In dem Wiesbadener Restaurant 60/40 wird Politik zum Quiz
Von Christina Lopinski
Helmut Wiesner (re.), einer der Moderatoren, erläutert, worum es bei der nächsten Aufgabe geht. Foto: Joachim Sobek
( Foto: Joachim Sobek)
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WIESBADEN - Das Restaurant 60/40 verwandelte sich an Mittwochabend in eine Quizarena. Die überparteilichen Organisation „Demo“ schuf Raum, um wenige Tage vor der Bundestagswahl politisch ins Gespräch zu kommen. „Wir wollen Politik wieder salonfähig machen“, sagte die Moderatorin Jana.
Das Publikum ist bunt gemischt
Bei Wein, Steinofenpizza und Limonade lässt es sich offenbar gut über Politik reden. Die Stimmung war locker, die Atmosphäre gemütlich, das Publikum bunt gemischt: Rotwein trinkende Pärchen rätselten, Männer in Anzügen, junge Mädchen mit bunten Haaren, Rentner, Erstwähler, Nichtwähler, Parteimitglieder oder von der Politik Enttäuschte.
Elf Teams testeten in fünf Runden ihr politisches Wissen. Sehr Unterschiedliches wurde gefragt. Beim Bilderrätsel mussten Politiker identifiziert werden – und zwar in vertauschten Geschlechterrollen. Während Ursula von der Leyens hohe Stirn und Cem Özdemirs Nase unverkennbar waren, wurde es bei der weiblichen Version von Seehofer und Altmaier deutlich komplizierter.
Darauf folgten ungewöhnliche Wissensfragen und das Erraten von Zitaten aus Wahlprogrammen zu den Themen Wahlrecht ab 16, Europa, Abschaffung der Fünf-Prozent-Hürde. „Wirklich?“, hallte es bei der Auflösung durch den Raum. „Hätte ich nicht gedacht.“ Die Fragen waren zum Teil so, dass man die Antworten unmöglich vergessen kann. Beispielsweise kommt der aktuell jüngste Bundestagsabgeordnete mit 28 Jahren aus der CDU, die Spitze der Followerliste in den sozialen Medien führt die AfD an. Die siebenfache Mutter Ursula von der Leyen ist selbst eines von sieben Kindern und Frauke Petry hat schon einmal das Bundesverdienstkreuz erhalten. Insgesamt sind 61,5 Millionen Menschen in Deutschland wahlberechtigt, drei Millionen dürfen zum ersten Mal wählen gehen. Zur Auflockerung gab es kurze Pausen zwischen den Runden.
„Das läuft echt gut“, sagte Felix Keßler grinsend, der Veranstalter und Regionalleiter der „Demo“-Gruppe Hessen, während er Postkarten auf den Tischen verteilte. „Nur keine Wahl ist die falsche Wahl“ steht in weißen Druckbuchstaben darauf. Der Lehramtsstudent war schon immer politisch interessiert, wollte sich aber überparteilich engagieren. „Mareike Nieberding hat die Organisation kurz nach der Wahl Donald Trumps gegründet. „Damit so etwas nicht noch einmal passiert“, erläuterte Keßler. Er hatte sich angesprochen gefühlt und „Demo“ in Hessen hochgezogen. „Wir müssen wieder mehr miteinander reden“, sagte er bestimmt. „Alle“.
Um kurz vor 23 Uhr war die Preisverleihung. Den Barkeepern, die mit dem Namen „Bartei“ ins Rennen gegangen waren, wurde der Preis für den kreativsten Teamnamen verliehen. Das Quiz gewannen die „Jusos“ und das 60/40 übernahm die Rechnung des gesamten Teams.
Komprimierte Parteiprogramme gab es zum Mitnehmen, auch wenn eine Abstimmung gezeigt hatte, dass schon über 90 Prozent der Quizteilnehmer sicher wissen, wen sie am Sonntag wählen werden. „Wenn nur einer mehr zur Wahl geht, dann haben wir unser Ziel erreicht“, sagte Keßler.