Hebamme Angela Braun-Tesch bietet jeden Mittwoch eine offene Sprechstunde im Taunussteiner Familienzentrum an
Von Mathias Gubo
Redaktion Rheingau-Taunus
Die Babys und Mütter haben Vertrauen zu ihr: Familienhebamme Angela Braun-Tesch (Mitte) mit Jeanette Kohde und Tamino (rechts) und Britta Grieger mit Anne. Foto: Mathias Gubo
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TAUNUSSTEIN - Sie will „Lotsin und Türöffner“ sein, vor keiner Frage hat sie Angst: Familienhebamme Angela Braun-Tesch bietet jeden Mittwoch von 9.30 bis 11.30 Uhr eine offene Sprechstunde in den Räumen des Taunussteiner Familienzentrums MüZe an. Dabei wird sie nicht müde zu betonen, dass jede Schwangere einen Anspruch auf die Dienste einer Hebamme habe und sie selbstverständlich der Schweigepflicht unterliege.
Schon seit 2013 wird in Eltville eine solche Sprechstunde in Zusammenarbeit mit Hephata Diakonie angeboten. Angesichts der großen Nachfrage habe man sich beim Rheingau-Taunus-Kreis entschlossen, dieses Angebot auch auf Taunusstein auszuweiten, erklärt die Jugendhilfe-Dezernentin des Kreises, Monika Merkert.
Vertrauensbasis ist besonders wichtig
Die offenen Sprechstunden der Familienhebamme seien ein wichtiger Bestandteil in der Arbeit des Netzwerkes „Frühe Hilfen und Kooperation im Kinderschutz“. Ansprechen wolle man damit werdende Eltern und Eltern mit Kleinkindern. Warum schreit mein Kind, sei nur eine von vielen Fragen, auf die Angela Braun-Tesch eine Antwort geben kann. Die staatlich examinierte Hebamme aus dem Rheingau hat eine Zusatzausbildung zur Familienhebamme gemacht. Damit soll sie die Gesunderhaltung der Eltern und des Babys in der Schwangerschaft und nach der Geburt unterstützen.
SPRECHSTUNDEN
Die offene Sprechstunde der Familienhebamme ist kostenlos und kann ohne Anmeldung besucht werden. Sie findet in Taunusstein immer mittwochs in der Zeit von 9.30 bis 11.30 Uhr im Familienzentrum MüZe, Scheidertalstraße 27, in Hahn statt, in Bad Schwalbach dienstags von 9 bis 11 Uhr im Kita-Familienzentrum Spatzennest, Rudolf-Höhn-Straße 1c.
Im Rheingau gibt es die offene Sprechstunde der Familienhebamme montags von 14.30 bis 16.30 Uhr bei Hephata Flexible Hilfen, Prälat-Wertmann-Straße, in Geisenheim, zudem donnerstags von 15 bis 17 Uhr in der „Hebammerei“ Rheingau in Rüdesheim, Elisabeth-Straße 8.
TIPPS FÜR WERDENDE VÄTER
Ganz handfeste Tipps gibt Hebamme Angela Braun-Tesch in den Geburtsvorbereitungskursen in ihrer „Hebammerei“ besonders den Männern. Und zwar angesichts der nahezu alltäglichen Verkehrsprobleme und vielen Baustellen im Rheingau.
Setzen die Wehen bei der Schwangeren ein, dann müssten die werdenden Väter „Sicherheit und Mut“ ausstrahlen, die werdende Mutter behutsam zum Auto führen und in den nach hinten geschobenen Beifahrersitz platzieren. Die Frau müsse sich richtiggehend „in den Sitz hängen“. Vorher dürfe aber nicht vergessen werden, der Frau die Hose auszuziehen. „Die Babys finden den Weg“, spricht Angela Braun-Tesch den Männern Mut zu, man müsse es nur „auffangen“, dann abtrocknen und auf die nackte Haut der Mutter legen. Nicht vergessen dürfe man trotz all der Aufregung, beide zuzudecken, damit ihnen warm ist. Spätestens dann sollte man den Notruf wählen.
Ihre Arbeit habe viel mit Prävention zu tun, sagt Angela Braun-Tesch. Oft kämen Frauen mit ganz allgemeinen Anliegen in ihre Sprechstunden, „sie legen nicht gleich los“. Nach weiteren Treffen habe sich eine Vertrauensbasis gebildet und man dringe zum Kern der Probleme vor. Dabei helfe auch ihre Schweigepflicht, sagt die Familienhebamme.
Fragen zum Schlafen und Weinen seien nur zwei Problembereiche. Die Überforderung mit dem Säugling könne ein Problem sein, aber auch Schwierigkeiten in der Partnerschaft oder wirtschaftliche Sorgen. Häufig seien es auch psychische Probleme – Erschöpfungsdepressionen. „Das ist eine sehr vulnerable Zeit“, erlebt Braun-Tesch immer wieder. Nicht selten müssten die Eltern auch feststellen, dass das Kind nicht wie erhofft ihre Partnerschaft gekittet hat – im Gegenteil. Dann steht Angela Braun-Tesch mit Rat und Tat zur Seite. Denn: „Es ist keinesfalls stigmatisierend, die Hilfe einer Hebamme in Anspruch zu nehmen.“
Das Hilfsangebot geht aber noch weiter. Es gibt auch Beratung und Hilfe nach Schwangerschaftsabbrüchen, Fehl- oder Totgeburten. Denn Ziel des Netzwerkes „Frühe Hilfen und Kooperation im Kinderschutz“ ist die Förderung der körperlichen und seelischen Entwicklung von Kindern und die Unterstützung der Eltern bei der Ausübung ihres Erziehungsrechts und der Erziehungsverantwortung. Im Rheingau ist dieses Netzwerk schon im Aufbau, im Untertaunus soll dies im kommenden Jahr starten. Wobei der Gesetzgeber bisher noch keine Lösung für ein besonders großes Problem gefunden hat: den zunehmenden Hebammenmangel.