
Seit Ferienbeginn gibt es auf der Theodor-Heuss-Brücke zum Ärger vieler Autofahrer mal wieder Bauarbeiten. Woran wird dort gearbeitet – und wie lange noch?
Mainz-Kastel. Der Wind pfeift, hier oben auf der Theodor-Heuss-Brücke. Ein Monument aus Stahl und Stein, 500 Meter lang. Sie ist wie eine Diva, die umsorgt werden will. Am größten Bauwerk der Stadt Wiesbaden gibt es immer etwas zu tun. Diesmal ist der Gehweg stromaufwärts dran.
Miriam Hepp-Schmidt und Jens Buchmann, Ingenieure der Abteilung Brückenbau, zurren ihre Warnwesten fester. Das Wetter schlägt Kapriolen. Die Arbeiten sind fortgeschritten, der Gehweg liegt fast blank. Die Rinne am Bordstein gibt den Blick in den Aufbau aus Stahl und Asphalt frei. Es ist eine ganz empfindliche Stelle, an der die Brücke leicht Schaden nehmen kann. Dort fließt das Wasser von der Fahrbahn ab. Auf dem Gehsteig liegt abgetragenes Material. Damit die Arbeit bei Regen ausgeführt werden kann, sind am Rand Zelte aufgeschlagen.
Die geplanten Kosten belaufen sich auf 700.000 Euro
Vor sechs Jahren bot sich einem vis-a-vis genau das gleiche Bild. Da ließ die Stadt den Gehsteig auf der stromabwärts gelegenen Seite der Heuss-Brücke sanieren. Auch damals standen Zelte, nur dienten sie der Beschattung, so heiß war es in jenem Sommer. Und die Materialien sollten auch nicht zu schnell abbinden.
Der Aufwand ist diesmal immens, die Baustelle braucht viel Platz. Die vier Fahrbahnen auf der Brücke _schnurren auf zwei zusammen, die Ferienzeit ist dafür keine schlechte Wahl. Sonst werden bis zu 40000 Fahrzeuge täglich gezählt. An diesem Vormittag sind es nicht so viele, die von einer Stadt einer Stadt in die andere wollen. Zwei Drittel der Theodor-Heuss-Brücke gehören der Stadt Wiesbaden, ein Drittel Mainz. Die Fäden der Bauunterhaltung laufen im Wiesbadener Rathaus zusammen, das im Auftrag der Landesbehörde Hessen Mobil die Heuss-Brücke unter seinen Fittichen hat.
In der Abteilung Brückenbau sind Spezialisten am Werk. Die Ingenieure kennen sich aus mit technischen Details und der kulturhistorischen Einordnung. „Sie ist eine der schönsten Brücken im weiten Umkreis. Unser Interesse ist es, dass sie nicht nur funktioniert, sondern auch optisch glänzt. Sie ist ein Stadteingang für Wiesbaden“, sagt Miriam Hepp-Schmidt über das Bauwerk über den Rhein. Die Abteilung weiß, auf was es in Kastel ankommt. Sie steuerte damals auch den Bau des Busterminals auf dem Hochkreisel. Darüber hinaus ist sie für 400 weitere Brücken im Wiesbadener Stadtgebiet verantwortlich. Außerdem für 300 Treppen und eine hohe Anzahl von Stützmauern.
Nun also die Theodor-Heuss-Brücke: Natürlich haben die Ingenieure der Stadt Methode und Ablauf der Sanierung nicht selbst entwickelt. Sie folgen Vorgaben der Bundesanstalt für das Straßenwesen. Wenn die Sommerferien enden, soll die Sanierung beendet sein. Kalkuliert wird mit einer Summe von 700.000 Euro. Die Baubetreuung ist zeitintensiv, ein Termin jagt den nächsten. Mindestens dreimal wöchentlich sind die beiden Ingenieure auf der Baustelle. Der Anblick ist imposant, über die ganze Brücken ziehen sich zwei Reihen von rot-weiß gestreiften Baken, zwischen denen ein Gehweg verläuft. Radfahrer können ihn mitbenutzen, sie müssen es aber nicht zwingend.
Abgetragenes Material landet in großen Säcken in einem Lager, das auf der Mainzer Seite der Brücke eingerichtet ist. Später wird es extra entsorgt. Das Baubüro befindet sich am Hochkreisel. Etappenweise arbeiten sich die Beschäftigten einer auf Stahlsanierung geeichten Firma voran. Mehr als zehn werden es nicht sein, die mit Elektrohämmern und einer Fräse Vorbereitungen treffen, damit Gehweg und Rinnstein neue Beläge erhalten. Der wird aus mehreren Lagen bestehen. Zwischen den einzelnem Arbeitsschritten liegen Pausen. Jede Materialschicht braucht Zeit zum Aushärten. Besonders kompliziert wird das Vorgehen im Rinnstein sein. Ein säuberlich freigelegter Streifen neben der Schrammbord genannten Bordsteinkante wird mit Stahlkugeln „sandgestrahlt“. Unten kommt eine Schweißbahn hin, darüber liegen eine Schutz- und eine Deckschicht aus Gussasphalt. Abdichtungen sorgen dafür, dass das Wasser von den Fugen fernbleibt. Das Trottoir erhält einen mit Sandkornern durchsetzten Dünnschicht-Belag für ein Mehr an Griffigkeit.
Brücke muss ständig geprüft und repariert werden
Die Theodor-Heuss-Brücke in Gänze sei gut in Schuss. Das habe die Stadt im Lauf der Jahre gut hinbekommen, sagt Miriam Hepp-Schmidt. Mit Sanierungen allein ist es nicht getan, die Brücke muss turnusmäßig geprüft und mancher Schaden behoben werden. Alles in allem ein hoher Aufwand für ein stadtgestalterisches Artefakt, Baujahr 1885. Man müsse eben dranbleiben, es sei wie im eigenen Haus: „Wenn man nichts tut, ist es nicht gut für die Erhaltung“, sagt der Ingenieur Jens Buchmann.