Tom Hartmann (2.v.l.) und Anthony Jole (3.v.l.) mit den Leonardo-Juroren Eva-Maria Damasko und Jochen Kreit. Foto: Agentur Bell/Paul Müller
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WIESBADEN - Wir posten Fotos auf Facebook, verraten unsere Standorte auf WhatsApp, haben personalisierte Profile für Online-Käufe. Und machen uns meist wenig Gedanken darüber, welchen Einblick wir so in unsere Privatsphäre geben. Anthony Jole und Tom Hartmann haben sich mit den Auswirkungen beschäftigt – allerdings nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger, sondern per Kamera. Die zwei Schüler des Martin-Niemöller-Gymnasiums haben mit „Wake Up“ einen sowohl technisch als auch künstlerisch beeindruckenden Kurzfilm geschaffen, in dem ein Teenager in naher Zukunft in einer digital kontrollierten Welt gefangen ist. „Wir haben uns gefragt, wie die Technologie im Jahr 2030 aussehen könnte. Allein die Vorstellung hat mich erschreckt, da der Mensch komplett verlernt haben wird, selbst nachzudenken, da alles einmal die Computer übernehmen werden“, veranschaulicht Teamsprecher Anthony die Intention. Die Ausarbeitung der Idee begann im Januar und endete im Mai 2016. „Ich suchte nach einem Schauspieler und entdeckte Paul, er gehörte zu einer Theater-AG an meiner Schule. Wir drehten zwei Tage in den Sommerferien. Ich übernahm das Drehbuchschreiben, die Regie, den Schnitt und die Kameraarbeit. Mein bester Freund Tom Hartmann, der sehr musikalisch ist, war für das Komponieren der Musik verantwortlich.“ Im September 2016 war der Film dann fertig und somit bereit für die Einreichung beim Leonardo Schul-Award der Wiesbaden Stiftung, den diese Zeitung als Medienpartner präsentiert. Die Jury der Kategorie Film kürte „Wake up“ als einen von acht Finalkandidaten des Leonardo-Filmfestivals im Mai 2017. Eine aufregende Sache, obgleich Anthony schon Festival-Erfahrung hat: Sein 2014 gedrehter Krimi „Das Amulett“ belegte beim Exground-Filmfestival Youthdays den zweiten Platz. 2015 schaffte er es mit „Ich muss weg“ um ein Mobbing-Opfer sogar auf den ersten Platz. Dabei hat der junge Wiesbadener erst im Jahr 2013 während einer Klassenfahrt nach Juist die Kamera für sich entdeckt. „Wir sollten einen Film über die Insel drehen. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, sodass ich unbedingt nach der Rückkehr einen eigenen Film drehen wollte. Schnell hat sich eine große Leidenschaft entwickelt, und es stand dann auch sehr bald mein Berufswunsch fest: Ich möchte Filmregisseur werden.“
Marc Ewert von Cineplex Wiesbaden gehörte der Leonardo-Jury an und bedauerte, dass nur die Juroren die vielen hochwertigen Beiträge zu sehen bekamen. „Selbst der sowohl handwerklich als auch inhaltlich hochqualitative Gewinner-Film konnte aufgrund des engen Zeitrahmens bei der Preisverleihung leider nicht gezeigt werden, sodass ich mich spontan dazu entschlossen habe, dem Film eine öffentliche Plattform zu bieten.“ Und so erhielten Tom und Anthony nicht nur Trophäe und Preisgeld, sondern als Bonus die Zusage, „Wake up“ als Vorfilm im regulären Spielbetrieb laufen zu lassen.
Als Vorfilm zu „The Circle“ im Thalia
Ab Donnerstag ist es soweit: „Wake up“ läuft vor dem Hauptfilm „The Circle“ mit Emma Watson und Tom Hanks. „Das ist die Krönung. Der größte Traum eines Filmemachers ist, wenn sein Film im Kino gezeigt wird“, jubeln die beiden 18-Jährigen. Marc Ewert schließt nicht aus, dass dies ein Grundstein sein könnte: „Die offensichtliche Leidenschaft der Filmemacher fürs Kino und das bereits bisher erworbene Fachwissen ist aus meiner Sicht eine gute Basis für eine professionelle Karriere. Ich bin gespannt, welchen Weg sie einschlagen werden und würde mich sehr darüber freuen, wenn ein ‚echter‘ Kinofilm irgendwann in Wiesbaden seine Premiere feiert.“
Tom Hartmann (2.v.l.) und Anthony Jole (3.v.l.) mit den Leonardo-Juroren Eva-Maria Damasko und Jochen Kreit. Foto: Agentur Bell/Paul Müller Foto: Agentur Bell/Paul Müller
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SCHUL-AWARD
Der Leonardo Schul-Award der Wiesbaden Stiftung zeichnet seit 2005 im Zwei-Jahres-Turnus herausragende Projekte aus, die Wiesbadener Schüler der Klassen 7 bis 13 im Team erarbeitet haben. Die Teilnahme ist in den Kategorien „Visionen für Wiesbaden“ (Berufsleben/ Stadt-Ideen/ Soziales & Inklusion), „Kreative Medien“ (Online/Filme/Design & Gestaltung), „M.I.N.T.“ (Naturwissenschaften/ Technik/ Mathematik & Informatik) sowie „Auf der Bühne“ (Theater/Musikkomposition/Bands) möglich.