Preise und Mieten steigen: Wohnraummarkt in Taunusstein ist angespannt
Nichts liefert derzeit mehr Schlagzeilen als der Bauboom, die Wohnungsnot und die oft vergebliche Suche nach bezahlbarem Wohnraum. Die hohe Nachfrage nach Wohnungen, Häusern und Bauplätzen hat längst auch Taunusstein erreicht.
Von Mathias Gubo
Redaktion Rheingau-Taunus
Einige wenige neue Häuser entstehen derzeit im Neubaugebiet "Oberhalb Freiäcker" in Wehen, gegen das noch eine Klage von Anwohnern läuft. Typisch für Taunusstein ist der Bau neuer Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser werden dagegen kaum gebaut. Foto: RMB / Wolfgang Kühner
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TAUNUSSTEIN - Nichts liefert derzeit mehr Schlagzeilen als der Bauboom, die Wohnungsnot und die oft vergebliche Suche nach bezahlbarem Wohnraum. Die Caritas warnt inzwischen vor dem „gesellschaftspolitischen Konfliktpotenzial“, längst hat sich eine Migrationsbewegung aus den teuren Städten in das weniger teure Umland in Gang gesetzt. Die hohe Nachfrage nach Wohnungen, Häusern und Bauplätzen hat längst auch Taunusstein erreicht. Fachleute attestieren der 30.000-Einwohner-Stadt einen „angespannten Wohnungsmarkt“. In der Fortschreibung der Strategie zur Stadtentwicklung heißt es: „Die wenigen freien Immobilien werden zu höheren Preisen vermietet oder verkauft.“
Die Baulandpreise haben in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt. Teuerster Stadtteil ist weiterhin Bleidenstadt mit einem Quadratmeterpreis von 360 Euro laut Bodenrichtwert des Jahres 2016. 2012 und 2014 lag der Quadratmeterpreis noch bei 310 Euro.
35 Prozent mehr für ein Einzelhaus
Zweitteuerster Stadtteil bleibt Neuhof mit 330 Euro pro Quadratmeter, am günstigsten ist Hambach mit 170 Euro. Gestiegen sind die Preise auch in Wehen um 35 Euro im Schnitt, in Hahn, Niederlibbach, Watzhahn und Wingsbach um 20 Euro. Es folgt Seitzenhahn mit 15 Euro plus. In Orlen haben die Gutachter eine regelmäßige Preiserhöhung von jeweils 20 Euro pro Quadratmeter in den Jahren 2014 und 2016 festgestellt.
Vertreibung
Der knappe Wohnungsmarkt in Wiesbaden hat auch Auswirkungen auf Taunusstein. Neubauten in der Landeshauptstadt entstehen laut Gutachter eher im höherpreisigen Segment. Es drohe damit „eine Vertreibung der einkommensschwächeren Bevölkerung durch die einkommensstärkere“. Um die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in Wiesbaden befriedigen zu können, müssten jährlich 1100 neue Wohnungen gebaut werden. Doch im Schnitt entstünden derzeit gerade einmal 550. Dementsprechend nimmt der Druck auf das Umland zu.
Deutliche Preisanstiege sind auch beim Verkauf freistehender Einzelhäuser zu verzeichnen. 2015 kostete ein Einfamilienhaus rund 35 Prozent mehr als noch 2010. Vor acht Jahren gab es ein freistehendes Einzelhaus im Durchschnitt für gut 270.000 Euro zu kaufen, 2015 mussten dafür schon gut 365.000 Euro bezahlt werden. Nicht besser sieht es bei Doppelhaushälften aus: Dort stieg der Preis von knapp 230.000 Euro im Jahr 2010 auf fast 300.000 Euro im Jahr 2015. Die Tendenz ist auch bei Reihenhäusern festzustellen: Die Preise kletterten von gut 220.000 Euro im Jahr 2010 auf knapp 265.000 Euro im Jahr 2015. Ähnliche Tendenzen gelten auch bei Eigentumswohnungen: Der Quadratmeter Wohnfläche in einem Neubau kostete 2010 im Durchschnitt 2143 Euro, 2015 dann schon 2573 Euro.
Mieten überspringen die Zehn-Euro-Marke
Was auch an den Mieten nicht spurlos vorüberging: Der neue Mietspiegel weist zum Teil deutliche Erhöhungen aus, dies gilt besonders für große Wohnungen, die nach dem Jahr 2000 gebaut wurden, aber auch ältere Wohnungen. Ein Beispiel: Eine mindestens 100 Quadratmeter große Wohnung, die im Jahr 2000 oder später gebaut wurde, hatte laut Taunussteiner Mietspiegel von 2013 noch eine durchschnittliche Quadratmetermiete von 8,36 Euro. Im neuen Mietspiegel liegt dieser Wert bei 9,11 Euro. Noch drastischer fällt der Sprung bei neueren Wohnungen zwischen 60 und 100 Quadratmetern aus: 2013 lag die Durchschnittsmiete bei 8,07 Euro pro Quadratmeter, 2018 schon bei 9,12 Euro. Inzwischen sollen die Mieten für neu gebaute Wohnungen laut Immobilienportalen bereits bei zehn bis elf Euro pro Quadratmeter liegen.
Laut Stadtverwaltung lagen im Sommer 671 Anträge zum Kauf eines Bauplatzes vor. Zudem haben 264 wohnungssuchende Haushalte nach einer Sozialwohnung nachgefragt. Zum Vergleich: In Taunusstein gab es zum vergangenen September nur 226 Sozialwohnungen in 61 Immobilien in Bleidenstadt, Hahn, Wehen und Hambach. Bezogen auf den gesamten Wohngebäudebestand liegt der Anteil von sozialgefördertem Wohnraum in Taunusstein deutlich unter einem Prozent. Wobei die meisten Wohnungen noch einer Bindung bis weit über 2030 hinaus unterliegen. Doch schon in diesem Jahr fallen 24 Wohnungen in Bleidenstadt aus der Bindung.
Auf die Gesamtsituation versucht die Stadt mit der Ausweisung neuer Baugebiete zu reagieren.