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Das Museum Wiesbaden an der Friedrich-Ebert-Allee 2 ist am Samstag, 2. Dezember, bei freiem Eintritt von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Karin Tegeler ist von 10 bis 16 Uhr dort. Weitere Informationen unter www.museumwiesbaden.de.
WIESBADEN - Pilze schmecken fantastisch im Risotto, als cremige Suppe oder als Pizzabelag – doch sie können noch viel mehr: Karin Tegeler ist am kommenden Samstag im Rahmen der Ausstellung „Pilze. Nahrung, Gift und Mythen“ im Museum Wiesbaden zu Gast und demonstriert, wie man mit Pilzen Wolle oder Seide in warme Gold-, Violett oder Grüntöne tauchen kann.
Dafür wird das zu färbende Material über Nacht in eine kalte Beizflüssigkeit gelegt, am nächsten Morgen herausgenommen und ausgespült. Parallel werden ebenfalls über Nacht die getrockneten Pilze eingeweicht, eine Stunde sprudelnd ausgekocht und schließlich abgeseiht. In dieser Pilzbrühe simmert die gebeizte Wolle oder Seide ein bis zwei Stunden. Nach dem Abkühlen wird ausgespült.
Färbepilze sind nicht sonderlich wohlriechend
„Durch das Beizen setzen sich unablösbare Metallmoleküle an die Wollfasern. An diese heften sich die Farbstoffteilchen ebenfalls unlösbar an“, erklärt Karin Tegeler den Vorgang. Selbst können die Besucher im Museum nicht Hand anlegen. Beim sprudelnden Auskochen von Pilzen entstehe viel Dampf, zudem seien die Färbepilze nicht sonderlich wohlriechend.
Wie viele Farben kann man mit Pilzen wie beispielsweise Schwefelköpfen und Weichporlingen generell herstellen? „Das kann man gar nicht beziffern. Je nachdem, welche Pilze man findet. Je nach Standort und klimatischen Bedingungen färben die Pilze leicht unterschiedliche Farbtöne“, sagt die Expertin.
Ihr Interesse an Pilzen hat Karin Tegeler bereits als Kind entdeckt, da sie häufig mit den Eltern zum Sammeln in den Wald ging. Damals lebte die Familie in Wiesbaden, in den Städtischen Kliniken legte Karin Tegeler 1961 ihr Staatsexamen als Krankenschwester ab. Später arbeitete sie als Pharmareferentin, bevor sie zwölf Jahre in einem Naturschutzgebiet auf Fehmarn tätig war. Dort lernte sie die Wollverarbeitung kennen.
Parallel fuchste sie sich autodidaktisch in die Nutzung von Pilzen als Färbemittel ein, ging dann bei einem Pflanzenfärber in die Lehre und absolvierte zahlreiche Kurse bei namhaften Künstlern.
Seit 2012 lebt Karin Tegler nun mit ihrem Ehemann im Harz und bietet in ihrer Werkstatt Kreativ-Workshops zum Thema „Pilze“ an. Selbstverständlich kommen die auch bei ihr in die Pfanne: „Die Speisepilze, die ich je nach Jahreszeit finde und mit nach Hause bringe, essen wir auch. Das sind die ganz normalen Maronen, Steinpilze, Pfifferlinge, Morcheln, Herbsttrompeten. Ich komme selten ohne Pilze aus dem Wald zurück“, berichtet die gebürtige Wiesbadenerin.