Bei der Weinwoche wird das Notquartier zur Wohlfühl-Oase
Die 44. Rheingauer Weinwoche in Wiesbaden kann mit einem schönen Ambiente und guten Weinen punkten. Doch Winzer und Stadt drehen auch ordentlich an der Preisschraube.
Von Heinz-Jürgen Hauzel
Lokalredakteur Wiesbaden
der Ausweichplatz während der Bauarbeiten am Stadtschloss ist bei den Weinfest-Besuchern längst kein Geheimtipp mehr.
(Foto: Harald Kaster)
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WIESBADEN - Schlossplatz III dürfte die Wiese neben dem Marktkirchen-Kindergarten nach der Zählweise der Weinwochenplaner heißen. Im Vorjahr wurde sie wegen der Bauarbeiten am Stadtschloss hinzugenommen, um die von den Bauarbeiten am Stadtschloss vertriebenen Winzer unterzubringen. Und schon ist das Gelände mit dem wunderschön angelegten Blumenbeet in der Mitte für viele Fest-Besucher zum Lieblingsplatz geworden. Ideal für die, die sich beim Gläschen Wein nett unterhalten wollen: kein Gedränge, ein bisschen Luft, ein bisschen Schatten – und kein Radau von irgendeiner Bühne her.
Enger und lauter geht’s da schon auf dem Schlossplatz I zu. Vor allem, als sich am Kurier-Stand und am Stand des Kiedricher Bürgermeisters Winfried Steinmacher Patrick Lindner sehen lässt. Der Münchner Schlagerstar war am Wochenende Gast von Ex-Oberbürgermeister Sven Gerich.
Stadt und Winzer drehen an der Preisschraube
Die kurzen Regenschauer taten der Stimmung und dem Andrang keinen Abbruch. „Da sind die Leute einfach unter der Klappe dichter zusammengerückt“, berichtet Angelika Dietrich, die bei „Wibbes“ Steinmacher ausschenkt. Und sie strahlte über die idealen Weinfest-Temperaturen, die für die nächsten Tage angesagt sind. „Bei den 40 Grad, die wir im Juli hatten, wäre doch keiner gekommen.“
Irgendwann könnte das auch passieren, wenn Stadt und Winzer weiter so dynamisch an der Preisschraube drehen. An vielen Ständen geht es mittlerweile überhaupt erst bei 2,50 Euro für ein Piffchen los. Da muss die Kundschaft kein Kleingeld mehr mitbringen. Beim Blick auf die Preislisten legt sich jedenfalls manche Stirn in Falten – trotz aller Großzügigkeit, für die die Wiesbadener gerade während des Weinfests bekannt sind. Über die freut sich Günter Bartnik: „Die Leute spenden wieder gern“, bestätigt der 83-jährige Offizier der Heilsarmee, der freilich ankündigt, dass er bei dieser 44. Weinwoche, die seine persönliche 25. ist, letztmals Sammelrunden dreht.
Am Rande notiert
Als Babette von Kienlin ihre Schicht am „ihnen leuchtet ein Licht“-Stand (wie immer mit viel Charme und Einsatz) absolvierte, war die Wiedersehensfreude groß. Denn plötzlich stand Schlagerstar Patrick Lindner vor ihr. „Wir haben uns ja seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gesehen“, war der 58-Jährige hocherfreut über die spontane Begegnung mit der ZDF-Moderatorin. Lindner, begleitet von Lebensgefährte Peter Schäfer, war übrigens mit weinfestkundigen Gastgebern unterwegs: Wiesbadens Ex-Oberbürgermeister Sven Gerich und sein Ehemann Helge zeigten den beiden, wie schön es sich in der hessischen Landeshauptstadt feiern lässt.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Profifußball ist SV-Wehen-Wiesbaden-Ikone Alf Mintzel noch immer sehr gefragt. Beim Ausschank am Benefizstand gab der von den Fans zum „Fußballgott“ erkorene Kicker gerne Autogramme und posierte für Fotos. Seit Kurzem arbeitet er im Marketing des Zweitligisten - und hat am Samstag einen weiteren Ansprechpartner bei Fachfragen gefunden. Walter Bischof, früherer Marketingdirektor von Henkell, bot dem 37-Jährigen spontan seinen Rat an. Mintzel freute sich über das Angebot: „Ich bin für jeden Tipp dankbar.“