Kein Bett für schwerkranke Kinder: HSK in Wiesbaden muss kleine Patienten weiter verweisen
In der Kinderklinik der HSK müssen derzeit immer wieder kleine Patienten an andere Krankenhäuser verwiesen werden, weil nicht genügend Betten frei sind. Allein im Januar und Februar konnten bisher 50 Kinder nicht in der HSK bleiben. Grund sei fehlendes Pflegepersonal.
Von Anke Hollingshaus
Lokalredakteurin Wiesbaden
Ein Junge in einem Krankenhausbett. Foto: Photographee.eu - stock.adobe
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WIESBADEN - In der Kinderklinik der HSK müssen derzeit immer wieder kleine Patienten an andere Krankenhäuser verwiesen werden, weil nicht genügend Betten frei sind. Allein in den vergangenen zwei Wochen, berichtet die Wiesbadener Kinderärztin Dr. Barbara Mutschler auf Anfrage, wurden aus ihrer Praxis in Dotzheim sechs Kinder im Alter zwischen 0 und zwei Jahren nicht in den HSK stationär aufgenommen, sondern an andere Kliniken verwiesen.
„Das sind schwerst kranke Kinder“, sagt die Kinderärztin. Die Kleinen haben Bronchialerkrankungen, auch Lungenentzündung. Andere Wiesbadener Kinderärzte bestätigen diese Schilderung. Die Patienten und ihre Eltern werden nach Mainz, Darmstadt, Frankfurt, aber auch nach Bad Kreuznach, Limburg, nach Hanau oder gar nach Neuwied geschickt. So berichtet Dr. Kirsten Schlee-Böckh aus einer Praxis in Bierstadt: „Es ist oft schwierig, die Kinder stationär unterzubringen, auch wenn dies dringend notwendig ist.“ Und Kinderarzt Dr. Christof Stork sagt ebenfalls: „Genau so ist es.“ Mutschler: „Wir möchten nicht auf die Klinik schimpfen, sondern sind an einer konstruktiven Lösung interessiert.“
Statt eigentlich 100 Betten stehen in der Helios-HSK-Kinderklinik schon seit langer Zeit nur 70 Betten zur Verfügung, denn es fehlt an Pflegepersonal, vor allem an Kinderkrankenschwestern. Simone Koch, Sprecherin der Helios-HSK: „Wir haben im Januar 330 Kinder aufgenommen, weitere 30 haben wir erstversorgt und dann für eine qualifizierte Weiterverlegung gesorgt.“ Im Februar seien bisher ebenfalls 330 Kinder aufgenommen worden, bisher mussten 20 nach der Erstversorgung an andere Krankenhäuser verwiesen werden, sagt Koch. Außerdem habe man 850 Mädchen und Jungen ambulant versorgt. Viele kleine Patienten seien an Grippe erkrankt oder mit dem RS-Virus (Respiratorisches Syncytial-Virus) infiziert. Um Ansteckungen zu vermeiden, würden manche Kinder in Einzelzimmern untergebracht, „was die verfügbaren Kapazitäten reduziert“.
Alle Kinderkliniken im Rhein-Main-Gebiet arbeiteten zusammen. Überall sei man voll ausgelastet, so Koch. Wichtigster Partner der HSK sei die Uniklinik in Mainz. Deren stellvertretender Pressesprecher Oliver Kreft sagt: „Wir versorgen ohne Ausnahme jedes in der Klinik vorgestellte, kranke Kind.“ Sollte es in Ausnahmefällen dazu kommen, dass es mehr akut kranke Kinder als freie Betten gibt, „dann wird der jeweils klinisch stabilste Patient in eine andere Einrichtung verlegt. Dies stellt jedoch eine absolute Ausnahme dar und ist gegenwärtig nicht der Fall.“ Laut Simone Koch würden Wiesbadener Kinder aber nur in weiter entferntere Krankenhäuser gebracht, wenn Mainz ebenfalls voll sei.
Erstversorgung „ist immer gewährleistet“
Koch betont, dass die Erstversorgung der kleinen Patienten auch in den HSK „immer gewährleistet“ sei. „Wenn wir weiterverlegen müssen, organisieren wir einen stationären Platz in umliegenden Krankenhäusern und einen qualifizierten Transport.“ Weil aber alle Kliniken im Rhein-Main-Gebiet über die Zentrale Leitstelle Ivena oft „rot“, also belegt, gemeldet sind, sei dies oft schwierig.
Schon im Sommer hatten die HSK angekündigt, die Pflegemisere in der Kinderklinik sei hoffentlich bald weniger gravierend. Wie berichtet hat man zwölf ausländische Pflegekräfte eingestellt und setzt auf frisch examinierte Kräfte. Allerdings hat dies bisher nicht dazu geführt, dass die Zahl der Betten erhöht wurde. Es bleibt bei 70 von eigentlich 100. Hierzu sagt Helios-HSK-Sprecherin Koch: Die ausländischen Fachkräfte hätten zwar jetzt alle anerkannte Abschlüsse, um tatsächlich alleine arbeiten zu können, brauchten sie noch eine Urkunde und diese sei noch nicht da. Außerdem gäbe es, wie anderswo auch, Fluktuation und die Grippewelle mache auch vor Pflegepersonal nicht Halt.
Auch für Erwachsene ist der Platz knapp
Im kommenden Oktober werden weitere zehn Kinderkrankenschwestern oder -pfleger mit ihrer Ausbildung fertig. „Wir hoffen, sie alle hier halten zu können“, sagt Simone Koch. „Aber die Konkurrenz ist groß.“ Insgesamt beschäftigt die Helios-HSK an der Kinderklinik 100 Vollzeitkräfte. Der zuständige Klinikdezernent Oliver Franz (CDU) sieht die Stadt nicht in der Pflicht. „Das Personalwesen der Kliniken ist Teil des operativen Krankenhausbetriebs der Helios-HSK. Aus diesem Grund hat die Landeshauptstadt Wiesbaden auf diesen Bereich keinen Einfluss.“
Nicht nur die Kinder, auch Erwachsene finden derzeit nicht alle einen Platz in den Wiesbadener Kliniken. Das trifft aber alle, nicht nur die HSK. Auch im St. Josefshospital hat die zentrale Leitstelle Ivena für die Intensivstationen beider Häuser sowie für andere Fachbereiche vorübergehend Rot, also belegt, gemeldet.