"Klavier für Jedermann" im Wiesbadener Hauptbahnhof muss weg
Das „Spiel mich“-Klavier im Hauptbahnhof muss den Standort schon nach knapp zwei Monaten wieder verlassen. Zu störend war das "unkontrollierte Geklimper“ für die umliegenden Shop-Betreiber.
Von Nele Leubner
Lokalredakteurin Wiesbaden
Anders als diese beiden, Paulina Owusu, die singt, und ihr Mann Dennis Owusu-Sekyere aus Ghana, haben zu viele Menschen am orangefarbenen Klavier Quatsch gemacht. Archivfoto: René Vigneron
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WIESBADEN - Das orangefarbene Klavier im Hauptbahnhof muss weg. „Das ‚Klavier für Jedermann‘ wurde zu viel von Menschen genutzt, die besser nicht gespielt hätten“, berichtet Initiator Henning Schmidt etwas enttäuscht. Die Shop-Betreiber und deren Mitarbeiter im Hauptbahnhof haben sich am „unkontrollierten Geklimper“ gestört. Zwar kursieren im Internet etlich schöne Videos, auf denen Menschen dem Klavier tolle Töne entlocken – was aber im Netz natürlich nicht zu sehen ist, sind die Menschen, die nicht ganz so Schönes mit dem Klavier anstellten. Ob gewollt oder ungewollt.
Zwar hat Initiator Schmidt mit einem Zettel am Klavier darauf hingewiesen, dass das Klavier aus dem Bahnhof entfernt werden muss, wenn erneut Beschwerden kämen, „geholfen hat es aber offenbar nicht“, sagt der 18-Jährige. Der Wiesbadener hatte die Idee eines öffentlichen Klaviers aus Neuseeland mitgebracht und wollte den Wiesbadener Hauptbahnhof zu „einem schöneren und interessanteren Ort machen“. „Spiel mich!“, war die Aufforderung am Klavier. Obwohl er selber gar kein Klavier spielen kann, hoffe er, dass das Klavier den Wiesbadenern zehn Jahre Freude bereitet“, sagte Schmidt nach den ersten Tagen „Klavier für Jedermann in Wiesbaden“.
Neuer Ort für „Spiel mich“-Klavier gesucht
Jetzt muss das von einem lokalen Klavierbauer gesponserte Musikinstrument schon nach knapp zwei Monaten den Hauptbahnhof verlassen. Schmidt hat es zunächst bei sich zu Hause untergestellt, möchte es aber gerne wieder im öffentlichen Raum wissen. „Es ist natürlich schade. Aber ich bin den Shop-Betreibern dankbar für die Chance, dass sie zumindest offen für die Aktion waren“, sagt Schmidt. Eine erste Idee von dem Auszubildenden war, eine Genehmigung für die Bahnhofsunterführung zu bekommen. Die zuständigen Ämter konnten das aber nicht genehmigen, weil das Klavier dort „ein erhebliches Hindernis“ darstellen würde. Jetzt wird also ein besserer Ort für das „Spiel mich“-Klavier gesucht.
Zuhause gesucht
Haben Sie einen Vorschlag, wo das orangefarbene Klavier künftig genutzt werden könnte? Senden Sie ihn an die Projekt-Mailadresse: aktionspielmich@gmx.de.
Die Idee zu Klavieren in Bahnhöfen stammt aus Frankreich – mehr als 100 Bahnhöfe haben sich dort bereits in Konzertsäle verwandelt. Aber auch in anderen deutschen Städten funktionieren Jedermann-Klaviere deutlich besser: In Hildesheim beispielsweise steht ebenfalls ein Klavier im Bahnhof und in Frankfurt gab es öffentliche Pianos direkt am Gleis. Der Initiator in Frankfurt, Aristo Khosrobeik (Absolvent der Wiesbadener Musikakademie), wurde für sein Freiluftklavier sogar mit dem Frankfurter Bürgerpreis im Bereich „Integration und Völkerverständigung“ ausgezeichnet.