Blockflötist Maurice Steger und Stuttgarter Kammerorchester bei der Wiesbadener Mozart-Gesellschaft
Blockflöte muss nicht klingen wie von gequälten Grundschülern. Von einem Könner bedient, kann das Instrument musikalischen Genuss versprechen. Das beweist Maurice Steger.
Von Axel Zibulski
Blockflötist Maurice Steger mit dem Stuttgarter Kammerorchester beim Auftritt im Saal der Casino-Gesellschaft.
(Foto: Mozart-Gesellschaft Wiesbaden)
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WIESBADEN - Dass Blockflöte nicht gleich Blockflöte ist, demonstriert Maurice Steger auf eindrucksvolle Weise. Allein drei unterschiedliche Instrumente setzte der 1971 geborene Schweizer bei seinem Auftritt als Solist im Weihnachtskonzert der Mozartgesellschaft Wiesbaden ein, von der eher sonoren Altblockflöte bis zum kleinen Flautino. Von den drei Konzerten Antonio Vivaldis, die für dieses in extremen Tonhöhen sich bewegende Instrument erhalten sind, spielte Steger das in C-Dur stehende mit schier unerschöpflichem Atem und unbegrenzter Virtuosität, samt virtuosen Läufen und schwerelosen Girlanden – ein Höhepunkt seines Auftritts mit dem Stuttgarter Kammerorchester im ausverkauften Herzog-Friedrich-August-Saal der Casinogesellschaft.
Programm auch mit Werken des Frühbarocks
Ein Jugendwerk Mozarts, das im Alter von 16 Jahren komponierte Streichquartett Nr. 2 D-Dur KV 155, hatte das im Übrigen ganz auf die barocke Epoche ausgerichtete Programm eröffnet. Dem Stuttgarter Kammerorchester und dessen leitender Konzertmeisterin Susanne von Gutzeit gab es erste Gelegenheit, auch in der Bearbeitung für Streichorchester kammermusikalisch präzise zu interagieren. Die lange Unterbrechung zum Umstimmen der Instrumente war ein gern in Kauf genommener Tribut an die historische Authentizität der Wiedergabe zweier frühbarocker venezianischer Sonaten von Dario Castello. Zumal die zweite der Sonaten, die aus Castellos 1629 veröffentlichter Sonaten-Sammlung ausgewählt waren, zum ersten Mal Maurice Steger ins Spiel brachte.
Der rote Faden, der sich durch das relativ bunte Barockprogramm zog, orientierte sich weniger an dramaturgischen Kriterien, sondern eher an der Werkdienlichkeit und der Stilsicherheit, die das Stuttgarter Kammerorchester jedem der ausgewählten Komponisten entgegenbrachte. Georg Friedrich Händels Concerto grosso a-Moll op. 6 Nr. 4 war durchweg atmend und affektvoll ausmusiziert, in Pietro Antonio Locatellis Concerto grosso f-Moll op. 1 Nr. 8 ging die abschließende Pastorale in der empfindsamen Vorweihnachtsstimmung auf: Das Kirchenlied „In dulci jubilo“ muss da, wie schön erkennbar wurde, prägend gewirkt haben.
Dialogisieren zwischen Solist und Orchester
Das gewichtigste und facettenreichste Werk, das Maurice Steger vorstellte, stammte von Georg Philipp Telemann, der in jüngerer Zeit auffallend häufig in Barockprogramme einbezogen wird. Dessen Suite für Alt-Blockflöte und Streicher a-Moll gab die Stichworte für ein immens lebendiges und kontrastreiches Dialogisieren zwischen dem Orchester und dem Solisten. Für den pfiffigen Finalsatz wechselte er noch einmal sein Instrument, das zurzeit wohl kein Flötist so publikumswirksam beherrscht wie der bejubelte Solist.