Züchter in Wingsbach rühmen Robustheit und freundliche Art der Belted Galloways
Von Mathias Gubo
Redaktion Rheingau-Taunus
Leyla (rechts) und die anderen Belted Galloways auf ihrer Weide in Wingsbach. Foto: Adriana Hanssen
( Foto: Adriana Hanssen)
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WINGSBACH - Pamina ist dick und rund, sie wird in den nächsten Tagen ihr Kälbchen bekommen. Wie auch die vier anderen Kühe von Adriana Hanssen und Bernd Kugelstadt auf ihrem Gallowayhof am Ortsrand von Wingsbach. Zufrieden stehen oder liegen sie wiederkäuend im Stroh eines Unterstandes, derweil präsentiert Zuchtbulle Diego auf der nahen Weide 800 Kilogramm schönstes Belted Galloway.
Schon im 16. Jahrhundert nachweisbar
Diese besondere Gallowayrasse ist ein echter Hingucker. Denn die Tiere haben einen weißes Fell an Bauch und Rücken, die wie ein breiter Gürtel aussehen. Belted Galloways sind urkundlich das erste Mal im 16. Jahrhundert in der schottischen Provinz Galloway nachweisbar, ihre genauen Ursprungsrassen können trotz genetischer Untersuchungen nicht eindeutig bestimmt werden. Ob die markante Zeichnung der Belted Galloways auf die holländischen Lakenfelder zurückgeht oder eine Laune von Mutter Natur ist, lässt sich nicht nachvollziehen. Auch Genuntersuchungen hätten keine Klarheit gebracht, berichtet Hanssen. Sicher sei allerdings, dass sie nicht aus einer Kreuzung mit einer Milchviehrasse abstammen und genetisch mittlerweile näher mit Aberdeen Angus und Murray Grey verwandt sind als mit Galloway-Rindern.
Bernd Kugelstadt, Gründer und Chef eines Unternehmens mit inzwischen elf Mitarbeitern, nennt seine „Belties“ sein „kostenneutrales Hobby“. Vor Jahren schon hielt das Paar klassische Galloways, legte dann eine „schöpferische Pause“ ein. Doch 2014 kamen sie dann wieder auf das Rind. In Lippetal kauften sie ihre erste Kuh – Mathilde. Schon bald kam Diego dazu, der prächtige Bulle. Er war 2015 „Mister Beltie Deutschland“, sorgt als Zuchtbulle für den entsprechenden Nachwuchs und hat die Erwartungen von Adriana Hanssen und Bernd Kugelstadt bisher nicht enttäuscht.
BELTED GALLOWAYS
Belted Galloways sind eine eigenständige Rasse und zeichnen sich rein äußerlich durch ihren unpigmentierten Belt (Gürtel – weißer Fellstreifen) um den Bauch aus. Sie haben ein langhaariges Fell, das aus einem dichten Unterhaar und einem langen welligen Deckhaar besteht. Sie sind extrem widerstandsfähig und so in der Lage, das gesamte Jahr draußen zu bleiben. Da sie ihre Wärme vor allem durch die zwei Felllagen und nicht durch Fett speichern, haben sie vergleichsweise mageres Fleisch. Bullen wiegen etwa 850 Kilogramm bei einer Widerristhöhe von etwa 1,35 Meter, Kühe haben ein Durchschnittsgewicht von etwa 550 Kilogramm bei einer Widerristhöhe von 1,25 Meter.
Die Rinder zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch auf Weiden gehalten werden können, die andere Rassen ablehnen würden. Nur mit Gras und Heu als Nahrung produzieren sie trotzdem hochwertiges Fleisch, wobei sie Tests zufolge mehr verschiedene Pflanzenarten fressen als andere Rinderrassen. Sie leben im Vergleich zu anderen Rinderrassen lang und können 17 bis 20 Jahre alt werden. Die kleinrahmigen, tiefgestellten Tiere sind leichtkalbig.
Sie schwärmen von ihren Tieren, ihrer Robustheit, ihrer Genügsamkeit, ihrem freundlichen Gemüt. Sie seien leichtkalbend, betont Hanssen: „Wir haben bisher zu keiner Geburt einen Tierarzt gebraucht.“ Die Tiere leben auch im Winter gerne auf der Weide, werden dann allerdings mit Heu gefüttert. Bisher wurde auf dem ehemaligen Bauernhof in Wingsbach noch kein „Beltie“ geschlachtet.
Vielmehr gehen die Tiere in die Zucht. Fünf trächtige Kühe grasen derzeit in Wingsbach, dazu zwei Färsen und eben Diego, der Zuchtbulle. Der Nachwuchs wird an andere Züchter verkauft. Zurzeit sind die jungen Bullen Davoud, Costa und Bruno im Angebot.
Alle warten auf die Geburt der Kälbchen
Der Gallowayhof von Bernd Kugelstadt und Adriana Hanssen umfasst 30 Hektar Weideland, alles bio-zertifiziert. So bleibe man immer noch der Landwirtschaft verbunden, sagt der Unternehmer, der in seiner Firma Dichtungen für den Bereich Hydraulik und Pneumatik produziert und vertreibt. Seine Eltern waren noch in der Landwirtschaft tätig.
Nun wartet alles darauf, dass die Kälbchen auf die Welt kommen und es auch im Untertaunus endlich Frühling wird. Dann wird Adriana Hanssen mit einem großen Kamm anrücken und ihre Belties kämmen, damit ihr weißer Bauch auf dem Grün der Wiesen schon weithin zu sehen ist. Leyla, Pamina und die anderen Kühe freuen sich schon darauf.