Weil die Zapfstelle Fasanerie gesperrt ist, weichen viele Wasserabfüller ins Adamstal aus. Nun sucht die Stadt nach einer Lösung.
Von Birgit Emnet
Mitarbeiterin Lokalredaktion Wiesbaden
Eine Batterie von Kanistern will noch gefüllt werden: Die Wasserstelle Carl-von-Ibell-Weg ist gut frequentiert. Foto: Joachim Sobek
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WIESBADEN - Diesmal versuchte Hermann Schäfer in der Mittagszeit, am Laufbrunnen Carl-von-Ibell-Weg im Adamstal seine Kanister für Teewasser zu füllen. Er habe, berichtet der Rentner aus Taunusstein, 90 Minuten warten müssen. Fünf bis sechs Autos hätten vor der Zapfstelle geparkt, die Nutzer zapfen, sofern sie mal drankommen, dann gleich im großen Stil ab: 80, 100, auch mal 130 Liter, das dauere Stunden. Das Rinnsal dieses Brunnens laufe gerade mal bleistiftstark. Pro Fünf-Liter-Kanister dauere das sechs bis sieben Minuten, so Hermann Schäfer, der meist seinen Monatsvorrat mit 40 Litern holt.
Es war nicht sein eindrücklichstes Erlebnis: Kürzlich kam der Taunussteiner morgens um 7.30 Uhr zur Zapfstelle und zählte binnen Kurzem insgesamt sechs Fahrzeuge im Wartestand. In einem der vor ihm Wartenden konnte er etwa 40 Kanister mit jeweils fünf Litern Fassungsvermögen und weitere zehn Zehn-Liter-Kanister entdecken. Er rechnete hoch, dass ihm etwa vier bis fünf Stunden Wartezeit bevorstünden, gab dann, wie er sagt, „genervt auf“. Allerdings sprach er bei dieser Gelegenheit mit einigen Wartenden und die versicherten ihm glaubhaft, dass solche Zustände völlig normal seien.
Kein Zustand sei dies, hadert der jahrzehntelange Nutzer des Laufbrunnens Schläferskopfstollen, auch Kreuzstollen genannt, der seit Ende vergangenen Jahres wegen Vandalismus an der Zufahrtsschranke geschlossen ist. Die „Wassertouristen“ jener Quelle kämen jetzt großteils ins Adamstal, auch wenn dort das Zapfen mangels Fließgeschwindigkeit lange dauere. Die ließen sich auch nicht abhalten, „sie glauben, dass das Wasser aus der Leitung nicht sauber genug ist“, so Schäfer.
Bei dem Behörden tut sich was
Mit der Situation um die Wiesbadener Laufbrunnen – auch der am Tränkweg wurde 2014 wegen wiederholter Vermüllung geschlossen – hat sich der Umweltausschuss im Mai beschäftigt. Man fasste den Beschluss, das Umwelt- und Verkehrsdezernat damit zu beauftragen, „die Gesamtsituation zum Thema ‚Trinkbrunnen in Wiesbaden’ zu untersuchen und dem Ausschuss ein Konzept dazu vorzulegen“.
Man sei „da dran“, wie Daniel Sidiani, Referent im Umweltdezernat, berichtet, und diesen Donnerstag finde eine ämterübergreifende Dienstbesprechung zum Thema statt. Dezernent Andreas Kowol wolle sich jedenfalls für eine Wiedereröffnung des Laufbrunnens an der Fasanerie einsetzen, berichtet Sidiani. Voraussetzung dafür sei allerdings, „dass es auch funktioniert“, sprich eine Lösung gefunden werde, um die Zufahrt dauerhaft zu sperren, eventuell durch versenkbare Poller, und auch sonst für einen geregelten Ablauf am Trinkbrunnen zu sorgen. Im Anschluss wolle man dann mit Hessenwasser über eine Umsetzung des Konzepts sprechen.
Hubert Schreiber, Pressesprecher von Hessenwasser und Leiter der Unternehmenskommunikation, ist indes skeptisch, zumindest, was eine Reaktivierung des Laufbrunnens Schläferskopfstollen an bisheriger Stelle betrifft. Diese liege in der Wasserschutzzone 1 und sei deshalb für den Andrang von „Großkunden“ mit sämtlichen negativen Nebenerscheinungen ungeeignet, so Schreiber.
Er könne sich allerdings eine Lösung an einem anderen Standort vorstellen, Hessenwasser werde sich dem nicht verschließen. Es sei ja technisch kein Problem, eine Leitung für das Stollenwasser zu verlegen und das Ganze auch mehr eine organisatorische Herausforderung als eine finanzielle, meint Schreiber. Konzeptionell sei jedenfalls erst mal die Stadt in der Pflicht.