Amöneburg: Zweites Gefahrgutlager bei Kalle-Albert ein Risiko

Da der Chemiestandort unter der Anflugschneise des Erbenheimer Militärflugplatzes liegt, fordert die Bürgerinitiative Bilgus für das Projekt eine Umweltverträglichkeitsprüfung.

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AMÖNEBURG. Die Pläne für ein zweites Gefahrstofflager im Industriepark Kalle-Albert treffen auf Kritik. Mitglieder der Bürgerinitiative gegen Lärm und Gefahren durch US-Flugzeuge (Bilgus) fordern eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt. Sie erhoben Einwendungen im Genehmigungsverfahren des Darmstädter Regierungspräsidiums für das Fünf-Millionen-Projekt.

Bilgus: Es gibt ein Risiko für Flugzeugabsturz

Grund sei die Lage des Chemiestandorts unter der Anflugschneise für den Erbenheimer Militärflugplatz. Das Risiko eines Absturzes dürfe nicht ausgeklammert werden, heißt es in der Einwendung. Das immissionsrechtliche Verfahren endet am Mittwoch. Das Regierungspräsidium hatte im Mai mitgeteilt, dass es auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung verzichten werde. Im Umweltausschuss des Stadtparlaments hatte es daraufhin Gegenstimmen gegeben.

Infraserv will im Industriepark Kalle-Albert ein zweites Gefahrgutlager für 2640 Tonnen Material errichten. Ein älteres Lager mit 2000 Tonnen Kapazität soll in Betrieb bleiben. Die Bevölkerung müsse vor Flugunfällen und deren Folgen geschützt und das Risiko verkleinert werden, heißt es in der Einwendung der Bürgerinitiative Bilgus. Infraserv habe nach Kenntnis der Initiative vor Jahren eine Aufnahme des Industrieparks in eine Überflug-Verbotszone beantragt. Das Luftwaffenamt der Bundeswehr habe das abgelehnt. 2012 habe das Amt bei einer Bürgerinformation in Kastel zu erkennen gegeben, zu wenig über die Chemiebetriebe und deren Gefahren zu wissen. Mehrere Betriebe sind als Störfall-Betriebe eingestuft. Dabei führten zwei Instrumentenflugrouten über Kalle-Albert hinweg. Auch am Luftbrücken-Jahrestag seien sie von historischen Maschinen genutzt worden. Sonst steuerten Helikopter, Learjets und schwere Fluggeräte auch aus dem Ausland den Flugplatz auf diesen Routen an. Das Luftwaffenamt habe Überflüge in 200 Metern Höhe über dem Industriepark Kalle-Albert dokumentiert, heißt es in der Einwendung.

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Unter anderem wegen der Störfall-Betriebe habe die Stadt 2013 eine Risikoanalyse beim Zürcher Matrisk-Büro in Auftrag gegeben. Die Studie zeige, dass das Risiko bei der momentanen Zahl der Überflüge über dem Industriepark an der oberen Akzeptanzlinie liege. Ein weiterer Anstieg sei nicht hinnehmbar.