Für Eigentümer von Mietshäusern entstehen durch Leerstand nicht nur Nachteile. Die Immobilien sind zum Beispiel als Spekulationsobjekt geeignet.
Von Erdal Aslan
Lokalredakteur Wiesbaden
Früher hat das Haus am Bismarckring 23 der Wiesbadener Volksbank gehört, die heute dort nur ein Servicecenter betreibt.
(Foto: Erdal Aslan)
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WIESBADEN - Wiesbaden. Welchen Vorteil können Eigentümer von Mietshäusern wie am Bismarckring 23 haben, wenn sie ihre Häuser jahrelang leer stehen lassen? Oft wird in diesem Zusammenhang der Begriff „spekulativer Leerstand“ verwendet. Aber worauf können Eigentümer spekulieren?
Eine Möglichkeit ist die sogenannte Spekulationsfrist: „Wenn ich ein Haus nach über zehn Jahren für einen höheren Preis verkaufe, als ich dafür gezahlt habe, erziele ich durch diesen Preisunterschied einen Gewinn. Den muss ich nach zehn Jahren nicht mehr versteuern“, erklärt ein Wiesbadener Steuerberater, der nicht mit Namen genannt werden will. „Das gilt, egal ob es vermietet ist oder nicht. Die Immobilienpreise steigen ständig, deshalb könnte der Vermieter warten und auf einen höheren Verkaufspreis spekulieren.“ Nur wenn ein Eigentümer mindestens drei Immobilien im Jahr oder über mehrere Jahre jeweils zwei Häuser verkaufe, müsse er als „gewerblicher Verkäufer“ nach den zehn Jahren Steuern zahlen.
Die Avraham Milnitzki GmbH soll das Haus am Bismarckring 23 vor rund zehn Jahren von der Wiesbadener Volksbank gekauft haben. Genau weiß das niemand. Die Bank will sich nicht dazu äußern, Milnitzki selbst macht ohnehin kaum Angaben.
Der Bodenpreis spiele, wie häufig als Motiv für Leerstand angenommen, bei Mehrfamilienhäusern keine große Rolle, meint Andreas Steinbauer von der Steinbauer Immobilien GmbH. „Der Bodenpreis ist dann relevant, wenn das Grundstück unbebaut ist.“ Steinbauer nennt ein anderes Motiv für „spekulativen Ankauf“: „Der Strafzins für eine Bargeldanlage bei vielen Banken könnte ein Grund sein.“ Sprich, der Kunde parkt sein Geld in einer Immobilienanlage, die sehr wahrscheinlich im Wert steigt, statt einen Strafzins auf sein Geld bei der Bank zu zahlen. Dieser Zins gilt vor allem für hohe Beträge ab mehreren 100 000 Euro. Zum Gebäude am Bismarckring 23 meint Steinbauer: „Das ist eine Immobilie, die spätestens in den 70er Jahren gebaut worden ist und höchstwahrscheinlich ihre Restnutzungsdauer überschritten hat. Nur mit einem sehr hohen Aufwand könnte man sie auf den heutigen energetischen Stand bringen.“
Deshalb blieben nur die Möglichkeiten: Abriss mit Neubau oder eine Generalsanierung. „Und das geht in Deutschland nicht, wenn man Mieter drin hat. Oder man zahlt eine Abfindung oder findet eine andere Wohnung für diese Mieter“, sagt Steinbauer. Auch Immobilienmakler und Ortsbeiratsmitglied Christian Hill (CDU) erklärt: „Es ist zu teuer und aufwendig, um eine vermietete Wohnung herum zu sanieren.“ Ein leeres Haus sei überhaupt leichter zu verkaufen, ohne Mieter, die eine günstige Miete zahlen. „Wenn man es neu vermietet, kriegt man heutzutage mehr.“