30 Jahre Schüleraustausch zwischen Wiesbaden und Kfar Saba
Beim Empfang im Wiesbadener Rathaus berichten die 28 Jugendlichen von Ausflügen in den Rheingau und Touren durch Mainz und Wiesbaden. Die haben gegenseitige Vorurteile abgebaut.
Von Maya Vogel
Gute Stimmung beim Ausflug in den Rheingau: „Wir lachen über dieselben Dinge“, stellen die Schülerinnen und Schüler aus Israel und der Carl-von-Ossietzky-Schule in Wiesbaden fest.
(Foto: Jörn Bollinger)
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WIESBADEN - „Wir lachen über dieselben Dinge wie die Deutschen“, sagt Adi Tene, eine der Gastschülerinnen aus Israel. 28 Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule (CvO) aus Wiesbaden und der Galili Highschool aus der Wiesbadener Partnerstadt Kfar Saba in Israel kommen in dem großen Festsaal des Rathauses zusammen. Oberbürgermeister Sven Gerich begrüßt die Gäste herzlich, die Schüler würden einen großen Beitrag zur Völkerverständigung leisten.
Der Austausch findet bereits seit 30 Jahren statt. „Wir wollten damals eine Brücke in den Nahen Osten schlagen und so für mehr gegenseitiges Verständnis sorgen“, sagt Helmut Nehrbaß, der ehemalige Schulleiter der CvO. Man hätte den Austausch jedoch aufgrund der angespannten Situation in Israel einige Male absagen müssen.
Auch Evyatar Mery ist aus Kfar Saba angereist: „In Israel herrscht immer Streit, ob sich Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg geändert hat.“ Doch nach dem Austausch sind sich alle sicher, es habe sich viel geändert. Die Deutschen seien sehr gastfreundlich und jeder werde hier anerkannt, sagt Gal Danciger. Adian Goldmark erklärt: „Gegen unser Land gibt es in der Welt so viel Hass und die Medien stellen vieles falsch dar.“ Die Gastschüler wollen erzählen, wie Israel wirklich ist. „Wir sind ganz normale Menschen“, betont Tomer Caskin. Auch einer der deutschen Lehrer, Jörn Bollinger, findet die Völkerverbindung besonders wichtig: „Wenn jeder der Schüler mit seinen Freunden darüber spricht, dann ist das eine gute Prävention von Hass und Antisemitismus.“
Finn Rengelshausen, einer der deutschen Schüler, meint: „Die unterscheiden sich gar nicht von uns und machen Witze wie ganz normale Jugendliche.“ Auch Nicklas Decker hatte vor dem Austausch mit größeren Unterschieden gerechnet: „Alle Gespräche sind auf Augenhöhe.“
Auch die israelischen Schüler hatten Vorurteile, die hätten sich jedoch nicht bestätigt: „Meine Gastschwester ist immer zu spät“, sagt Tene. Doch jeder stelle sich ordentlich in Schlangen an, während man in Israel einfach nach vorne renne. Goldmark lobt: „Die Deutschen sind einfach supergut organisiert.“
In den acht Tagen ihres Aufenthaltes haben die Schülerinnen und Schüler unter anderem einen Rundgang durch Wiesbaden und Mainz gemacht, sie haben Rüdesheim besucht und an einer Sabbatfeier in der Synagoge teilgenommen. Der wohl schwierigste Ausflug war jedoch der zur Gedenkstätte Buchenwald. Gerich sagt dazu: „Dort konnten sich die Schüler intensiv mit der dunklen Seite der deutschen Geschichte befassen.“