die Linken im Rheingau-Taunus und die Fraktion von Linken und Piraten in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung. Sie setzen sich gemeinsam für eine Reaktivierung der Aartalbahn ein. Sie sehen darin ein attraktives und umweltfreundliches Mobilitätsangebot für die Landeshauptstadt und die Region. Zu diesem Ergebnis kam es bei einem Treffen der Wiesbadener Fraktion mit Benno Pörtner und Petra Heimer von der Kreistagsfraktion der Linken.
Zwar gebe es Mobilitätsangebote für die Pendler in und aus den Taunusgemeinden, diese seien aber wegen langer Fahrtzeiten, teilweise ungünstiger Taktung und wegen der hohen Fahrpreise wenig attraktiv. „Ein schienengebundenes System auf der Trasse der Aartalbahn würde eine ganz neue Qualität der Verbindungen herstellen und könnte im Vergleich zur Verlängerung der City-Bahn bis nach Bad Schwalbach kurzfristiger realisiert werden“, so Brigitte Forßbohm, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion Linke und Piraten in Wiesbaden.
Pörtner weist darauf hin, dass das Bundesverkehrsministerium im Rahmen des Konzepts „Deutschland-Takt 2030“ ein stündliches Angebot auf der stillgelegten Strecke von Limburg nach Wiesbaden vorsieht. „Hiermit scheint eine Reaktivierung der Aartalbahn innerhalb weniger Jahre möglich zu werden, während es bis zur Inbetriebnahme der City-Bahn von Bad Schwalbach nach Wiesbaden, falls sie kommt, mindestens zehn, eher 15 Jahre dauern wird.“