Der SV Delphin bietet seit Dezember 2016 den Kurs „Schwimmen lernen für Flüchtlinge”an. Das Projekt wurde jüngst mit dem 2500 Euro dotierten Integrationspreis ausgezeichnet.
Von Philipp Durillo
Sportredakteur Wiesbaden
Die Schwimmkurse werden auch Flüchtlingskindern angeboten.
(Foto: Gerhard Strauch)
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WIESBADEN - Zwei Leidenschaften verbinden: Das gelingt dem musikaffinen David Craig, wenn er am Rande des Schwimmbeckens steht. Für die Teilnehmer seines Schwimmkurses hat er einen besonderen Tipp: „Ich versuche, sie in schwierigen Situationen zum Singen zu animieren. Das hilft, um die Ruhe im Wasser zu bewahren”, erklärt der 66-Jährige. Craig ist pensionierter Lehrer an den US-Stützpunkten in Bad Kreuznach und Wiesbaden, singt im Chor und spielt Klavier. Seit seinem Ruhestand engagiert er sich für Flüchtlinge, leitet unter anderem einen Männer-Schwimmkurs. Und trägt damit einen Teil zum Projekt „Schwimmen lernen für Flüchtlinge” bei, das der SV Delphin Wiesbaden seit Dezember 2016 anbietet. Die Kursanbieter wurden jüngst mit dem Integrationspreis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet. „Dem SV Delphin ist es mit dem Projekt in beispielhafter Weise gelungen, die Flüchtlinge als Vereinsmitglieder einzubinden. Das zeigt die Wichtigkeit des Breitensports als Motor des Integrationsprozesses“, begründet der Integrationsdezernent Christoph Manjura die Entscheidung der zwölfköpfigen Jury.
Der Preis ist mit 2500 Euro dotiert
Der Integrationspreis, der mit 2500 Euro dotiert ist und am 13. November im Rathaus verliehen wird, honoriert auch die Kontinuität, mit der der SV Delphin seit knapp vier Jahren Integrationsarbeit leistet. Anfangs war das Projekt in Zusammenarbeit mit Evim und dem Sozialdienst Asyl durchgeführt worden. Nach knapp einem Jahr stemmte der SV Delphin das Projekt alleine. Mittlerweile haben 286 Flüchtlinge beim SV Delphin einen oder mehrere Schwimmkurse durchlaufen. „In unserem Verein ist der Mitgliedsanteil von Migranten hoch. Wegen der auf Breiten- und Gesundheitssport angelegten Angebote fühlen sich Migranten bei uns offenbar sehr wohl“, erläutert der erste Vorsitzende des SV Delphin, Gerhard Strauch. In den heißen Sommermonaten oder während des Ramadans finden sich meist etwas weniger Teilnehmer. Dennoch stellen Strauch und seine Mitstreiter – neben David Craig sind das die Organisatoren Alexandra Rochtchina, Benjamin Charbel sowie die Übungsleiterinnen Julia Willet, Mara Heidelbach und Sabrina Neeb – durchgehend Schwimmkurse für die Flüchtlinge auf die Beine.
Die nächsten Kurse sind in Männer-, Frauen- und zwei Kinderschwimmkurse (Anfänger und Fortgeschrittene) unterteilt. „Vor allem die Kinder machen immense Fortschritte. Die Eltern sind sehr glücklich, wenn ihnen ihr Nachwuchs stolz das Seepferdchen präsentiert”, berichtet die Übungsleiterin Julia Willet. Allein im Jahr 2018 entfielen von den 81 beim SV Delphin abgenommenen Schwimmabzeichen knapp 40 Prozent auf Migranten.
Das Training besteht aus zehn Einheiten
Dass die Lernschritte bei den Erwachsenen meist etwas langsamer ausfallen, hat nicht nur mit dem höheren Alter zu tun: „Viele Flüchtlinge haben auf dem Weg nach Europa schlechte Erfahrungen mit dem Wasser gemacht. Da ist es zunächst wichtig, ihnen Spaß zu vermitteln, sich im Wasser zu bewegen“, gibt David Craig Einblicke in sein Training, das aus zehn Einheiten besteht und an dessen Ende die Teilnehmer meist Schwimmstile wie Brust, Rücken und Kraulen beherrschen. Und vielleicht auch das ein oder andere Liedchen singen können.