Kommunalwahl in Wiesbaden: Parteien vom starken Abschneiden der AfD geschockt

Das starke Abschneiden der AfD sorgte im Wiesbadener Rathaus für betretene Mienen und Ratlosigkeit. Foto: Sascha Kopp
WIESBADEN - „Das ist heute ein schwarzer Tag für die Landeshauptstadt“, sagte Dennis Volk-Borowski ohne Umschweife. Der SPD-Vorsitzende brachte damit auf den Punkt, was im Rathaus über die Parteigrenzen hinweg viele dachten – und auch aussprachen. Das starke Abschneiden der „Alternative für Deutschland“ (AfD) sorgte für betretene Mienen, auch beim CDU-Fraktionsvorsitzenden Bernhard Lorenz: „Nach der Stimmung im Land musste man mit einem zweistelligen Ergebnis der AfD rechnen. Dass es aber so heftig wird, hatte ich nicht befürchtet.“
Sein Parteivorsitzender Oliver Franz war ebenso ratlos: „Die haben doch kommunalpolitisch keinerlei Lösungsansätze. Hier greift ein bundespolitischer Trend, der gar nichts mit der Politik in Wiesbaden zu tun hat.“ Franz rechtfertigte in diesem Zusammenhang das umstrittene CDU-Schreiben, das die Flüchtlingsthematik bewusst aufgegriffen habe: „Wir haben mit unserem Zielgruppen-Brief versucht, das Thema Flüchtlinge nicht der AfD zu überlassen.“ Dieser Plan ging nicht auf.
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Auch bei der FDP zeigte man sich trotz der Freude über das eigene Resultat „gelinde gesagt schockiert“, wie Spitzenkandidat Christian Diers meinte. „Das relativiert gerade meine eigene Freude, denn ich hatte der AfD nicht über zehn Prozent zugetraut.“
Lange Gesichter auch bei den Freien Wählern: „Alle, die mit der Großen Koalition unzufrieden waren, haben die AfD gewählt. Das geht natürlich zu unseren Lasten“, sagte der Parteivorsitzende Hans-Georg Kroll. Er hofft, dass die Auszählung der Kopfstimmen das eigene Ergebnis noch verbessert und die AfD-Zahlen reduziert.
Auf Zuwachs durch Kumulieren und Panaschieren hoffen auch die Grünen. Zur AfD hat Parteichef Daniel Sidiani eine klare Meinung: „Sie können garnichts zur Lösung der Wiesbadener Probleme beitragen. Im sogenannten Programm der AfD stehen gerade mal zwei Sätze zur Wohnungspolitik und ein einiger Punkt zu Verkehrspolitik. Das ist kein Programm, sondern eine Beleidigung für alle Wiesbadener. Es ist völlig irrelevant, ob die zwölf AfD-Herren im Stadtparlament erscheinen oder einfach fünf Jahre zuhause bleiben.“
AfD: Hat auch mit der schlechten Arbeit der GroKo zu tun
Das sieht AfD-Spitzenkandidat Eckhard Müller anders: „Wir haben genug fähige Leute auf unserer Liste, die in allen Bereichen qualifiziert einbringen werden.“ Wahlziel seiner Partei, die in keinem Ortsbeirat kandidierte, sei „Zehn Prozent plus X“ gewesen. Dieses Ziel scheint nach Auszählung der Kopfstimmen erreicht und Müller glaubt: „Das hat nicht nur mit den Flüchtlingen zu tun, sondern auch mit der schlechten Arbeit der Großen Koalition.“