„Man muss nicht immer hoch hinaus...“ – Rund 400 Kinder und Jugendliche sprechen für den Kinofilm „Die Flaschenpost-Insel“ vor
Von Konstantin Müller
Sehr viele Kinder und Jugendliche möchten beim Film „Die Flaschenpost-Insel“ mitspielen. Entsprechend groß ist der Andrang beim Casting. Foto: Corinna van Eijk
( Foto: Corinna van Eijk)
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WIESBADEN - Für die 13-jährige Marie wird es jetzt ernst: Lange hat sie auf diesen Moment hingefiebert – jetzt bleibt ihr nur wenig Zeit, um das Filmteam um Regisseur Toni Kurtin von ihren schauspielerischen Qualitäten zu überzeugen. „Stell dir vor, du sitzt auf einem Hügel – da unten leuchtet deine Heimatstadt Wiesbaden“, lauten Tonis letzte Instruktionen an die junge Sonnenbergerin. Marie macht ein betrübtes Gesicht, zittert ein wenig mit der Stimme, nimmt tief Luft und sagt: „Man muss nicht immer hoch hinaus oder weit weg um sein Glück zu finden. Meistens ist es die ganze Zeit schon bei einem…“
Auf der Suche nach jungen Talenten
Der Hintergrund von Maries Casting ist der geplante Kinder-Kinofilm „Die Flaschenpost-Insel“, der noch in diesem Jahr in Wiesbaden produziert werden soll. Das ehrenamtliche Projekt des Wiesbadener Fördervereins „Oscar“ soll zum einen junge Talente zum Vorschein bringen, aber auch Schüler mit dem Medium Film vertraut machen und ihnen einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. An insgesamt drei Castingterminen sucht das „Oscar“-Filmteam über 200 Komparsen und Zehn Haupt- und Nebenrollen. „Theoretisch hat jeder die Chance“, so „Oscar“-Vorsitzende Corinna van Eijk. Neben den Hauptrollen gebe es etwa Party- oder Straßenfest-Rollen, für die viele Komparsen benötigt werden.
Der Kinofilm soll sich mit der allgemeinen „Andersartigkeit“ auseinandersetzen und die Notwendigkeit von Toleranz und Akzeptanz in unserer Gesellschaft vermitteln. Inhaltlich geht es um die zwölfjährige Laini. An ihrem Geburtstag erhält sie ein verblichenes Fotoalbum ihrer verstorbenen, afrikanischen Eltern. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden Paul und Michael begibt sie sich auf Entdeckungsreise durch Wiesbaden und versucht, ihre Herkunft zu ergründen.
Das erste Casting fand am Sonntag in der Wiesbadener Jugendschauspielschule Scaramouche Academy statt. Der Andrang war enorm: Gut 400 Kinder und Jugendliche folgten mit ihren Eltern dem Ruf des „Oscar“-Vereins. Schon morgens um zehn Uhr reichte die Schlange quer durch den Innenhof bis in die Friedrichstraße. Die Schirmherrschaft für das Wiesbadener Filmprojekt übernimmt Schuldezernentin Rose-Lore Scholz: „Hier wird barrierefreie Arbeit für Kinder geleistet. Die Bühnenerfahrung stärkt das Selbstwertgefühl der Kinder enorm, das kommt ihnen auch im späteren Leben zugute“, sagt sie.
Marie könnte man durchaus schon als jungen Profi bezeichnen. Seit fünf Jahren besucht sie regelmäßig die Schauspielschule. Im Fernsehen konnte man sie bereits in einem Einspieler bei „1,2 oder 3“ sehen. Auch in der Weihnachtskomödie „Alles ist Liebe“ hatte sie bereits eine Komparsenrolle an der Seite von Nora Tschirner. Später würde sie gerne einmal selbst als hauptberufliche Schauspielerin arbeiten: „Meine Vorbilder sind Angelina Jolie und Heike Makatsch“, so Marie, „aber ich weiß auch, wie hart umkämpft diese Branche ist“.
„Sehr, sehr cool, Marie“, so Regisseur Kurtins Resümee nach Maries knapp zweiminütigem Auftritt. Nur einmal musste sie ihren Text vorsprechen. Diese Aufgabe meisterte sie mit Bravour, ohne sich zu verhaspeln. „Mein Gefühl ist ganz gut, aber ich dachte, es dauert länger“, so Marie draußen vor dem Castingraum. Und wer weiß, mit etwas Glück kann man die 13-Jährige aus Sonnenberg vielleicht schon bald deutschlandweit auf der Kinoleinwand sehen.