Sitzungen ohne Schunkeln und Lachen? Dann lieber gar nicht, sagen die Fastnachter. Und warten auf ein Signal aus der Landespolitik.
KOSTHEIM. Das Virus und die Fastnacht: Der Kostheimer Carneval-Verein, größter Saalveranstalter im Stadtgebiet, sitzt im Hinblick auf die nächste Kampagne auf glühenden Kohlen. Der Vorsitzende Thomas Gill wartet auf ein Signal aus der Landespolitik, um weiterzumachen oder die Kampagne abzusagen. Je schneller ein „Go“ oder ein „Stop“ komme, desto besser wäre es für die Vereine. Die größeren Vereine müssten zusammen bei den Landesregierungen um ein abgestimmtes Vorgehen werben, um mehr über den „Zeitpunkt x“ zu erfahren. Würde Rheinland-Pfalz Sitzungen erlauben und Hessen sie verbieten oder andersherum, wäre das für die Vereine in Amöneburg, Kastel und Kostheim eine Katastrophe. Im Stadtgebiet sollte die Dacho, die Dachorganisation des Wiesbadener Karnevals, bei der Landesregierung anklopfen.
Corona-Einschränkungen als Stimmungskiller
Fastnachtssitzungen seien Spaßveranstaltungen, sie lebten von Lachen, Schunkeln und Körperkontakt. Die Corona-Einschränkungen seien Stimmungskiller: Man müsse sich nur eine Situation vorstellen, in der Besucher sechs Stunden lang mit anderthalb Metern Abstand von Mensch zu Mensch mit Atemmasken im Gesicht ein Programm verfolgen sollen. Abgesehen davon, dass mit den Masken an Essen und Trinken kaum zu denken sei, käme keine Stimmung auf. Ein Elferrat würde wegen der Abstände zum Fünferrat schrumpfen, das Ballett könnte erst gar nicht auftreten. Abgesehen davon, dass vielleicht nur 50 oder 100 Besucher kommen dürften: „Sitzungen in dieser restriktiven Form wären für uns nicht denkbar“, sagte Gill. Die Fastnachtsvereine befänden sich mit ihren Plänen in der Schwebe. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass es weitergehen könnte. Doch Skepsis sei angesagt, nachdem in Köln über eine Absage des Karnevals und in Mainz über einen Ausfall des Weihnachtsmarkts nachgedacht werde.
Für den Kostheimer Karnevalverein sei noch nichts verloren, im Moment sei noch nichts passiert. Die Sitzungstermine stünden fest, schon lange im Vorlauf, um sich das Bürgerhaus zu sichern. Die Kartenbestellungen würden bis August gesammelt, käme es zu einer Vergabe, würde sie ab September erfolgen. Eine Äußerung der Politik wäre hilfreich, weil man sich den Aufwand beim Erstatten des Eintrittspreises für enttäuschte Besucheranwärter gerne sparen wolle. Drei Wochen vor der Sitzung ließen sich auf die Schnelle weder Programme zimmern noch Orden herstellen oder Techniker für Ton und Licht engagieren. Mancher könne sich daran erinnern, dass schon einmal eine Kampagne ausfiel, 1991 wegen des Golfkriegs. Das sei aber schon so lange her, dass er es persönlich nicht wahrgenommen habe, sagte Gill.