Eine Befragung von Wiesbadener Jugendlichen hatte ergeben, dass mehr als die Hälfte nicht gerne dort lebt. Das will die Stadt mit einem Handlungsprogramm ändern.
Von Lena Witte
Reporterin Lokalredaktion Wiesbaden
Im Frühjahr soll der Bolzplatz Schelmengraben neue Tore und einen neuen Belag erhalten.
(Foto: Volker Watschounek)
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WIESBADEN - Anstatt unbekümmert und frei zu sein, machen sich Jugendliche Sorgen: Die Corona-Pandemie hat ihnen Vieles genommen – und sie haben Angst vor der Zukunft, zeigt unter anderem eine Umfrage der Universität Hildesheim.
„Sie haben mit den meisten Verzicht hinnehmen müssen“, weiß Sozialdezernent Christoph Manjura (SPD), „und tragen es solidarisch mit“. Gerade darum hält er es für so wichtig, dass das Handlungsprogramm „Jugend ermöglichen“ jetzt umgesetzt wird. Los geht es konkret mit der Sanierung des Bolzplatzes im Schelmengraben. Der Platz an der Willi-Werner-Straße sei ein belebter und beliebter Treffpunkt bei Kindern und Jugendlichen, hat die Jugendbefragung im Jahr 2017 ergeben. Rund 1000 Kinder und Jugendliche hatten sich damals beteiligt – und nur 54 Prozent von ihnen sagten, dass sie gerne in der hessischen Landeshauptstadt leben.
Vier Millionen Euro stehen zur Verfügung
Auf ihrer Wunschliste standen mehr Möglichkeiten, sich im öffentlichen Raum zu treffen, ein besserer öffentlicher Nahverkehr, mehr Freizeitangebote in der Stadt. „Die Jugendlichen und ihre Wünsche sind in den vergangenen Jahrzehnten oft hinten runtergefallen“, sagt Beate Hock, Leiterin der Abteilung Grundsatz und Planung im Amt für Soziale Arbeit. Genau darum habe die Stadt entschieden, dass sich hier etwas ändern muss. Ein erster Schritt, um Jugendlichen zu zeigen, dass sie wahrgenommen würden, dass die Entscheider wissen wollten, was Jugendliche in ihrer Stadt brauchen, um glücklich zu sein, war besagte Befragung.
Eine ämterübergreifende Lenkungsgruppe hat die Impulse der befragten Jugendlichen ausgewertet und eine Liste erstellt, auf der steht, was nun konkret getan wird. Dass hier Ämter, städtische Gesellschaften wie Eswe Verkehr, aber auch Vereine, Vertreter von Jugendparlament und Jugendhilfeausschuss, Polizei und Beratungsstellen die Köpfe zusammengesteckt haben, um gemeinsam über bessere Lebensbedingungen für Jugendliche nachzudenken, hält Sabine Herrmann, Leiterin der Abteilung Jugendarbeit im Amt für Soziale Arbeit, für wichtig: „Wir wollen das Bewusstsein dafür schärfen, die Bedürfnisse der Jugendlichen mit zu denken.“
Ende 2019 stand dann der Beschluss der Stadtverordneten, dass für ein erarbeitetes Handlungsprogramm, das vorerst bis 2023 läuft, insgesamt vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Mit diesen Mitteln sollen Angebote für Jugendliche geschaffen oder optimiert werden. Doch eine Haushaltssperre, begründet durch die Corona-Pandemie, hat die Umsetzung verzögert.
Weil der Bolzplatz am Schelmengraben sehr in die Jahre gekommen und marode ist, wird er als erstes saniert. Der Bodenbelag wird erneuert und es werden neue Tore installiert, damit das Kicken hier wieder mehr Spaß macht. Der Auftrag dafür ist gerade übergeben worden, und im Frühjahr wird, je nach Witterung, mit den Arbeiten begonnen.
Weiterhin steht ein Pumptrack für Nordenstadt und Delkenheim auf der Liste, die nun abgearbeitet wird und für die das Geld da ist. Dabei handelt es sich um eine spezielle Mountainbike-Strecke. Außerdem soll, damit Jugendliche mobiler werden, der Nachtbusverkehr in den Ferien ausgeweitet werden, doch wann das klappt, hängt auch von den Vorgaben ab, die mit der Pandemie zu tun haben. Am Schulberg werden Bolzplatztore aufgestellt, der Jugendplatz in Nordenstadt soll beleuchtet werden und es gibt eine Art Bauwagen, der Schulen und Plätze ansteuern soll, wo sich Jugendliche gerne treffen, damit Sozialarbeiter mit ihnen ins Gespräch kommen. Denn das Handlungsprogramm soll ihnen nicht übergestülpt werden: „Wir wollen mit den Jugendlichen etwas auf die Beine stellen“, sagt Hock.
Damit Jugendliche mehr Möglichkeiten haben, sich zu entfalten, damit sie in Wiesbaden gut aufwachsen – und hier eine Perspektive für die eigene Zukunft sehen.