Bermbacher Protestanten feiern Gottesdienst unter freiem Himmel
Von Yvonne Weis
Vikarin Antonia von Vieregge (links) feiert mit Gäubigen den Gottesdienst im Garten des evangelischen Gemeindehauses unter freiem Himmel. Foto: wita/Mallmann
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BERMBACH - Die Kirchenglocken bimmeln, rufen die Bermbacher zusammen und die Sonne lugt am Sonntag pünktlich um 10.15 Uhr hinter den Wolken hervor. Doch statt in die Kirche, ging es gut gelaunt die Treppenstufen neben dem evangelischen Kirchengemeindehaus hinunter. Der schmal gepflasterte Weg führt in den mit Büschen gut geschützten Garten. Dort ist ein Altar mit Bibel, frischen Blumen und zwei dicken, brennenden Kerzen aufgebaut. „Du bist da…“, das schwungvolle Lied „Lauda to si; o mi signore…“ und den Refrain des Kindermutmachliedes „Gott sagt zu dir, ich habe dich lieb und wär gern dein Freund…,“ singen die Besucher in den Morgen hinein.
Es ist der erste Open-Air-Familiengottesdienst nach ihrer Mutterzeit, den Pfarrvikarin (Pfarrerin in Ausbildung) Antonia von Vieregge am Sonntag im Freien abhält. Dafür wurden vorab viele Kinder bis zwölf Jahre zusammen mit ihren Familien eingeladen. Das Motto lautet: „Wenn dein Kind dich morgen fragt, dann sollst du antworten, der Herr befreite uns mit seinen starken Armen“ (5. Buch Mose 6), schlug von Vieregge in der Predigt vor. Zusammen mit der achtjährigen Emma und den Konfirmandinnen Madita Hajek und Julia Resch gestaltet die Vikarin einen munteren und gut verständlichen Gottesdienst. Eltern sollten auf neugierige Fragen der Kinder, beispielsweise „Wie können wir uns sicher sein, dass Gott uns liebt“, mit eigenen Erfahrungen und Empfindungen antworten und nicht aus Internet oder Büchern zitieren.
„Kinder sollten sich nicht den Mund verbieten lassen und Gott Vertrauen schenken“, fasste Antonia von Vieregge die Sketche von Emma, Madita und Julia zusammen.
Förderkreis offiziell gegründet
Der Förderkreis „starke.kids. evangelisch“, der offiziell im Open-Air-Gottesdienst gegründet wurde, „soll für alle gelten. Egal, ob evangelisch, katholisch oder gar kein Kirchenmitglied“, betont Pfarrer Markus Eisele. Ihm ist es vor allem wichtig, dass Kinder und Jugendliche die Chance haben, „in der Welt getragen zu sein, Menschen kennenzulernen, die an Gott glauben, um Selbstvertrauen zu entwickeln, gestärkt in die Welt gehen zu können und Verantwortung übernehmen“. Eisele möchte für die jungen Leute „Orte schaffen, wo sie über ihre Seele nachdenken können“, um sich später für das Gute einzusetzen. Sie sollen einfach Freude am Glauben haben. „Die Eltern gehen ja heute kaum noch in die Kirche“, weiß der Geistliche, getauft wird meist bei der Konfirmation. Aber deutschlandweit habe es 2016 210 000 Wiederaufnahmen, Eintritte beziehungsweise Taufen in der evangelischen Kirche gegeben. Denen stünden 190 000 Kirchenaustritte gegenüber, verrät Eisele. „Gott soll der Freund im Himmel sein“ und dafür setzt sich die Kirchengemeinde immer wieder mit ihrer Arbeit ein.
Im Grunde nutzen die Kinder - und Jugendlichen schon seit Jahren die Ferienangebote, Action-Samstage, Ausflüge, den Kinder- und Jugendchor, den betreuten Jugendraum im evangelischen Gemeindehaus und den Kindergottesdienst-Tag jeden zweiten Samstag im Monat. „Doch jetzt sollen diese Aktivitäten durch den Förderkreis beziehungsweise deren Mitglieder finanzielle Unterstützung bekommen, weil die Kosten in der Kirchengemeinde einfach nicht gedeckt sind“, erklärt Eisele. Seit fünf Jahren basteln der Kirchenvorstand und Markus Eisele schon an der Idee und jetzt wird der Förderkreis „offiziell aus der Taufe gehoben“. Bei Kaffee und Kuchen kamen Interessierte und Gottesdienstbesucher im Anschluss im Gemeindesaal ins Gespräch.